„Salzburg und Tirol nicht vergleichbar“

Die Ausgangssituation zur bevorstehenden Landtagswahl in Salzburg sei mit jener in Tirol nicht vergleichbar: Das sagt der Politikwissenschafter Peter Filzmaier.

Tirol hat gewählt - und zu den Verlierern gehören die Meinungsforscher. Sie sind in ihren Prognosen ziemlich daneben gelegen. Aber kann man vom Tirol-Ergbnis auch auf den bevorstehenden Wahlgang in Salzburg schließen? - eher nein, schätzt der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier.

„In Salzburg dominiert ein regionales Thema“

Die Lage in beiden Ländern sei zu unterschiedlich, sagt Filzmaier. Aus der Sicht des Politikwissenschafters gibt es vor allem bei den poltischen Inhalten deutliche Unterschiede zwischen den Wahlen in Tirol und Salzburg. „Der entscheidende Unterschied wird vermutlich sein, dass es in Tirol letztlich Bundesthemen waren, die dominiert haben wie Arbeitsplätze, Bildung oder auch die steigenden Lebenshaltungskosten. In Salzburg gibt es hingegen mit dem Finanzskandal ein hausgemachtes regionales negatives Thema.“

Der Politikwissenschafter Peter Filzmaier

ORF

Politikwissenschafter Filzmaier: „In Salzburg dominiert Finanzskandal die Wahl“

„Fast jeder dritte Wähler ein Spätentschlossener“

Auch die Prognosen über ein bevorstehendes Kopf an Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP seien mit Vorsicht zu genießen, betont Filzmaier. „Angesichts von bis zu einem Drittel spätentschlossener Wähler, die erst in den letzten Wochen oder sogar Tagen vor der Wahl ihre Meinung bilden, ist der Begriff Kopf an Kopf nur im weitesten Sinn zu verstehen. Das heißt, sowohl SPÖ als auch ÖVP haben eine Chance auf den ersten Platz. Die Streuung der möglichen Ergebnisse umfasst aber viele Prozentpunkte.“

„Finanzskandal emotionalisiert“

In Salzburg sei eine höhere Wahlbeteiligung als in Tirol zu erwarten, schätzt Filzmaier. „Dies allerdings nicht aus erfreulichen Gründen, sondern man ist in Salzburg durch den Finanzskandal negativ emotionalisiert und geht deshalb eher zur Wahl. Und es sollte schon allen Parteien zu denken geben, dass die Nichtwähler - wie es in Tirol war - vielleicht auch in Salzburg sagen werden, Politik sei nur von Skandalen geprägt und korrupt. Das ist - unabhängig von der Parteifarbe - in einer Demokratie ein erschütterndes Image der Politik.“

„Veröffentlichte Umfragen mit zu wenig Befragten“

Die Fehlprognosen der Meinungsforscher in Tirol hätten ihn nicht wirklich überrascht, ergänzt Filzmaier: „Ich halte wenig bis gar nichts von Umfragen mit 500 oder manchmal gar nur 300 befragten Personen, wobei sich das noch dazu auf alle Wahlberechtigten bezieht. Wenn von denen auch noch viele zu Hause bleiben, dann habe ich nur mehr ein paar hundert tatsächliche Wähler, die man dann - wie im Falle Tirols - auch noch auf elf Parteilisten aufsplittern soll. Da ergibt sich zwangsläufig eine Schwankungsbreite, dass jede veröffentlichte Umfrage zum Schätzspiel wird. Parteien haben selbst umfangreichere Studien.“

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