Smart Grids: Pilotprojekt gut angelaufen

In Köstendorf (Flachgau) wird seit Anfang April die Energie-Zukunft erprobt. 40 Haushalte, eine Schule und mehrere Firmen beteiligen sich am Projekt Smart Grids. Sie bilden ein intelligentes Stromnetz mit dem Ziel, Energie effizient zu nutzen.

Als Salzburg vor vier Jahren vom Klimafonds zur ersten Modellregion für Smart Grids gekürt wurde, habe es nicht viel mehr als Ideen und Powerpoint-Präsentationen gegeben, sagt Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH. Mittlerweile gehört Salzburg aber - mit dem von EU, Bund und Land subventionierten und der Salzburg AG ausgeführten Pilotprojekt in Köstendorf - zu den Vorreitern bei der Entwicklung von intelligenten Stromnetzen.

In der Eisbachsiedlung gibt es in dem Modellgebiet auf jedem zweiten Haus eine Photovoltaikanlage, sowie in jeder zweiten Garage ein E-Auto, berichtet Strebl. Insgesamt wurden 43 Photovoltaikanlagen installiert und 36 E-Autos sind in Betrieb. Die Herausforderung für das Energiesystem sei der Ausgleich zwischen dem stark schwankenden Angebot der zusätzlichen Stromerzeuger und der sich ändernden Nachfrage durch die neuen Verbraucher. Dieser Ausgleich gelingt durch das „Hirn“ des Smart Grids, einem intelligenten Transformator.

E Auto

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36 E-Autos hängen in Köstendorf am Stromnetz

Stromkonsumenten werden zu „Prosumenten“

Die bisherigen Stromkonsumenten sollen zu „Prosumenten“ werden - also zu Stromproduzenten und -konsumenten gleichzeitig. Das Stromnetz wird aus der bisherigen Einbahnstraße vom Kraftwerk bis zur Steckdose zu einer mehrspurigen Fahrbahn. Wie das in der Praxis funktioniert, sehen Sie im folgenden Video:

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Intelligente Stromzähler und Eigenverantwortung

Herzstück des Pilotprojektes in Köstendorf sind die intelligenten Stromzähler in den Haushalten. Sie regeln zwischen Solarstromeinspeisung ins Netz oder Netzstromverbrauch und zeigen die Werte auf den Displays. Erste Einsparungen ließen sich bereits nach eineinhalb Monaten feststellen, sagt Projekt-Teilnehmer Josef Struber: „In fünf Jahren amortisiert sich das Ganze. Die Anlage hält ungefähr 20 Jahre, also kann das nur positiv sein.“

Smart Meter

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Intelligente Stromzähler regeln zwischen Solarstromeinspeisung und Netzstromverbrauch

Gefordert sind aber auch die Projekt-Teilnehmer, die an „guten Solarstromtagen“ die Kraft der Sonne nützen müssen. „Privat habe ich insofern umgestellt, dass ich jetzt tagsüber wasche und nicht so wie früher in der Nacht oder am Wochenende. Man schärft einfach das Bewusstsein für den Energieverbrauch“, sagt Margit Bliem.

Auf die Eigenverantwortung der „Stromprosumenten“ verweist auch Energieexperte Ludwig Karg, der bereits zahlreiche Modellregionen in Österreich und Deutschland begleitet hat: „Die Köstendorfer haben beispielsweise gelernt, dann zu waschen, wenn die Sonne scheint. Es geht darum, so viel wie möglich die Energie zu verbrauchen, die man selbst erzeugt, das was man nicht benötigt in das Stromnetz einzuspeisen und wenn man zu wenig hat, Strom aus dem Netz zu holen.“

„In zehn oder fünfzehn Jahren gerüstet sein“

Ludwig Karg sieht die Entwicklung der Smart Grids noch im Anfangsstadium: „Wenn einmal in größeren Mengen produziert wird, werden die Gerätschaften und die Anschlüsse billiger. Und auch die notwendigen Erfahrungen haben wir dann gesammelt. Förderungen wird es dann keine mehr brauchen.“

Gerade deshalb sei es wichtig, solche Pilotprojekte durchzuführen: „Es ist ja nicht so, dass im Salzburger Land die Stromversorgung gerade zusammenbrechen würde. Man hat das alles im Griff. Aber in zehn oder fünfzehn Jahren, wenn wir noch viel mehr Photovoltaikanlagen und Elektrofahrzeuge haben, müssen wir gerüstet sein.“

Ein wichtiger Hintergrund der Smart Grids ist auch die Entlastung der Stromnetze. Den Ausbau des Leitungsnetzes, beispielsweise durch die viel diskutierte 380-kV-Leitung in Salzburg, könne man aber sicher nicht ganz verhindern, sagt Ludwig Karg: „Das wäre volkswirtschaftlicher Unsinn zu sagen, dass man den Strom nur ausschließlich dort verbraucht wo er erzeugt wird. Durch regionalen Verbrauch und regionales Ausgleichen können wir aber einen Teil des Ausbaus einsparen.“

In jedem Fall sei es aber eine Kostenersparnis, wenn man weniger in die neue Infrastruktur investieren müsse. Es ist also gut möglich, dass das, was in Köstendorf derzeit vorexerziert wird, in einigen Jahren von allen praktiziert wird.

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