Gedenktafel an Bücherverbrennung in Salzburg

Zu Gedenken an die einzige Büchverbrennung der Nationalsozialisten 1938 in Österreich ist am Freitag in der Stadt Salzburg eine Gedenktafel enthüllt worden. 1.200 Bücher jüdischer und katholischer Autoren wurden damals ins Feuer geworfen.

Bücherverbrennung durch die Nazis auf dem Salzburger Residenzplatz

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Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz

Am Vorabend des 1. Mai 1938 initiierten die nationalsozialistischen Lehrer die Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz. Bücher jüdischer Schriftsteller wie Stefan Zweig, Arthur Schnitzler oder Franz Werfel, aber auch katholischer Autoren gingen damals in Flammen auf - in einer Art Ritus, begleitet von Feuersprüchen.

Nach mehr als 73 Jahren konnte sich die Stadt Salzburg jetzt nicht nur zu einer Gedenkfeier, sondern auch zu einer bleibenden mahnenden Erinnerung durchringen. Seit Freitag ziert eine Gedenktafel die Fassade der St.-Michaels-Kirche am Residenzplatz.

„Die Gedenktafel ist ein erster Schritt - aber es reicht mir nicht“, sagte die Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller. Sie fordert deshalb ein Mahnmal.

Bücherverbrennung durch die Nazis auf dem Salzburger Residenzplatz

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Tafel nach jahrelangen Diskussionen

Die Tafel mit Heinrich Heines prophezeiendem Zitat: „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ ist das Ergebnis jahrelanger Diskussionen, wie an die Bücherverbrennung erinnert werden sollte. Die Architekten Knittel und Rieder hatten im Jahr 2007 eine im Boden versenkbare zwölf Meter hohe Lichtskulptur als Mahnmal geplant, als es noch um die Neugestaltung des Residenzplatzes ging.

„Das konnte nicht realisiert werden, weil eben das damalige Projekt verworfen wurde und vielleicht in fernerer Zukunft wieder ein neuer Plan entsteht. Bei dieser Gelegenheit kann man wieder darüber nachdenken“, betonte Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ).

So muss jetzt einmal die zweisprachige „Tafel gegen das Vergessen“ an die Bücherverbrennung 1938 erinnern - durch den deutschen und englischen Text sollen Einheimische und Touristen von der Bücherverbrennung erfahren.

Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun

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Weihbischof Andreas Laun

Laun wusste von Verbrennung nichts

Erinnern setzt allerdings voraus, dass man vom Nazi-Feuergericht gewusst hat. Denn Salzburgs Weihbischof Andreas Laun hat erst „jetzt bei der Einladung“ von der Bücherverbrennung erfahren, wie er im „Salzburg heute“-Interview zugab.

„Ich habe nicht gewusst, dass das in Salzburg stattgefunden hat. Und jetzt habe ich es gehört und habe mir gedacht: Gut, dass ich’s weiß und schön, dass ich hier eingeladen bin und ein paar Worte sagen darf.“