Ex-Kloster-Zwangsarbeiterin will Lohn zurück

Eine Salzburgerin, die im Heim des Klosters St. Josef in Salzburg-Nonntal war, kämpft jetzt um entgangenen Lohn. Sie dokumentierte per Tagebuch, wie sie in den 1980er-Jahren putzen gehen und im Kloster arbeiten musste - ohne dafür Geld zu sehen.

Opfer aus dem Heim des Klosters St. Josef, das Zwangsarbeit leisten musste

ORF

Für die Frau war die Zeit in St. Josef „schrecklich“

Elisabeth Mayer führte für „Salzburg heute“ folgendes Interview mit der Frau, die anonym bleiben will.

Elisabeth Mayer: „Sie hatten schon zwei Heime in Klöstern in anderen Bundesländern hinter sich, sind mit 14 Jahren dann nach Salzburg, nach St. Josef, gekommen. Wie war das für Sie?“

Opfer: „Schrecklich.“

„Was war so schrecklich?“

„Es war alles versperrt, die Fenster waren vergittert, die Gruppentüren sind zugesperrt worden.“

Gab es für Sie Arbeit außerhalb des Heimes, für die Sie nicht bezahlt wurden?

„Nein, das gab es nicht. Wir waren auch bei der Konditorei Ratzka und wir hatten immer das Geld bekommen. Der Herr Ratzka hat uns auch unterschreiben lassen und hat uns das Geld in die Hand gegeben. Und wir mussten alle Gelder, die wir auswärts verdient haben, im Kloster abgeben bei der Gruppenschwester. Aber das Geld habe ich nie gesehen.“

Die Salzburger Konditorei Ratzka, in der Kinder aus dem Heim St. Josef beschäftigt wurden

ORF

Das Geld, das die Frau in der Konditorei Ratzka verdiente, musste sie im Kloster abgeben und sah es nie wieder

„Historiker sagen, tausende Heimkinder sind heute noch benachteiligt, weil ihnen Pensionszeiten fehlen, weil sie für die Arbeit außer Haus nicht angemeldet wurden. Wie ist das bei Ihnen?“

„Im Grunde gleich. Und es war ja auch die Praxis damals. Es war ja noch nicht gesetzlich verankert, dass man ab dem dritten Tag angemeldet sein muss. Insofern war das jetzt ein ganz normaler Vorgang. Nur: Die Zeiten, die ich dann innerhalb der Klostermauern arbeiten musste - das waren 40-Stunden-Wochen -, da war ich auch nicht angemeldet. Und diese Zeiten gehen mir natürlich auch ab.“

Tagebuch des Opfers, das im Heim des Klosters St. Josef Zwangsarbeit leisten musste

ORF

Das Opfer führte in seiner Zeit in St. Josef Tagebuch - und meldet jetzt Ansprüche an

Sie sind von der Klasnic-Kommission als Opfer anerkannt. Was erwarten Sie darüber hinaus noch an Wiedergutmachung - soweit das überhaupt möglich ist?

„Ich erwarte mir eine umfassende Entschuldigung. Ich erwarte, dass meine Aufzeichnungen, die ich persönlich in der Zeit gemacht habe beziehungsweise die auch im Akt drinnenstehen, und das ganze Geld, das mir abgenommen worden ist - das möchte ich zurück. Darauf bestehe ich. Das war mein Wegweiser in mein Leben. Und ich hatte keine Chancen.“

Das Kloster St. Josef, das 1992 das Heim geschlossen hatte, kündigte gegenüber dem ORF für Dienstag eine Stellungnahme an.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Links: