Mehr Krätze, Keuchhusten und Masern

In Salzburg sind seit einiger Zeit wieder schwere Krankheiten zu beobachten und müssen behandelt werden, die schon lange stark zurückgedrängt waren. Beispiele seien Krätze, Keuchhusten und Masern, sagen Fachleute.

Stethoskop

APA/Patrick Pleul

Arzt im Dienst

Bei 139 Patienten in Stadt und Land Salzburg wurde im vergangenen Jahr Keuchhusten diagnostiziert. Die Dunkelziffer dürfte laut Experten deutlich höher sein. Vor allem bei Erwachsenen werde bei chronischen und schweren Hustenanfällen oft keine genaue Untersuchung auf Keuchhusten gemacht. Wer diese Krankheit hat, muss spezielle Antibiotika bekommen. Landesanitätsdirektorin Heidelinde Neumann betont, der Impfstoff schütze nicht sehr lange: „Deshalb sollte alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Auch die durchgemachte Erkrankung schützt nicht. Dadurch ist die Krankheit nicht ausrottbar.“

Gefahr für Babys und Kleinkinder

Der Kinderarzt Holger Förster sagt, für Kinder unter drei Monaten sei Keuchhusten eine sehr schwere Erkrankung: „Sie haben auch Atemnot, vergessen auf das Atmen und müssen ins Krankenhaus. Es wäre wichtig, dass es eine gute Durchimpfungsrate der Bevölkerung gibt, um das einzudämmen.“

Der Arzt Sebastian Huber, Gesundheitssprecher der NEOS in Salzburg, fordert die Politik von Stadt und Land Salzburg auf, eine Informationskampagne für die Bevölkerung zu starten.

Mangelnde Hygiene begünstigt Krätze

Keine Impfung gibt es hingegen gegen die Krätze, die von winzigen Milben und ihren Exkrementen auf und in der Haut ausgelöst wird. Zuletzt soll die Krankheit unter anderem in einigen Notschlafstellen, Schulen, Kindergärten und Asylquartieren beobachtet worden sein. Eine offizielle Bestätigung über konkrete Fälle oder Salzburger Statistiken gibt es zu dieser für Betroffene sehr unangenehmen Infektion bisher nicht. Wegen der Krätze habe es aber schon Anfragen gegeben, teilte die Landessanitätsdirektion dem ORF dazu mit.

Übertragbar ist Krätze durch engen Körperkontakt, wenig oder kaum gewaschene Kleidung, Bettwäsche bzw. Decken.

Daten, Fakten, Debatten in Deutschland

In Deutschland wird das Thema seit Monaten auch in Medien immer wieder debattiert. Dort gibt es eine Anzeigepflicht bei Institutionen wie Kindergärten, Schulen, Flüchtlingsunterkünften oder Altersheimen. Laut einer Umfrage des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) bei den Gesundheitsämtern habe es deutschlandweit 2016 insgesamt 7.000 Meldungen gegeben, berichtet das Webportal der Wochenzeitung „Die Zeit“.

Starke Zunahme seit 2015

Die Zahlen würden seither beachtliche Sprünge nach oben machen: „2015 registrierte etwa das Gesundheitsamt in Bremen nur 26 Fälle. Ein Jahr später waren es bereits 130 und allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres 175 Fälle. In Düsseldorf stieg im selben Zeitraum die Fallzahl auf 580 Prozent, in Duisburg auf 512 Prozent …“

Die deutsche Zeitung „Die Welt“ schreibt: „In Köln hat sich die Quote in den letzten drei Jahren verdreifacht, die Krankheit ist also wieder voll da. Ob die Flüchtlingsbewegungen dazu beigetragen haben, ist fraglich. Unter Migranten ist die Quote etwas höher als bei den Bundesbürgern, doch dafür sind sie im Durchschnitt jünger und immunstärker, sodass die üblichen Kontakte in Flüchtlingsheimen in der Regel nicht ausreichen, um eine Infektionswelle loszutreten.“

Uwe Reinhold vom Berufsverband der deutschen Hautärzte bzw. Dermatologen (BVDD) sieht laut „Die Welt“ die Sache so: „Es ist keinesfalls so, dass da plötzlich so etwas wie eine Seuche über uns hinwegrollt.“ Vielmehr sei die Milbe, die Krätze auslöst, niemals ganz verschwunden gewesen.

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ORF-Redakteurin Marina Schlager hat sich bei Fachleuten über Keuchhusten, Masern und Krätze erkundigt.

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