Spitalsärzte: Lohneinbußen bei Arbeitszeitreform

Die Reform der Arbeitszeiten für Spitalsärzte wird schwierig. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung der Salzburger Landeskliniken (SALK) am Montag neuerlich klar. Die Kürzung der Wochenarbeitszeit von 72 auf 48 Stunden kostet die Mediziner Einiges.

Übermüdete Ärzte sollen der Vergangenheit angehören - das ist der Kerngedanke der Änderung auf Druck der EU. Nach jahrelangen Diskussionen gilt die Regelung jetzt ab Jänner 2015. Die Arbeitszeit für Ärzte in den Spitälern soll bis zum Jahr 2021 schrittweise gesenkt werden. Derzeit können Ärzte noch bis zu 72 Stunden arbeiten. Stimmen die Ärzte eines Spitals einer Betriebsvereinbarung zu, dann beträgt die wöchentliche Arbeitszeit ab 2015 bis zu 60 Stunden, ab 2018 bis zu 55 Stunden. Ab Mitte 2021 darf die durchschnittliche Wochenarbeitszeit dann 48 Stunden nicht mehr überschreiten.

„Kostet ein paar hundert Euro pro Monat“

Die Ärzte der Salzburger Landeskliniken fürchten jetzt um ihr Einkommen. Wer weniger arbeitet, bekommt schließlich auch weniger bezahlt: „Da wissen wir, was wir verlieren. Es gibt ein paar Abteilungen, die sich das Heimgehen nach dem Dienst selber finanziert haben - und das kostet ein paar hundert Euro pro Monat“, sagte ein Mediziner am Rande der Betriebsversammlung. Ein anderer Arzt sprach von Gehaltseinbußen bis zu einem Drittel.

Ärzte Informationsveranstaltung in den Salzburger Landeskliniken (SALK)

ORF

Die neuen Arbeitszeitregeln bringen den Spitalsärzten Einkommensverluste

Für die Geschäftsführung der Landeskliniken wiederum besteht das Problem, dass durch die schrittweise Verkürzung der Arbeitszeit geschätzte 100 zusätzliche Mediziner benötigt werden. Doch woher sollen diese kommen - wenn das Spital schon jetzt Schwierigkeiten hat, Ärzte zu finden. „Durch eine Reduzierung von Arbeitszeit und der gleichzeitigen Schwierigkeit, Ärzte für Krankenhäuser rekrutieren zu können, fehlt natürlich tatsächlich die Humanressource Arzt, die notwendig ist, um Patienten zu betreuen“, sagt der Salzburger Ärztekammerpräsident Karl Forstner. „Ein arztarmes Krankenhaus wird nicht funktionieren.“

Reformansatz: Weniger Verwaltungsarbeit für Ärzte

Es gibt aber Lösungsansätze: „Wir haben OECD-weit eine der höchsten Ärztedichten“, sagte Arbeits- und Medizinrechtler Wolfgang Mazal am Montag. „Wir haben nicht zu wenig Ärzte. Sie sind nur über weite Strecken falsch eingesetzt. Sie verrichten heute Tätigkeiten, die andere Berufsgruppen auch verrichten könnten.“

Ärzte sollten nur noch für medizinische Tätigkeiten eingesetzt werden, Diplompflegepersonal nur noch dort, wo es notwendig ist. Die Hilfe bei der Pflege und Verwaltungstätigkeiten sollten andere übernehmen, sagte Mazal: „Ich gehe davon aus, dass die Versorgungsqualität in vielen Bereichen sogar besser wird. Denn wenn ein Arzt mit vielen Fällen nur medizinische Tätigkeiten macht, dann ist auch seine Qualität der Arbeitsleistung besser, als wenn er die Hälfte seiner Arbeitszeit mit Administration verbringt.“

Verhandlungen mit Betriebsrat - aber Lohnverluste

Landesspitals- und Finanzreferent Christian Stöckl (ÖVP) weiß um die großen Herausforderungen in den nächsten Monaten: „Einerseits haben wir einen Ärztemangel. Zum anderen sind die Finanzen begrenzt - die Gesundheitsreform schreibt uns eine entsprechende Kostendämpfung vor. Wir sind seit Monaten dabei, mit dem Betriebsrat, den Ärzten entsprechende Modell zu erarbeiten.“

Lohnverluste für die Spitalsärzte wird es geben, räumt Stöckl ein: „Es wird sicherlich nicht so sein, dass wir diese Mehrdienste 1:1 abgelten können mit nur 48 Stunden. Ich denke, wir werden uns da irgendwo in der Mitte wohl treffen müssen. Das Grundgehalt wird erhöht werden müssen und andererseits bekommen die Ärztinnen und Ärzte mehr Freizeit - das ist ja auch etwas wert.“

Dass trotz jahrelanger Diskussionen die Politik das Problem weitgehend ignoriert hat, fällt Stöckl jetzt auf den Kopf: „Da ist in den letzten Jahren viel verschlafen worden. Umso stärker sind wir jetzt gefordert, in kurzer Zeit eine entsprechende sinnvolle Lösung zu finden.“

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Tobias Pötzelsberger berichtet über die Arbeitszeitreform in den Landeskliniken

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