Goldegg: Weiter Diskussion um NS-Gedenken

In Goldegg (Pongau) geht die Diskussion um eine Gedenktafel für Einheimische weiter, die vor 70 Jahren als politische Gegner und Deserteure im Nationalsozialismus ermordet wurden. Es gibt nun auch ein zeitgeschichtliches Projekt mit der Bevölkerung.

Zuletzt waren in Medienberichten die Befürchtungen der Tochter eines Regimegegners bekannt geworden, die neue Gedenktafel oder ein Denkmal könnten weit vom Goldegger Ortszentrum beim Böndlsee geschaffen werden. Dort - wo vor 70 Jahren einige der Deserteure erschossen wurden - würden sie nur wenige sehen, so die Kritik. Der Pinzgauer Künstler Anton Thuswaldner aus Kaprun arbeitet derzeit an einem Entwurf.

Böndlsee Goldegg

Gerald Lehner

Beim Böndlsee in Richtung Lend (Pinzgau) wurden Goldegger von SS und Gestapo erschossen. Andere starben später in Konzentrationslagern und Kerkern - weit von der Pongauer Heimat entfernt

Geschichtsprojekt in Vorbereitung

Brigitte Höfert, Tochter des Regimegegners Karl Rupuitsch, wünscht sich, die neue Gedenktafel sollte zentraler in Goldegg oder im Hof des Schlosses montiert werden. Diesen Vorschlag unterstütze auch er, betont Cyriak Schwaighofer, Chef des Goldegger Kulturvereins auf Schloss Goldegg und Klubchef der Grünen im Landtag. Es werde nun unter der Leitung des Pongauer Historikers Michael Mooslechner allerdings noch ein Geschichtsprojekt eingefädelt, bei dem alle Goldegger eingeladen sind, sich zu beteiligen.

Schwaighofer: Weitere NS-Opfer einbinden

In der Gemeinde leben noch ehemalige Opfer der Nazis - darunter eine Frau, die im KZ Ravensbrück inhaftiert war - und weitere Nachfahren von Leuten, die damals ermordet wurden. Diese hätten zum Teil recht unterschiedliche Meinungen, die vor Aufstellung eines Denkmals sachlich besprochen werden sollten, so Schwaighofer. Dem schließt sich auch der Goldegger Hotelier Sepp Schellhorn von den NEOS an, der bisher für die ÖVP in der Gemeindevertretung saß und sich auch für eine würdige Gedenkkultur engagiert. Und auch der amtierende Bürgermeister Johann Fleissner von der ÖVP unterstützt diese Pläne, wie er dem ORF am Freitag sagte. Ihm persönlich würde die Gedenktafel beim Böndlsee (Anm.: unmittelbar am Tatort der ersten Morde durch SS und Gestapo) als logisch erscheinen, „weil im Ortszentrum der direkte historische Bezug fehlt“.

Angehörige: „Böndlsee kein logischer Ort“

Der Sicht des Bürgermeisters widerspricht Brigitte Höfert, Tochter eines Goldegger Widerständlers, der im NS-Konzentrationslager Mauthausen bei Linz von der SS ermordet wurde. Sie bemüht sich seit Jahren um die gemeinsame Gedenktafel oder ein Denkmal und sieht das Ortszentrum und das Schloss Goldegg als passenden Ort der Erinnerung - weil nicht alle Männer beim Böndlsee umgebracht wurden.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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