Riesiger Felssturz bei Dorfgastein

Bei Klammstein im Gemeindegebiet von Dorfgastein (Pongau) hat es Donnerstagmittag einen äußerst großen Felsturz gegeben. Personen kamen nicht zu Schaden. Eine Gasleitung und ein Glasfaserkabel für Internet wurden gekappt, die alte Gasteiner Straße komplett zerstört.

„Es sieht wirklich wild aus, was hier heruntergekommen ist; ungefähr 10.000 Kubikmeter massiver Fels“, sagte Gerald Valentin, Geologe des Landes Salzburg, zum ORF. Das sind schätzungsweise 25.000 Tonnen Stein und Geröll, die hier in Bewegung waren.

Felssturz bei Klammstein

ORF

Geologe Valentin mit Kletter-Ausrüstung und Sitzgurt am Donnerstagnachmittag unterwegs im Gelände, er untersucht die Trümmer. Könnte es Nachrutschungen und damit Lebensgefahr geben? „Einer muss es tun und nachschauen“, sagt Valentin

Auch Kletterroute zerstört

Diese riesigen Felsbrocken sind bei Klammstein neben und auf die alte Gasteiner Straße abgestürzt, wo diese in Richtung Norden in die Gasteiner Klamm einmündet. Hier wurde diese Trasse auf einer größeren Länge komplett zerstört. Auch Bohrhaken und Standplätze einer Sportkletterroute über dem Weg sind mit den Gesteinsmassen abgestürzt. Es gibt diese Klettertour nun nicht mehr.

Keine Opfer bekannt

Nach aktuellem Stand ist niemand bei dem Felssturz verschüttet worden - weder Kletterer, Mountainbiker oder Fußgänger. Der behördlich gesperrte Weg war bisher laut Einheimischen aber immer wieder auch illegal benutzt worden. Aus Polizeikreisen war dazu zu erfahren, dass nun in der Region verstärkt überprüft werde, ob es Abgängige geben könnte.

Felssturz bei Klammstein

Gerald Valentin / Land Salzburg

Riesentrümmer stürzten beim Eingang Gasteiner Klamm auch in die Ache, die unterhalb der alten Straße tost

Gas & Internet unterbrochen

„Wir bemühen uns derzeit mit Einsatzkräften, eine Ersatz-Gasleitung und eine Überbrückung des zerstörten Glasfaserkabels der Salzburg AG zu installieren“, so Geologe Valentin.

Es heißt, etwa 100 Kunden im Gasteiner Tal seien wegen der kaputten Leitung derzeit vom Internet abgeschnitten.

Felssturz bei Klammstein

ORF

Haushohe Massen auf dem Talboden

Verkehrsgeschichtliche Zäsur:
Wie es derzeit hier aussieht, könnte dieser Felssturz das endgültige Ende einer jahrhundertealten Wegverbindung bedeuten. Denn die alte Gasteiner Straße wurde nun auf dem Teilstück komplett zerstört oder mit labilen Trümmern verschüttet, die Passanten gefährden würden. Ob der Weg auf der alten Trasse jemals wieder passierbar wird, hängt auch davon ab, wie die Salzburg AG ihre Leitungen langfristig sichert. Die Route ist aber ohnehin seit Jahren behördlich gesperrt.

Für den Landesgeologen kam der Felssturz nicht ganz überraschend: Schon vor zehn Jahren, als man die alte Straße offiziell zum Radweg machen wollte, habe er auf die Gefahren hingewiesen, sagt Gerald Valentin. Dennoch befuhren vereinzelt Mountainbiker bis in die letzten Tage illegal diese Route. Regen, Frost und Hitze über viele Jahre hätten den Fels so labil gemacht, „und irgendwann einmal ist ein Tropfen Wasser einer zu viel, wenn es massiv regnet.“

Platzregen als Auslöser

Laut Valentin dürfte der massive Platzregen bei Gewittern am Mittwochabend der direkte Auslöser gewesen sein. Das viele Regenwasser im Steilgelände könne zu verstärktem Auftrieb im völlig durchnässten Boden und zur Abrutschung der Felsmassen geführt haben. Es werde noch Begehungen des Geländes geben, um mehr herauszufinden, so der Geologe. Ins Auge gefasst wird auch noch eine Erkundung des Steilgeländes aus der Luft.

Felssturz bei Klammstein

Gerald Valentin / Land Salzburg

Dieses Exemplar ist so groß wie ein kleines Haus und trägt noch Baumbewuchs nach seiner Reise ins Tal

Alte Straße teils zerstört

Die stellenweise auch von Gebüsch übergewucherte Straße durch die Gasteiner Klamm war bis vor einigen Jahrzehnten die einzige Verbindung für den Autoverkehr ins Tal, bevor der moderne Straßentunnel zwischen Lend und Klammstein gebaut wurde. Dessen Portal auf Gasteiner Seite ist nicht weit vom Felssturz, liegt aber nicht im Einzugsbereich der Felsmassen.

Felssturz bei Klammstein

Gerald Valentin / Land Salzburg

Ersatzversorgung mit Gas

Wie lange die Gas- und Internet-Leitung beschädigt bleiben, kann Salzburg AG-Sprecher Sigi Kämmerer noch nicht sagen. Der Großteil der rund 100 Gaskunden in Gastein werde in der Zwischenzeit über eine Behelfsanlage versorgt, „sie haben schon wieder Gas“. Außerdem sei die Heizsaison ohnedies vorbei, so Kämmerer.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Link:

Großer Felssturz: Warnung an Kletterer (salzburg.ORF.at; 11.06.2012)