Wolfram bleibt Mozarteumorchester-Chef

Der Ausschuss des Mozarteumorchesters hat sich für Thomas Wolfram als Geschäftsführer entschieden. Der 64-Jährige hat die Geschäfte seit Februar interimistisch geführt, jetzt ist er unbefristet verpflichtet worden, sagt Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne).

Der in Bremen geborene Wolfram betreibt in Wien eine Musikagentur, deren Leitung er jetzt an Kollegen abgeben wird. „Im Dienstvertrag für Wolfram haben wir eine Klausel verankert, wonach das Mozarteumorchester mit dieser Agentur keine Geschäfte machen darf“, so Schellhorn. 34 Personen hatten sich um den Posten beworben, die Entscheidung für Wolfram ist einstimmig gefallen. Schellhorn berichtete sowohl seitens des Betriebsrates und des Landestheaters als auch der Festspiele von „positiven Rückmeldungen“ zu Wolfram. „Wolfram steht für Ruhe und Stabilität, wir haben für die kommenden drei Jahre wechselweise auf das Kündigungsrecht verzichtet.“

Bereits Erfahrung als Orchester-Chef

Wolfram hat die Geschäfte des Orchesters bereits in den Jahren 1987 bis 1992 geführt. „Das Orchester war damals ein ganz anderes“, erinnerte er sich heute. „Damals gab es viele Musiker, die ‚Dienst nach Vorschrift‘ gemacht haben. Heute ist das Orchester deutlich jünger und vor allem hoch engagiert und viel ambitionierter.“ Als seine vordringlichste Aufgabe sieht Wolfram die Suche nach einem neuen Chefdirigenten. Der erfolgreiche und beliebte Brite Ivor Bolton wird seinen Vertrag, der 2016 ausläuft, nicht verlängern. Er ist zum Opernchef im Teatro Real in Madrid ernannt worden und dirigiert die Orchester von Covent Garden, Glyndebourne oder Amsterdam. „Trotz dieser internationalen Erfolge hat Bolton zum Mozarteumorchester so etwas wie eine Affenliebe, wir hoffen daher, dass er dem Orchester als erster Gastdirigent verbunden bleiben wird.“

Suche nach neuem Dirigenten

Bolton habe das Orchester sowohl künstlerisch als auch vom Renommee her entscheidend weitergebracht, erklärte Wolfram. „Dieses internationale Renommee ist wichtig. Es nützt uns nichts, wenn wir von einem Dirigenten begeistert sind, wenn er zum Beispiel für die Festspiele nicht akzeptabel ist.“ Der neue und zugleich alte Geschäftsführer will noch heuer mit Sondierungen beginnen, eine Abordnung des Orchesters wird sich dafür auch auf Reisen begeben, im Frühjahr 2015 soll ausgeschrieben werden, damit ein Dirigent 2017/2018 beginnen kann. „Je prominenter ein Dirigent ist, desto schwieriger wird es, ihn ans Orchester zu binden. Das ist mittlerweile üblich, das Problem haben alle Orchester. Ich gehe davon aus, dass ein künftiger Chefdirigent zehn, zwölf, allerhöchstens 14 Wochen im Jahr zur Verfügung stehen wird.“

Tourneen kaum noch zu finanzieren

Große, zwei- oder dreiwöchige Tourneen sind nicht mehr finanzierbar, weshalb es diese laut Wolfram kaum noch geben wird. Dafür soll die vierteilige und erfolgreiche Reihe „Sonntags-Matineen“ des Orchester um eine fünfte Matinee erweitert werden, und zudem will das Orchester wieder mehr Konzerte im Land Salzburg geben. Ganz oben auf Wolframs „To-Do-Liste“ steht auch eine Tournee in alle wichtigen Städte Österreichs. „Wenn wir in eine Reihe etwa im Konzerthaus oder im Musikverein eingebunden sind, werden wir dieses Säle auch füllen“, sagte der neue Geschäftsführer. „Das Mozarteumorchester spielt in einer Qualität, dass ich sagen kann, auch Wien kann froh sein, wenn wir kommen.“ 2016 wird das Orchester sein 175 Jahres-Jubiläum feiern, „wir sind um ein Jahr älter als die Philharmoniker“, so Wolfram nicht ohne Stolz.

Preissteigerungen nicht ausgeschlossen

Das Mozarteumorchester verfügt über ein Jahresbudget von neun Millionen Euro. Stadt und Land zahlen je 3,3 Millionen Euro. 2,4 Millionen verdient das Orchester selbst. „Unsere Eintrittskarten sind günstiger als bei allen anderen vergleichbaren Veranstaltern in Salzburg. In der kommenden Saison werden wir die Preise wohl etwas anheben müssen“, kündigte der Geschäftsführer an.