„Alte Wacht“ bald unter Denkmalschutz

Noch vor Weihnachten soll die „Alte Wacht“ an der alten Straße von Großarl nach St. Johann (Pongau) unter Denkmalschutz gestellt werden. Einst diente das Gebäude zur Kontrolle der Bevölkerung, um Rüstungsgeschäfte des Erzbischofs im Dreißigjährigen Krieg zu schützen.

Der Salzburger Erzbischof Paris Lodron ließ im 17. Jahrhundert mit Schwefel und Kupfer aus Bergwerken bei Großarl viele Rüstungsgüter herstellen. Der Fürst war im Dreißigjährigen Krieg ab 1618 zwar offiziell neutral, belieferte aber viele Kriegsparteien Europas mit Munition und Waffen, sagen Militärhistoriker.

Kustos Martin Rohrmoser vom Nationalparkverein Großarltal betont, bis Weihnachten soll nun die Entscheidung des Bundesdenkmalamtes fallen: „Wir hoffen, dass das Gebäude nun auch bei der Behörde als besonders schützenswert anerkannt wird und mit diesem Prädikat für die Nachwelt erhalten werden kann.“

Alte Wacht Großarl St. Johann

salzburger-bergadvent.at

„Alte Wacht“ bei Großarl

Die „Alte Wacht“ an der früheren und sehr schmalen Bergstraße zwischen St. Johann und dem Großarltal sei stummer Zeuge aus turbulenten Zeiten; so Rohrmoser. Doch warum mussten die Hüttschlager und Großarler von der Obrigkeit so stark bewacht werden?

„Neutralität“ eines Waffenhändlers

Der Hüttschlager Museumskustos und Religionslehrer Martin Rohrmoser verweist auf den Erzbischof Paris Lodron im Dreißigjährigen Krieg, der offiziell von 1618 bis 1648 dauerte, und dem ca. ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands zum Opfer fiel:

„Vor Jahrhunderten gab es viel Reichtum bei uns im Tal. Grund- und Lehensherr war der Salzburger Erzbischof. Er hat geschaut, dass seine Pfründe mit Kupfer und Schwefel als Rohstoffen für Rüstungsgüter hier erhalten bleiben. Möglicher Schmuggel sollte unterbunden und Spione abgehalten werden.“

Machtpoker Europas, nur zum Teil Religionskrieg

Erzbischof Paris Lodron gelang es trotz seiner Waffengeschäfte, das staatlich unabhängige Fürstentum Salzburg aus dem Dreißigjährigen Krieg politisch herauszuhalten. Dennoch ging große Furcht um, weil protestantische Truppen unter Führung der Schweden - mit verbündeten Katholiken aus Frankreich - gegen Bayern und österreichische Habsburger bis in die Region München und von Böhmen her ins Mühlviertel vordrangen. Der katholische Salzburger Erzbischof ließ die Stadtbefestigungen und auch die Festung Hohensalzburg massiv ausbauen.

Denkmalamt entscheidet demnächst

Die endgültige Entscheidung des Bundesdenkmalamtes über die „Alte Wacht“ bei Großarl wird in den kommenden Wochen erwartet. Seit einigen Jahren schon dient das alte Gebäude als Museum. In diesen Wochen bis Weihnachten finden dort Veranstaltungen der Reihe „Salzburger Bergadvent“ statt.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

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