Baumgartner glückt Stratos-Sprung

Felix Baumgartner hat es geschafft. Der Salzburger Extremsportler ist am Sonntag um 12.16 Uhr Ortszeit (20.16 Uhr MESZ) nach seinem Rekordsprung aus der Stratosphäre in der Wüste von New Mexico gelandet. Baumgartner war aus rund 39.000 Metern Höhe abgesprungen.

Baumgartner mit Raumanzug u Fallfschirm bei der Landung

APA/Balazs Gardi/Red Bull Stratos

39.000 Meter nach zweieinhalb Stunden erreicht

Mit einer Verspätung von dreieinhalb Stunden konnte die Mission „Red Bull Stratos“ am Sonntag tatsächlich starten. Nach mehrmaligen Verzögerungen hob die Kapsel mit dem Salzburger Felix Baumgartner schließlich um 17.30 Uhr (MESZ) in Roswell ab.

Nach genau zweieinhalb Stunden hatte der Heliumballon, an dem die Kapsel hing, eine Höhe von 39.000 Meter erreicht. Als Baumgartner vor seinem Absprung aus der Stratosphäre kurz vor 20.00 Uhr (MESZ) den Druck aus seiner Kabine ablassen musste, um die Türe aufzubekommen, starrten das Team, seine Angehörigen und die Journalisten gebannt auf die Bildschirme. Nach den letzten Vorbereitungen konnte Baumgartner um 20.03 Uhr die Türe seiner Kapsel öffnen, stieg auf die davor liegende Plattform, klinkte sich aus und startete den Sprung um 20.06 Uhr. Nur Mentor Joe Kittinger kommunizierte am Ende mit dem Salzburger.

Stratosteam

APA/Stefan Aufschaiter/Red Bull Stratos

„Dachte, ich verliere das Bewusstsein“

2,28 Millionen Zuschauer waren am Sonntag live auf ORF 1 dabei als Felix Baumgartner um 20.06 Uhr aus der Kapsel sprang. Mit den Worten „I’m going home now“ sprang Baumgartner schließlich um 20.06 Uhr ab. Er taumelte etwa eineinhalb Minuten lang. „Ich habe gedacht, ich verliere gleich das Bewusstsein, aber dann habe ich zum Glück meinen Körper wieder unter Kontrolle bekommen“, sagte Baumgartner bei seinem ersten Interview. „Aber in so einer Situation, bist du immer Zweiter. Der Luftwiderstand ist einfach zu gering. Du spürst in dem Druckanzug ja auch keinen Luftwiderstand“, so der 43-Jährige.

Nach 48 Sekunden erreichte Baumgartner eine Geschwindigkeit von 1.173 km/h und hat damit Überschallgeschwindigkeit erreicht. 65 Jahre nachdem der Pilot Chuck Yeager mit einem experimentellen Raketenflugzeug als erster Mensch Überschallgeschwindigkeit erreicht hat, hat Felix Baumgartner das im freien Fall geschafft.

Felix Baumgartner Stratos-Sprung Stratosphäre

JAY NEMETH/RED BULL CONTENT POOL

Drei von vier Rekorden gebrochen

Mit dem Sprung wollte Baumgartner vier Rekorde brechen: der höchste bemannte Ballonflug, der höchste Fallschirmsprung, das erstmalige Durchbrechen der Schallmauer durch einen Menschen und der längste freie Fall. Nach bangen 90 Sekunden freiem Fall begann Baumgartner mit der Mission Control und seinem Mentor Joe Kittinger zu kommunizieren, dem die Freude ins Gesicht geschrieben war.

Laut FAI, der Federation Aeronautique Internationale, die sich weltweit für die Datenaufzeichnung von Rekorden in der Luftfahrt kümmert, dürfte er tatsächlich drei Rekorde gebrochenhaben. Baumgartner fiel im freien Fall 373 Meter pro Sekunde und erreichte laut FAI eine Geschwindigkeit von 1.342,8 km/h. Damit hat der Salzburger als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen - er erreichte dabei 1,24 Mach.

Der zweite Rekord laut vorläufiger Datenauswertung ist mit 39.045 Metern der höchste Absprung. Einen weiteren Weltrekord stellte der 43-Jährige mit dem längsten freien Fall ohne Stabilisierungsfallschirm auf: Baumgartner fiel dabei 36.500 Meter in insgesamt vier Minuten und 20 Sekunden. Joe Kittingers Rekord liegt zwar bei vier Minuten 36 Sekunden, doch war er damals mit einem Stabilisierungsfallschirm unterwegs, der den freien Fall automatisch verlängert.

Bis die Daten genau ausgewertet und die Rekorde auch anerkannt sind, dürfte es noch dauern, denn weil Baumgartner Österreicher ist, werden die Daten zuerst den österreichischen Behörden übergeben und anschließend wieder zurück in die USA übermittelt.

Bundespräsident gratulierte via Facebook

Der Sprung hat auch im Internet enormes Interesse hervorgerufen, neben Rekordwerten für den Live-Stream des Sprungs auf You Tube, war der Spacejump auf Platz eins der weltweiten Twitter-Trends.

Bundespräsident Heinz Fischer gratulierte Baumgartner via Facebook zu seinem „großartigen Erfolg, der mit Mut und Beharrlichkeit erreicht wurde und weltweite Aufmerksamkeit findet. Österreich ist stolz auf Ihre Leistung!“ Bundeskanzler Werner Faymann: "Sein Sprung aus rund 39 Kilometer Höhe war für Millionen Menschen weltweit ein faszinierendes Ereignis. (...) „Ich gratuliere Felix Baumgartner und seinem Team zu dieser beeindruckenden Leistung. Sie sind gemeinsam an die Grenzen des Menschenmöglichen und an die Grenzen der Physik gegangen.“

Wind verzögerte Start immer wieder

Zuvor hatten starke Bodenwinde den Start immer wieder verzögert. Der eigentlich für 6.00 Uhr (Ortszeit) geplante Start sei deshalb nicht möglich gewesen, weil der Wind in einer Höhe von rund 240 Metern zu stark war - die Höhe in der sich die Spitze des Ballons beim Start befand.

Genau mit denselben Problem hatte das Team beim letzten Versuch am Dienstag zu kämpfen. Zudem gebe es die Gefahr von Jetstreams in großer Höhe - mehr dazu in: Starker Wind: Stratosphärensprung verschoben.

Jahrelange Vorbereitung auf „Stratos-Sprung“

Beim letzten Versuch am Dienstag wurde der Ballon aufgrund starker Winde auf den Boden gedrückt und dabei beschädigt. Dem Team blieb somit nur mehr ein Ersatzballon. Wäre dieser kaputt gegangen, hätte man den nächsten Versuch erst frühestens in vier bis fünf Wochen unternehmen können - solange hätte die Fertigung eines neuen Ballons gedauert.

Baumgartner hat sich fünf Jahre auf das Projekt vorbereitet. Ein zentrales Ziel der Mission „Red Bull Stratos“ ist es, wichtige Daten für die Wissenschaft zu sammeln. Sie sollen in Zukunft die Sicherheit in der Raumfahrt erhöhen.

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