Generali Foundation von Wien nach Salzburg

Die international sehr bekannte Kunstsammlung der Generali Foundation übersiedelt demnächst komplett von Wien ins Salzburger Museum der Moderne (MdM) auf den Mönchsberg. Beim Team der Foundation in Wien heißt es, man sei bis zuletzt nicht über die Pläne informiert worden.

Museum der Moderne

ORF

Museum der Moderne auf dem Mönchsberg

Diese News - die in Salzburg einige Fachleute als Sensation betrachten - gaben Vertreter des Versicherungskonzerns, MdM-Direktorin Sabine Breitwieser sowie Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) am Freitagvormittag bekannt.

Wiener Team offenbar nicht informiert

Vor der Bekanntgabe der Auflösung der Wiener Generali Foundation zugunsten einer Partnerschaft mit dem Museum der Moderne in Salzburg hat der Generali-Vorstand das Wiener Team rund um Direktorin Sabine Folie nicht informiert. „Das Haus und seine Mitarbeiter inklusive der Direktorin“ seien vor der Salzburger Pressekonferenz „nicht in Kenntnis gesetzt worden“, hieß es am Freitagnachmittag.

Der Ausstellungsbetrieb in der Wiedner Hauptstraße soll mit der zweiten Ausstellung 2014 beendet werden, danach soll der Standort aufgelassen „und die personellen Ressourcen aufgelöst“ werden. Eine weitere Stellungnahme wollte man am Wiener Standort nicht abgeben.

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Jubel in Salzburg

„Strategische Weichenstellung für Salzburg“, „Meilenstein“, „Aufwertung des Kulturlandes Salzburg“ oder „Liebesheirat“ - Begriffe wie diese wurden von allen Entscheidungsträgern auf dem Podium der Salzburger Pressekonferenz bemüht. Tatsächlich ist diese Partnerschaft weitreichend, die Generali Versicherung, das MdM und das Land Salzburg haben einen Vertrag auf 25 Jahre abgeschlossen. Zumindest so lange wird die Sammlung als Dauerleihgabe in Salzburg betreut.

Der Umzug der gut 2.100 Kunstwerke von 250 Künstlern soll schrittweise bis Ende 2015 durchgeführt werden. Der Museumsstandort der Generali Foundation im vierten Wiener Gemeindebezirk wird dann aufgelöst. Auf APA-Nachfrage am Wiener Standort zeigte man sich zunächst überrascht und war seither für keinen Kommentar erreichbar.

„In Wien sind wir an Grenzen gestoßen“

Neben den Kunstwerken soll auch die wissenschaftliche Fachbibliothek und das gesamte Archiv der 1988 gegründeten Sammlung in Salzburg untergebracht werden. Wie Dietrich Karner, Präsident der Generali Foundation (zudem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Generali Holding Vienna AG und der Generali Versicherungs AG) erklärte, werde das Unternehmen weiterhin Mitarbeiter für die Sammlungstätigkeit, den Ankauf, die Restauration und das Archiv finanzieren:

„Wir werden uns also keinesfalls aus der Verantwortung stehlen, sondern uns weiterhin um diese Sammlung bemühen“, erläutert Karner: „Die Sammlung war für unser Unternehmen immer ein bedeutender Imageträger. Aber in Wien sind wir an Grenzen gestoßen. In Salzburg wissen wir sie in guten Hände, da gibt es viel mehr Platz, große Teile der Sammlung der Öffentlichkeit häufiger zugänglich zu machen.“

Weiter viel Geld der Generali für Kunst

Die Generali wird auch ihr Budget für Ankäufe und die Betreuung der Sammlung unverändert beibehalten, konkrete Summen wollte der Versicherer aber nicht nennen.

Sabine Breitwieser Museum der Moderne

APA / Barbara Gindl

Breitwieser

Die neue Salzburger Museums-Chefin Sabine Breitwieser ist Gründungsmitglied der Generali Sammlung und war maßgeblich am Aufbau der Sammlung in Wien beteiligt:

„Mit einem Schlag können wir jetzt Defizite der bestehenden MdM-Sammlung ausgleichen. Das wäre ohne die Partnerschaft mit Generali niemals möglich gewesen. Diese Sammlung hat scharfes Profil und ist für die Zeit von den 1960er-Jahren bis heute international bedeutend.“

Haslauer verweist auf internationale Bedeutung

LH Haslauer betont, der Standortwechsel der Sammlung sei für Salzburg auch deswegen so bedeutend, weil diese Kunstwerke bei internationalen Leihgebern ausgesprochen gefragt seien: „Das bedeutet, dass wir im Gegenzug auch häufig Kunstwerke nach Salzburg holen können, die wir ohne die Generali-Sammlung nur selten bekommen würden.“

„Als wir mit unserer Sammlung im Jahr 1988 begonnen haben, waren viele Künstler unbekannt und galten als Avantgarde. Heute zählen fast alle zum Establishment“, so Karner. Prominent vertreten in der Sammlung sind VALIE EXPORT, Harun Farocki, Andrea Fraser, Bruno Gironcoli, Dan Graham, Hans Haake, Julius Koller, Franz West, Heimo Zobernig, Walter Pichler, Martha Rosler und viele andere. Breitwieser wird erste Teile der Sammlung ab April 2014 im MdM zeigen. Bis Ende 2015 soll die gesamte Sammlung in Salzburg sein und auf einem eigenen Stockwerk im Museum auf dem Mönchsberg wechselweise in Dialog mit der eigenen Sammlung präsentiert werden.

Erweiterung des Museumsdepots dringend nötig

Zur Schlüsselfrage ist durch die angekündigte Übersiedelung der Generali Sammlung das Depotproblem geworden. Seit Jahren klagt das MdM über zu geringe und schlecht geeignete Lagerflächen. Das Land verfügt über eine rechtskräftige Baugenehmigung für ein 1.000-Quadratmeter-Depot hinter dem Museums-Gebäude auf dem Mönchsberg. Jetzt seien aber 3.000 Quadratmeter nötig, so Breitwieser. Haslauer sagte, nachdem auch andere Museen (Salzburg Museum, Anm.) Bedarf angemeldet hätten, müsse die „Insellösung“ für das MdM möglicherweise einer größeren Lösung weichen. Kulturlandesrat Schellhorn hat angekündigt, entsprechende Räumlichkeiten „auf der grünen Wiese“ zu mieten. Diese sollen Ende 2015 bereits zur Verfügung stehen.

Links:

Generali Foundation
Museum der Moderne (MdM)