Scala-Programm wegen Pereira verschoben

Der Aufsichtsrat der Mailänder Scala hat am Montag seine Entscheidung über den umstrittenen Kauf von Opern der Festspiele und über den Salzburger Noch-Intendanten Alexander Pereira vertagt. Damit verzögert sich auch der Scala-Terminplan.

Der Aufsichtsrat der Scala befasste sich Montagnachmittag über zwei Stunden lang mit dem Verkauf der Opernproduktionen an das Mailänder Opernhaus: „Es handelt es sich um eine heikle Angelegenheit, die vertieft werden muss. Pereira ist noch nicht Scala-Intendant“, sagte danach Mailands Bürgermeister Giuliano Pisapia, der im Scala-Kontrollorgan sitzt.

Auch die Programmpräsentation des Opernhauses, die für den 15. Mai angesetzt gewesen wäre, wurde verschoben. Dabei ist die kommende Spielzeit besonders wichtig, da kommendes Jahr die Weltausstellung in Mailand stattfindet.

Alexander Pereira als Intendant der Salzburger Festspiele

APA/Barbara Gindl

Der Aufsichtsrat der Mailänder Scala will am 5. Mai entscheiden, ob Pereira sein Amt dort im Oktober antreten kann

Nächste Sitzung am 5. Mai

Pisapia will in den kommenden Tagen die Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler persönlich treffen oder einen Vertreter nach Salzburg entsenden, um die Hintergründe des Operndeals zu ergründen. Danach werde er dem italienischen Kulturminister Dario Franceschini berichten, sagte Pisapia nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

In der nächsten Sitzung des Scala-Aufsichtsrats am 5. Mai soll die Zukunft Pereiras entschieden werden, der wegen des Vorwurfs eines Interessenskonflikts in Mailand arg unter Beschuss geraten ist.

Vier Produktionen um 690.000 Euro

Alexander Pereira, derzeit noch Intendant der Salzburger Festspiele, hat der Scala, deren Chefposten er im Herbst übernehmen soll, vier Festspiel-Produktionen um zusammen 690.000 Euro verkauft. Es handelt sich dabei um „Falstaff“, „Die Meistersinger von Nürnberg“, „Lucio Silla“ und „Don Carlo“. Auch über die Übernahme von „Cenerentola“ und „Die Entführung aus dem Serail“ soll laut italienischen Medien eine Einigung erzielt worden sein.

Pereira wies den Verdacht eines Interessenskonflikts entschieden zurück und legte einen Bericht über den Verkauf von Opern der Salzburger Festspiele an das Mailänder Opernhaus vor. Dieser werde jetzt ins Italienische übersetzt und an die Scala-Aufsichtsratsmitglieder überreicht, erklärte Pisapia.

Streit um Opern wird zum Politikum

Laut italienischen Medien ist der Fall um den Opernkauf zu einem Politikum geworden, das den Aufsichtsrat spaltet. Die Tageszeitung „La Stampa“ wittert einen Komplott, um Alexander Pereira, derzeit noch Intendant der Salzburger Festspiele, zum Verzicht auf den Intendantenposten an der Scala zu bewegen, den er im Oktober übernehmen sollte.

Auf Pereiras Verzicht drängen demnach der Vertreter der Region Lombardei, sowie die beiden Repräsentanten des Kulturministeriums im Scala-Aufsichtsrat. Als entscheidend für Pereiras Zukunft könnten sich daher die Stimmen des einflussreichen Vizepräsidenten des Aufsichtsrats, Bruno Ermolli, sowie der beiden Banker Giovanni Bazoli und Aldo Poli erweisen.

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