Wahl: Kandidaten lassen Parteien verblassen
Der Wiener Politikwissenschafter und Meinungsforscher hat die Wahlplakate der Spitzenkandidaten der fünf größeren Parteien in der Stadt Salzburg im Auftrag einer heimischen Werbefirma untersucht. Eine Bewertung in gut oder schlecht nimmt Hajek dabei nicht vor, sondern weist vielmehr auf die unterschiedlichen Werbestrategien der Parteien hin.
ORF.at/Georg Hummer
Parteilogos rücken stark in den Hintergrund
„Bei allen Plakaten steht der Spitzenkandidat im Vordergrund. Das ist bei einer Persönlichkeitswahl aber keine Überraschung“, sagte Hajek. Die Kandidaten der beiden großen Parteien, Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) und Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ), würden stark auf die Kraft der eigenen Person setzen. "Die Parteienlogos rücken weitgehend in den Hintergrund.
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Schlechte Lesbarkeit der Parteizugehörigkeit
Bei Bernhard Auinger verschwindet die Sozialdemokratie fast vollständig, mit weißer Schrift auf beigem Hintergrund. Auch bei Preuner ist das ÖVP-Logo verhältnismäßig klein", sagt Hajek. Auch die Abkürzung des Vornamens sei kein Zufall: „Insbesondere bei Preuner versucht man nicht nur ihn als Bürgermeister darzustellen, sondern auch als der ‚Harry von Nebenan‘, deshalb steht auch Harry Preuner drauf“, sagt Hajek.
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Entscheidende Stimmen für Stichwahl im Visier
„Im Grund genommen sind beide Plakate von ihrer Zielrichtung sehr ähnlich. Man möchte offensichtlich Wähler die eigentlich weder die ÖVP oder die Sozialdemokratie wählen, nicht vergraulen, weil diese Wähler brauche ich in einer Stichwahl“, sagt Hajek.
Plakate bzw. Wahlwerbestrategie aller acht Parteien:
„Keine handwerklichen Fehler bei Plakaten“
Beide Politiker würden zudem mit unverfänglichen Slogans („Salzburg im Herzen“) oder Schlagworten („Stabilität“, „Lösungen“) antreten. Im Vergleich dazu falle die grüne Bürgerliste mit ihrer Kandidatin Martina Berthold mit ganz klaren Ansagen auf: „Bezahlbare Mieten statt hohe Renditen“ oder „Grüne Welle für den öffentlichen Verkehr“.
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Überregionale Slogans mit Salzburg-Branding
Bei der FPÖ stehen laut Hajek Partei und Themen deutlich im Vordergrund: „Der Name des Kandidaten ist viel kleiner als der Name der Partei.“ Zudem werbe Andreas Reindls Partei mit klassisch freiheitlichen Botschaften: „Mehr Fairness“ oder mehrdeutigen Wortspielen wie „Den rechten Weg gehen“. Das sind keine Stadtthemen, deshalb findet sich auf den Plakaten auch der Zusatz: „Jetzt auch in Salzburg“, so der Meinungsforscher.
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Kleinpartei will mit zwei Personen auffallen
Die NEOS fallen auf, weil sie auf einem Plakat mit zwei Personen werben. Hinter dem relativ unbekannten Bürgermeisterkandidaten Lukas Rößlhuber findet sich mit Landesparteichef Sepp Schellhorn ein überaus präsentes und bekanntes „pinkes“ Gesicht. Was zudem auffällt: Rößlhuber wird gleich zwei Mal am Plakat genannt und mit „Mutige Ideen für Salzburg“ und „Geht ned gibt’s ned!“ kommen auch zwei Slogans vor.
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Plakate nicht wahlentscheidend, aber unverzichtbar
„Sie können mit einem Plakat keine Wahl gewinnen. Aber sie können Öffentlichkeit oder Aufmerksamkeit schaffen und politische Botschaften verstärken“, sagt Hajek Und auch wenn es politisch klug sei, auf aktuelle Geschehnisse zu reagieren und kurzfristig Plakate zu adaptieren, könne man damit nicht die Massen mobilisieren. „Themen, die ein bis zwei Wochen vor der Wahl nicht gesetzt sind, bringen nichts mehr“, sagte Hajek. Geht es nach den jüngsten Umfragen, wird es in der Stadt Salzburg zu einer Stichwahl um das Bürgermeisteramt zwischen den Spitzenkandidaten von ÖVP und SPÖ kommen.
Links:
- Neutorsperre befeuert weiter Wahlkampf (salzburg.ORF.at; 20.2.2019)
- 1,1 Millionen für Wahlkampf in der Stadt Salzburg (salzburg.ORF.at; 9.2.2019)