Armenhilfe: Knausrige Stadtpolitik im Visier

Immer mehr Arme melden sich bei der Salzburger Wärmestube. Ehrenamtliche versorgen dort Bedürftige mit kostenlosen Mahlzeiten. Und die Leitung kritisiert die sozialdemokratisch regierte Stadt Salzburg, die keinen Cent dazuzahle.

Mann bei Müllkübel

ORF.at/Birgit Hajek

Sozialwesen und Finanzressort liegen in der Stadt Salzburg bei der SPÖ. Die Stadtpolitik wird von Armenhelfern nun scharf kritisiert.

Aufgrund des großen Andrangs Bedürftiger bräuchte die Wärmestube im Jahr rund 70.000 Euro.

„Schäme mich für die Stadt“

Von der vorwiegend sozialdemokratisch regierten Stadt Salzburg kommt bis jetzt kein Cent, sagt Ernst Flatscher, Obmann des Vereins Wärmestube: „Die Stadt Salzburg hat einen Budgetüberschuss von mehreren Millionen Euro. Und ich schäme mich für die Stadt, dass sie nicht in der Lage ist, für ihre Ärmsten etwas auf die Beine zu stellen.“

„Eine Olympiabewerbung weniger“

Dabei wächst die Not auch in der reichen Stadt Salzburg immer mehr, heißt es beim ehrenamtlichen Management der Wärmestube: „Ein ordentliches Obdachlosenheim könnten wir uns leisten. Eine Olympiabewerbung weniger, und wir haben für zwei Jahre ein solches Heim.“

Die Stadt Salzburg dürfe das Problem nicht länger ignorieren, verlangt Flatscher.

Immer mehr Bedürftige in reicher Stadt

Die Entwicklung der letzten Jahre treibt Verantwortlichen der Wärmestube große Sorgenfalten auf die Stirn. Es sind längst nicht mehr ausschließlich Obdachlose, die auf kostenloses Essen angewiesen sind.

Immer öfter geht bei Beziehern kleiner Einkommen so viel Geld für die teure Miete auf, dass für Lebensmittel kaum etwas bleibt.

Mehr als 120 Esser an einem Sonntag

Johannes Orsini-Rosenberg ist stellvertretender Obmann der Wärmestube: „Früher hatten wir 30 bis 40 Leute, die zu uns gekommen sind. Letzten Sonntag sind 122 Menschen zu uns zum Mittagstisch gekommen. Da ist die Kapazität bei uns absolut an der Grenze, und es muss schon in zwei oder drei Schichten gekocht werden.“

Landesregierung zahlt Räume

Für Räume und Betriebskosten der Wärmestube bei der Christian-Doppler-Klinik kommt das Land auf. Ansonsten hält man sich bisher ausschließlich von Spenden über Wasser.

Abgewiesen wird trotzdem niemand, sagt Obmann Ernst Flatscher: „Natürlich haben wir auch 100 Jahre Gefängnis hier bei uns sitzen, einfach Menschen, die nach Haftstrafen keinen Anschluss mehr finden.“

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