Neuer Papst: Gemischte Reaktionen

Für gemischte Reaktionen in Salzburg sorgt die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst Franziskus I. Gedämpft sind die Erwartungen zu den Problemen der Kirche. Positiv beurteilt wird das Programm, das er mit seinem Namen andeutet.

Mit der Wahl des Namens Franziskus I. nimmt sich der neue Papst aus Argentinien den heiligen Franz von Assisi zum Vorbild für sein Pontifikat. Dieser ist in der Liebe zu den Armen und der Umwelt, sowie der Forderung nach kirchlichen Reformen heute noch ein Vorbild.

Der erste Südamerikaner auf dem Heiligen Stuhl könnte ein neuer Impuls sein und den Blick auf die Weltkirche öffnen, sagt der frühere Religionslehrer und Gründer der Taxhamer Pfarrgemeinderatsinitiative Veselko Prlic: „Das ist eine Ermutigung. Wir haben uns in den letzten Jahren bemüht, bestimmte Veränderungen herbeizuführen: die Aufwertung der Laien oder die Anerkennung der Frauen. Durch die Erfahrung, die er in Lateinamerika gemacht hat, könnten alle Mitarbeiter - ob geweiht oder nicht - mehr Anerkennung bekommen.“

Veselko Prlic

ORF

Prlic sieht Chance für Kirche

Auch die österreichische Kirche könnte profitieren, wenn durch den neuen Papst die Glaubwürdigkeit gestärkt wird, sagt Prlic: „Die Kirche müsste endlich zeigen, dass ihre Macht nicht von dieser Welt ist. Es ist an der Zeit, dass sie den Eindruck nach Macht- und Besitzstreben endlich ablegt.“

Sorge: Papst zu alt

Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung in der Erzdiözese, Gabi Treschnitzer, bringt hingegen bei aller Hoffnung auch die Sorge vieler zum Ausdruck, ob beim 76-jährigen Franziskus I. die Kraft für Reformen reicht: „Irgendwie ist es ein wenig mühsam, an der vordersten Front immer so alte Männer zu sehen.“ Viel Zeit gäbe es nämlich nicht mehr, um zum Beispiel in der Frauenfrage voranzukommen, sagt Treschnitzer. Sie wünscht sich eine baldige Aufhebung des Sprechverbotes über die Weihe für Frauen.

Pfarrerinitiative: Hoffnung und Sorge

Nicht ganz ungetrübt ist die Freude auch beim Sprecher der Pfarrerinitiative in Salzburg, Gidi Außerhofer. Der Pfarrer von Puch und Oberalm (Tennengau) vertritt auch die kirchliche Reformbewegung „Wir sind Kirche“.

„Als er die ersten Worte ‚Liebe Schwestern und Brüder‘ gesprochen hat, hat bei mir die Hoffnung zu leben begonnen, dass er für eine geschwisterliche Kirche eintritt“, sagt Außerhofer. „Einerseits ist sein Name Programm. Das spricht dafür, im Geistes dieses großen Heiligen des Mittelalters Reformen in der Kirche voranzutreiben. Die Sorge, ob die Reformen, die für die europäische Kirche dringend anstehen, auch vollzogen werden, mischt sich in die Hoffnung hinein.“

mp3-download: Gabi Treschnitzer von der Katholischen Aktion in Salzburg im Interview von Elisabeth Mayer (ORF)

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