Mafia-Braut liebt Salzburger Skilehrer

Um Skifahren, Drogen, Geldwäsche, Mafia und Morde dreht sich das neue Musik-Schauspiel des Salzburger Schriftstellers Peter Blaikner - gewidmet der Amerikanerin Virginia Hill, einer Gangsterbraut, die 1950 den Salzburger Skilehrer Hans Hauser heiratete.

Hans Hauser und Virginia Hill

Archiv der Familie Hauser

Hauser, Hill in Sun Valley (Idaho)

Das Stück läuft ab 26. Jänner im Kleinen Theater von Salzburg-Schallmoos. Der Weltreisende Hans Hauser war nicht nur Skilehrer, sondern auch ein international bekannter Rennläufer und Seriensieger der 1930er-Jahre, der sich 1974 in Salzburg selbst getötet haben soll. Auch seine amerikanische Frau Virginia Hill und der gemeinsame Sohn Peter sind auf mysteriöse Weisen ums Leben gekommen - Schlaftabletten 1966 und bei dem jungen Mann ein Autounfall. Alle drei wurden auf dem Friedhof von Salzburg-Aigen beerdigt. Ihre Lebenslinien führen zurück in die Sport-, Society-, Wirtschafts- und Kriminalgeschichte der USA, Europas und Italiens.

In den 1940er-Jahren wollte der berüchtigt-berühmte Bugsy Siegel - Boss und Strippenzieher der Mafia (Cosa bzw. Kosher Nostra) und Gründer der Stadt Las Vegas - die von vielen begehrte Schönheit Virginia Hill heiraten. Sie stammte aus ärmlichen Verhältnissen in Alabama, liebte die sexuelle Abwechslung mit mächtigen Männern, teuren Schmuck, Mode und anderen Luxus.

Salzburger Ersatzmann nach Siegels Tod

Peter Blaikner und Virginia Hill

Christian Streili/kleinestheater.at

Autor Blaikner spielt selbst den Mafioso Siegel - mit Kerstin Raunig als Virginia Hill

Von Los Angeles und Idaho auf den Gaisberg

Bugsy Siegel erlebte die geplante Hochzeit nicht mehr. Er wurde im Zuge eines Mafia-Krieges am 20. Juni 1947 in seinem Haus in Beverly Hills (Los Angeles) erschossen. Weil sein Casino „The Flamingo“ in Las Vegas floppte, das er mit viel Geld der Cosa Nostra gekauft hatte. Laut anderen Informationen soll Siegel einen Großteil des Geldes ins Ausland geschafft haben, was ihm den Zorn anderer Bosse bescherte.

Wenig später lernte Virginia Hill beim Skifahren im Nordwesten der USA den Salzburger Skilehrer Hans Hauser kennen. Sie bekamen 1950 einen Sohn, heirateten noch in dem Jahr, und schon bald übersiedelte die Amerikanerin zu Hausers Familie zur Zistelalm auf dem Gaisberg hoch über der Stadt Salzburg.

Premiere: 26. Jänner 2018 im Kleinen Theater in Salzburg-Schallmoos. Das Stück mit viel frisch komponierter Musik läuft bis 23. März. Wie üblich kommen bei Blaikner auch bei tragischen Themen die Selbstironie und der Humor nicht zu kurz.

Mafia von der Zistelalm aus erpresst?

Es gibt darüber auch einen Privatfilm in Familienbesitz. Das neue Glück in Europa währte nicht lang, denn Hill brauchte stets viel Geld, erzählt der Salzburger Schriftsteller und Schauspieler Peter Blaikner: „Sie hat dann versucht, die Mafia zu erpressen. Dabei hat ihr Tagebuch eine Rolle gespielt. Das wurde aber offiziell nie gefunden. Und das ist eh gut, weil wenn wir das hätten, dann bekämen wir wohl große Probleme. Darin sollen alle Aktionen im Drogenhandel und alle Morde aus ihrer Zeit aufgelistet sein.“

Hans Hauser Virginia Hill

Archiv der Familie Hauser

Hauser und Hill auf der Zistelalm in Salzburg

Kamen Killer nach Österreich?

Zwei dubiose Männer aus Chicago bezogen 1966 im ehemaligen Salzburger Hotel Österreichischer Hof (heute Hotel Sacher) ihr Quartier und meldeten sich beim Portier. Virginia flüchtete wenig später aus der Stadt nach Unken (Pinzgau) ins Heutal, wo die Familie Hauser bis heute eine Hütte besitzt. Dort wurden damals angeblich wilde Partys gefeiert.

Am 23. März 1966 wurde jedenfalls von einem Spaziergänger ihre Leiche entdeckt. Selbstmord mit Schlaftabletten in einem Waldgebiet bei Koppl (Flachgau) hinter der Stadt Salzburg im Alter von 49 Jahren - so lautet bis heute die offizielle Version.

„Jacky Tadori gab ihr Schlaftabletten“

In Hills Eintragung bei „Salzburgwiki“ liest sich die Story so: "Lucky Luciano und Joe Adonis, mächtige Manager der Cosa Nostra und ehemalige Geliebte Virginia Hills in den USA, lebten nun in Italien. Sie brauchte dringend Geld, flog zu Joe Adonis nach Neapel, um die alte Freundschaft aufzufrischen und ihm anzubieten, wieder ins Drogengeschäft einzusteigen. Adonis wusste, dass Hill von dubiosen Männern in Salzburg gesucht wurde und versuchte, die Cosa Nostra in Amerika mit der Veröffentlichung ihrer Lebensgeschichte zu erpressen. Jacky „Two Black Shoes" Tadori, ein Freund von Adonis, bekam dann den Auftrag, ihren Ehemann Hans Hauser und Sohn Peter zu töten, wenn sich Virginia Hill nicht selbst tötete. Er überreichte ihr 20 Schlaftabletten, die innerhalb einer Stunde nach Einnahme zum Tod führen würden ...“

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Musiktheater auf Spuren der Mafia

ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich
„Virginia Hill“ von Peter Blaikner für diese TV-Story angesehen.

Hausers Salzburger Freund in Hollywood

Hans Hauser, der Salzburger Ehemann von Virginia Hill, lernte die Diva als Skilehrer in Sun Valley (US-Bundesstaat Idaho) kennen. Die dortige Skischule wurde von dem Salzburger Skipionier und Rennläufer Otto Lang geleitet, ein enger Freund Hausers.

Skifahren Otto Lang Untersberg Ski

Archiv Lang / Seattle

Lang auf dem Gaisberg, Anfang der 1930er-Jahre. Hinten: Untersberg

Die beiden kannten sich schon seit Jugendzeiten vom Salzburger Gaisberg und von der Skischule in St. Anton am Arlberg (Tirol), wo beide unter dem Ski- und Tourismuspionier Hannes Schneider als Skilehrer gearbeitet hatten. Der war auch ein Gegner der Nazis, der später nach Amerika ins Exil ging - zu Lang und Hauser. Letzterer war 1932 der erste Sieger in Slalom und Kombination beim neu gegründeten Hahnenkammrennen von Kitzbühel.

Regisseur von „Daktari“

Otto Lang machte später in Hollywood noch eine weitere Karriere als Produzent und Regisseur - mit vier Oscar-Nominierungen. Er führte auch Regie bei der TV-Serie „Daktari“. 2002 drehte der Salzburger ORF-Redakteur Gerald Lehner in Seattle (USA) mit dem damals noch lebenden Lang dieses biografische Filmportrait: „Alles im Leben läuft über das Skifahren“ - hier zu sehen in vimeo.com

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