Arbeitsstiftung nach Alpine-Pleite beschlossen

Nach der Pleite des Baukonzerns Alpine haben Arbeitsmarktservice (AMS) und Land Salzburg am Dienstag die Einrichtung einer Arbeitsstiftung beschlossen. In der Zentrale in Wals-Siezenheim (Flachgau) herrscht unter der Belegschaft große Betroffenheit.

Neben den 574 Arbeitern sind in Salzburg auch 300 Verwaltungsangestellte betroffen, sagte Betriebsratsvorsitzender Josef Maier: „Ich versuche einfach, noch die Leute bei der Stange zu halten und zu motivieren, dass alles versucht wird mit AMS und Masseverwalter - damit nicht das Chaos ausbricht.“ Sowohl Betriebsräte als auch Niederlassungsleiter Josef Pilsl sprechen von einer Zerschlagung des Konzerns. Am Dienstag verhandelt offenbar die Geschäftsführung der Salzburger Baufirma Hinteregger & Söhne in Wien über die Übernahme. Von dem Unternehmen gibt es bisher keine Stellungnahme dazu.

Alpine bestätigt Gespräche mit Hinteregger

„Die Firma Hinteregger hat konkretes Interesse. Es wäre für die Firma Hinteregger eine Leistungserweiterung speziell im Tiefbau, aber auch im Hochbau“, sagt Alpine-Manager Josef Pilsl. „Die Entscheidung muss rasch gefällt werden. Umso später, umso schwieriger wird es“, so Pilsl. In Salzburg sind 138 Lieferanten von der Alpine-Pleite betroffen, so der Kreditschutzverband.

Tatsächlich gefährdet seien in Salzburg höchstens sechs bis acht Betriebe mit maximal zwölf Mitarbeitern, sagt der Geschäftsführer des Kreditschutzverbandes in Salzburg, Erich Grausgruber. Beim Großteil der zu erwartenden 600 Salzburger Alpine-Gläubiger dürfte es sich um kleinere Verbindlichkeiten handeln, so Grausgruber. 1.400 Lieferanten und Subunternehmer hatte die Alpine laut KSV in ganz Österreich.

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KSV: Kein „Pleite-Tsunami“ erwartet

Die Kreditschützer des KSV 1870 rechnen infolge der Pleite der Alpine Bau mit Folgeinsolvenzen im „mittleren einstelligen Bereich“, aber mit keinem „Insolvenz-Tsunami“, der über Österreichs Wirtschaft hinwegfegt. Aufgrund der Zerschlagung der Alpine Bau werden die Passiva des Baukonzerns von den Anfangs geschätzten 2,6 Mrd. auf mindestens 2,8 Mrd. Euro steigen, die geschätzten Aktiva von 660 Mio. Euro weiter sinken, sagte KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner am Dienstag vor Journalisten in Wien. Im Laufe der Woche erwartet er auch die Insolvenz der nicht operativ tätigen Alpine-Konzernholding.

Durch die am Montag besiegelte Schließung der Alpine Bau wird auch die anvisierte Quote für die Gläubiger von ursprünglich rund 20 Prozent sinken: „Es würde mich überraschen, wenn es zehn Prozent sind“, so der Insolvenzexperte. Noch weniger dürfte es indes für Alpine-Anleihebesitzer geben. Ein Totalausfall sei das Worst-Case-Szenario.

„Heilsamer Schock für die Baubranche“

Für Kantner könnte die Alpine-Pleite ein „heilsamer Schock“ für die Baubranche sein. Wichtig sei, das schwächste Unternehmen aus dem Markt zu nehmen und nicht mit einem Hilfspaket eine Branche mit Überkapazitäten weiter zu stützen. Die Alpine habe in den vergangenen Jahren „sehr stark expandiert“ und zu Tiefstpreisen „möglicherweise nicht kostendeckend“ angeboten. Es gehe nun darum, „eine schonende Bruchlandung zu organisieren“.

Der Insolvenzexperte kritisierte das hierzulande verbreitete Billigstbieterprinzip. Dadurch hätten österreichische Baufirmen volle Auftragsbücher, seien aber renditeschwach. Die öffentliche Hand trage für diese Entwicklung eine Mitverantwortung. Kantner empfahl den Bauherren, sich am „Schweizer Modell“ zu orientieren, bei dem ein Durchschnittspreis aller Anbieter ermittelt wird. Der Baukonzern, der am nächsten beim Durchschnittpreis anbietet, erhält dann den Auftrag.

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