probahn: Eigene Graffiti-Wände bei Bahnhöfen?

Die Verkehrsplattform probahn fordert von den ÖBB „präventive Maßnahmen“, um den Wildwuchs von Graffiti an Lärmschutzwänden bei Gleisen in der Stadt Salzburg einzudämmen. Verbote gegen Sprayer allein reichen nicht, so probahn-Sprecher Peter Haibach.

Probahn will, dass künftig nicht mehr ganz so hohe Lärmschutzwände zu beiden Seiten an Bahntrassen aufgestellt werden. Kleinere Flächen seien für Sprayer deutlich unattraktiver. Zum Beispiel in der Schweiz seien die Lärmschutzwände deutlich niedriger, so Haibach.

Graffiti an ÖBB-Anlagen in Salzburg

Gerald Lehner

Graffiti an ÖBB-Strecke in Salzburg-Aiglhof

Außerdem sollten die kahlen Anlagen im Grau der Städte attraktiver gestaltet werden. Haibach schlägt weiters vor, in Lärmschutzwände große Fenster einzubauen, um auch die Attraktivität von Städten wieder herzuzeigen, diese für Zugreisende nicht komplett zu verbergen: „Dadurch würde auch Graffitis viel Raum entzogen.“

Schnell wachsende Kletterpflanzen

Dazu sollten bisher völlig kahle Lärmschutzwände in Stadtbereichen mit schnell wachsende Kletterpflanzen wie Efeu begrünt werden: „Übermannshohe Lärmschutzwände verstellen die Sicht auf Städte wie Salzburg komplett. Sie sind für Graffiti-Künstler zusätzliche Herausforderung und Motivation.“

probahn teilt den Standpunkt der ÖBB, dass Sprayer beim nächtlichen Sprühen von Graffiti in der Nähe von Zügen mitunter ihr Leben aufs Spiel setzen. Richtig sei auch, dass es sich dabei um Sachbeschädigung handelt, die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft nach sich ziehen können. Haibach schlägt als Kompromisslösung vor, in Bahnhofsbereichen eigene Graffiti-Wände aufzustellen, bei denen sich junge Künstler darstellen könnten. Gleichzeitig sollten die ÖBB nicht nur verbieten sondern auch hohe Strafen androhen, wenn gegen Spray-Verbote verstoßen wird.

Peer Group Education?

Kenner urbaner und internationaler Jugendszenen sind nicht so optimistisch wie Haibach. Denn junge Sprayer dieser städtischen Subkulturen seien neben gut einsehbaren Standorten, größeren „Duftmarken“ und Tupfern im endlosen Grau besonders am nächtlichen Adrenalin-Kick und dem Reiz des Verbotenen interessiert. Experten ergänzen, möglicherweise könne man mit Peer Group Education mehr erreichen, wenn Gleichaltrige mäßigend auf allzu gefährlich lebende Sprayer einwirken. Solche Methoden werden auch angewendet, um sehr riskant fahrende Freerider auf Snowboards und Ski indirekt zu zähmen und vor dem Lawinentod zu bewahren.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

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