Kleinod St. Jakob am Thurn

Für die Reihe „119 Plätze, 119 Schätze“ hat die Gemeinde Puch bei Hallein (Tennengau) einen ganzen Ortsteil nominiert - St. Jakob am Thurn. Ein Kleinod mit einer besonderen Geschichte und ein Ort, der zu Ruhe kommen lässt.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 9.2.2017

Das Pfarrdorf St. Jakob am Thurn liegt zehn km südlich der Landeshauptstadt Salzburg auf einer Anhöhe des Thurnbergs auf 520 Metern Seehöhe. Der Name St. Jakob, benannt nach dem Kirchenpatron des Hl. Jakobus d. Ä., stammt erst aus späterer Zeit, da bis vor ca. 700 Jahren die Gegend Freimoos (Vrimoos) genannt wurde. Der Name St. Jakob tritt 1324 in Erscheinung als die Kirche „zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, unserer lieben Frau und Jakobus des Älteren“ geweiht wurde.

„Thurn“ als Alleinstellungsmerkmal

Der Turm und die dazugehörigen Häuser – die sogenannte „Hofmark“ werden aber noch im 18. Jahrhundert teilweise „Thurn“, teilweise auch „St. Jakob“ genannt. Bis in die Gegenwart ist von Ortsansässigen die Bezeichnung „Tuin“ oder auch „Sankt“ im Gebrauch. Der in der heutigen Form gebrauchte Zusatz „am Thurn“ ist nicht nur historisch erklärbar, sondern auch praktisch sehr wichtig, da es in Österreich nicht weniger als 20 Orte gibt, die St. Jakob heißen.

Schloss Thurn und der zugefrorene See in St. Jakob am Thurn im Winter

ORF

Das Schloss Thurn und der zugefrorener Jakober Weiher

Der St. Jakober Weiher – vom Bach zum Teich

Die Natur lässt sich in St. Jakob am besten bei einem Spaziergang rund um den Jakobiweiher erleben. Der zirka 700 Meter lange Rundweg führt durch einen Laubwald, der zu allen Jahreszeiten zu einer kleinen Wanderung einlädt. Der seit 1929 bestehende Weiher umfasste damals ein größeres Gebiet als heute. Das heutige Wirtshaus hätte damals beispielsweise noch im Wasser gestanden.

Wallfahrtskirche Sankt Jakobus der Ältere

Die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Jakob am Thurn ist dem heiligen Jakobus dem Älteren geweiht, einem der vertrautesten Jünger Jesu. Über dem Hochaltar findet sich in einem reich verzierten Glasgehäuse, eine kleine Messingkartusche mit der Reliquie des Apostels und Kirchenpatrons. Eine Besonderheit ist auch die kleine Elfenbeinstatue des heiligen Jakobus des Älteren, die am Josefsaltar zu bewundern ist. In der Loreto-Kapelle wird die schwarze Loretomuttergottes, die mit dem Gnadenbild in Italien berührt worden war, verehrt. Zu ihren Füßen befindet sich das Grab von Johann Graf Plaz.

Nepomuk Statue & Kaiserlinde

Nördlich der Kirche, gegenüber dem Pfarrhaus, steht eine lebensgroße Steinfigur des heiligen Johannes von Nepomuk aus dem Jahr 1744, die von Joseph Anton Graf Plaz gestiftet wurde. Die Statue ist ein Werk des großen Barock-Künstlers Josef Anton Pfaffinger, der auch durch eine Reihe anderer Werke in Salzburg und Oberösterreich bekannt wurde. Seine Liebe galt im Besonderen dem heiligen Nepomuk, den er mehrfach darstellte. Eine ebenfalls aus Stein gefertigte Balustrade aus dem Jahr 1765 umgibt die Figur als würdiger Rahmen. Daneben steht die Kaiserlinde, die im Jahr 1908 zu Ehren von Kaiser Franz Josef gepflanzt wurde.

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St. Jakob am Thurn

Mit dem Ensemble aus Weiher, der Kirche samt Friedhof und der Kaiserlinde sowie dem alten Schloss Thurn ist St. Jakob am Thurn ein Kleinod.

Der Schlosturm

Das „Schloß Thurn“ ist der Turm, nach dem der Thurnberg benannt ist. Das Alter des Schlosses lässt sich nicht genau angeben. Fest steht, dass der Turm im Jahre 1238, als die Kirche an St. Peter übergeben wurde, bereits stand und den Namen „Vrimoos“ (Freimoos) führte. Der Turm hat einen romanischen Kern und wurde stets erweitert. Dass der Turm einst ein römischer Wachturm war, ist eine Sage. Mitte des 13. Jahrhunderts befand sich der Turm in Besitz von Herren von Thurn, die ihn bis 1642 jeweils vom Erzbischof als Lehen erhielten. Nach dem Aussterben des Thurnerischen Mannesstammes 1642, wurde das Lehen den Grafen Plaz verleihen (bis 1830 vom Erzbischof und bis 1867 vom Kaiser). 1924 verkaufte Graf Plaz es an die dänische Staatsbürgerin Charlotte von Bornemann, die wenig später den Österreicher Karl Graf von Wurmbrand-Stuppach heiratete.

1939 wurde das Schloss von der Geheimen Staatspolizei zugunsten des Reichsgaus Salzburg eingezogen. 1947 wurde der Besitz im Zuge eines Rückstellungsverfahren an Gräfin Wurmbrand rückübereignet. Diese verkaufte den gesamten Besitz – Schloss, Teich und den dazugehörigen Grund 1953 an die Engländerin Prunella Corbould Flatz, die mit den Österreicher Wilhelm Flatz, Direktor der Siedlungsgenossenschaft „Wüstenrot“ und Präsident des Stadtvereins Salzburg, verheiratet war. Das Schloss dient seitdem als Wohnsitz der Familie und ist nicht öffentlich zugänglich.