Gefahr durch Multimedia-Geräte im Auto

Die viele Elektronik im Auto - mit Radio, MP3-Player, DVD, TV, Handy, Navi & Co - lenkt Fahrer oft so lange ab, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt. Das zeigt eine Untersuchung des Salzburger Informatikers Manfred Tscheligi.

Navigationsgerät im Auto

Fotolia/Cmon

Tscheligi hat die Studie im Auftrag des Autoclub Europa (ACE) durchgeführt. Beim Wählen einer Telefonnummer sind Lenker bis zu 900 Meter lang im Blindflug auf der Autobahn unterwegs.

Bei der Untersuchung wurden drei Autos der Premium-Klasse unter die Lupe genommen bzw. die Ablenkung durch Telefonieren, Eingabe von Navigationszielen und das Wählen von Radiosendern getestet. Durchgeführt wurde die Untersuchung auf einer Teststrecke von Ranshofen im benachbarten Oberösterreich (Bezirk Braunau am Inn).

Telefon, Navi, Web, DVD, CD, MP3 ...

Sie spielen alle Stückerl, die Top-Multimedia-Systeme für teure Pkw von Mercedes, Audi und BMW. Komfortabel soll es sein, dass Radio, Telefon, Navigation, Internet, DVD-, CD- und MP3-PLayer voll kombinierbar sind.

Frau mit Handy am Steuer beim Autofahren

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Multitasking kann mit fatalen Resultaten enden.

Doch die komplexen Systeme lenken stark von der Straße ab, sagt Manfred Tscheligi vom Christian-Doppler-Labor der Universität Salzburg:

„Im Schnitt schauen die Leute 50 Prozent der Zeit nicht auf die Straße sondern auf die Bildschirme und Displays. Das lenkt massiv vom Fahren ab. Es gibt kaum Unterschiede zwischen den Marken.“

Stress & Zeit beim Herumsuchen

Ungefähr eine halbe Minute lang haben Testpersonen durchschnittlich gebraucht, um einen gewünschten Radiosender zu finden. Dass mehr als die Hälfte der Zeit dabei der Blick nicht auf die Straße gerichtet war, bedeutet bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h einen „Blindflug“ von ca. 200 Metern. Noch stärker wurden die Testpersonen durch das Wählen einer Telefonnumer abgelenkt. Auf einer Autobahn mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h würde das einen „Blindflug“ von fast 900 Metern bedeuten.

Ablenkung durch Navis sehr gefährlich

Am stärksten war die Ablenkung erwartungsgemäß durch Navigationsgeräte. Der Einwand, dass Autobesitzer mit den Multimedia-Systemen besser vertraut seien als Testpersonen, der stimme zwar, sagt der Experte: „Trotzdem ist jeder Neuling. Niemand lernt in der Garage ein System sondern setzt sich rein und tut es.“

Den Autoherstellern, die für den Test ihre Werksautos zur Verfügung gestellt haben, wurden die Ergebnisse der Studie angeboten: „Wir könnten das umfassend diskutieren.“

Im kommenden Mai sollen die Tests mit anderen Autos und anderen Multimedia-Systemen fortgesetzt werden.