Fortschritte bei Bergung des Höhlenforschers
Noch in der Nacht haben Rettungskräfte am Donnerstag mit dem Abtransport des verletzten polnischen Höhlenforschers Marek G. aus der Jack-Daniel’s-Höhle im Salzburger Tennengebirge begonnen. „Wenn alles gut geht, haben wir ihn bis Sonntag draußen“, sagte Höhlenretter Gernot Salzmann am Freitag.
Patient ist stabil und versorgt
Dem Patienten gehe es den Umständen entsprechend gut, trotz einer Oberschenkelverletzung, Rippenfraktur und Gehirnerschütterung, sagte der Salzburger Höhlenretter Christian Roither bei einer Pressekonferenz in Abtenau. „Die Höhlenretter arbeiten sich mit dem Verletzten langsam, aber stetig durch das Schachtsystem zum Höhlenausgang“, hieß es von der Polizei.
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Derzeit beteiligen sich mehr als 100 Berg- und Höhlenretter an der aufwendigen Rettungsaktion: 40 Personen in der Höhle, 20 vor dem Eingang, weitere 20 in der Einsatzzentrale, 16 Personen - darunter Sanitäter und Feuerwehrleute - an Ort und Stelle. Aufgrund der vorübergehenden Wetterbesserung konnte ein Hubschrauber am Freitag weiteres Bergematerial und Lebensmittel zur Laufener Hütte (1.726 m) fliegen. Von dort wird das Material von den Einsatzkräften in einem rund eineinhalbstündigen Fußmarsch zum Eingang der Höhle auf 2.120 Meter Seehöhe nordöstlich des Bleikogels getragen.
Engstellen mussten erweitert werden
Die Rettungskräfte mussten an einigen Stellen der Schachthöhle Teile des Gesteins wegschremmen, damit sie das Nadelöhr mit dem Verletzten passieren können. Am Freitagvormittag hatten Sanitäter mit dem Verunglückten auf einer Trage in Begleitung eines Höhlenrettungsarztes den Ikara-Schacht, rund 200 Meter unter dem Höhleneingang, erreicht. Die Helfer müssen darauf achten, dass die Belastung für den Verunglückten nicht zu stark wird und entsprechend lange Pausen einlegen.
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Eine der längsten Höhlen in Österreich
Die Jack-Daniel’s-Höhle gehört laut Johannes Mattes vom Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH) zu den längsten Höhlen in Österreich. Der Eingang zur Höhle befindet sich nordöstlich des Bleikogels auf einer Seehöhe von 2.120 Metern.
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Der Einstiegsteil verläuft schachtartig rund 300 Meter in die Tiefe, erläuterte der Salzburger Höhlenforscher Walter Klappacher. Forscher aus Polen würden sich seit mehreren Jahren mit der Höhle beschäftigen. In der Höhle herrscht eine Temperatur von drei bis vier Grad Celsius, das Wichtigste seien daher die Wärme und medizinische Versorgung.
Absturz aus sieben Metern Höhe
Der Unfall ereignete sich Donnerstagnacht um 2.00 Uhr. Der polnische Forscher stürzte in rund 250 Meter Tiefe etwa sieben Meter über eine Steilstufe. Dabei erlitt der 27-Jährige mehrere Brüche im Bereich der Beine, verletzte sich den Brustkorb und erlitt eine Gehirnerschütterung. Der Pole war mit fünf Landesleuten für den Salzburger Höhlenverein in der Schachthöhle unterwegs, um dessen Verlauf zu dokumentieren. Er und seine Forscherkollegen gelten als sehr erfahren.
Beispiellose Rettungsaktion vor zwei Monaten
Erst am 8. Juni war ein Forscher in der bei Berchtesgaden gelegenen Riesending-Schachthöhle verunglückt. Bei einem Steinschlag hatte er ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. In einer beispiellosen Aktion war er gerettet worden. Nach 274 Stunden zogen ihn Helfer am 19. Juni ans Tageslicht. Mehr als 700 Menschen waren an der Aktion beteiligt, darunter auch Höhlenretter aus Österreich.
Viele der Hilfskräfte, die nun den polnischen Forscher bergen wollen, standen zuletzt schon bei der Bergungsaktion im Untersberg im Einsatz. „Es gibt viele bekannte Gesichter hier“, sagte Seidl. Er geht davon aus, dass die Bergung des Forschers frühestens um Mitternacht beginnen kann.
Links:
- Höhlenforscher im Tennengebirge verunglückt (salzburg.ORF.at; 14.8.2014)
- Viele Emotionen bei Bergungsaktion (salzburg.ORF.at; 20.6.2014)
- Untersberg: Höhlenforscher gerettet (salzburg.ORF.at; 19.6.2014)
- Untersberg: Tageslicht in Sicht (salzburg.ORF.at; 18.6.2014)
- Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg