Kritik an Arbeitsbedingungen im ÖBB-Catering

Die Gewerkschaft kritisiert die Arbeitsbedingungen im Catering in ÖBB-Zügen. Löhne zwischen 450 und 600 Euro im Monat und Stöckelschuhe mit Bleistiftabsätzen im Zug seien bei der Do&Co-Firma „Henry am Zug“ Alltag. Das Unternehmen weist das zurück.

Am 1. April 2012 übernahm die Firma „Henry am Zug“ das Catering in den ÖBB-Zügen - sowohl in den Bordrestaurants als auch bei den Trolleys, auf denen Snacks durch den Zug geschoben und verkauft werden. ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern begründete die Entscheidung für die Do&Co-Tochterfirma damit, dass Kunden sowohl bei der Qualität als auch beim Preis einen wesentlichen Unterschied zur Vorgängerfirma e-express bemerken würden.

„Mehr als die Hälfte haben ungarischen Vertrag“

Von der Gewerkschaft vida kommt jetzt aber massive Kritik an den Arbeitsbedingungen der „Henry am Zug“-Mitarbeiter: „Es sind mehr als 50 Prozent der Kolleginnen und Kollegen nach ungarischem Kollektivvertrag angestellt und verdienen zwischen 450 und 600 Euro“, schildert Ida Fleissner, Betriebsrätin in ÖBB Personenverkehr. „Die Arbeitszeiten sind teilweise zehn Stunden durchgehend ohne eine gesetzliche Pause. Sie haben gesagt, es gibt keine Aufenthaltsräume. Sie müssen sich während der Wendezeiten auf den Bahnsteigen oder in Restaurants aufhalten.“

Außerdem habe das Unternehmen bisher jeden Versuch unterbunden, einen Betriebsrat zu gründen, ergänzt Fleissner: „Kolleginnen und Kollegen, die interessiert waren, wurden dann immer gekündigt.“

„Muss in drei Monaten in Rock Größe 38 passen“

Oliver Gruber, Betriebsrat der ÖBB-Zugbegleiter, bekommt das Leid der Mitarbeiterinnen ebenfalls hautnah mit: „Ich brauche nicht zu erwähnen, was es heißt, auf Stöckelschuhen durch den Zug gehen zu müssen, weil sich das der Chef einbildet. Das ist für mich schon arbeitsmedizinisch ein bisschen bedenklich. Wenn auch das noch dazukommt, was von einigen Kolleginnen dort erzählt worden ist, dass ihnen mehr oder weniger gesagt worden ist: Wenn sie innerhalb von drei Monaten nicht in einen Rock Größe 38 hineinpasst, dann hat sie bei dem Unternehmen nichts zu suchen.“

Caterer: Vorwürfe „unwahr“

„Henry am Zug“ wies Sonntagabend die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. Die Behauptungen von Fleissner seien „unwahr“. So hätten sich die Arbeitsbedingungen seit der Übernahme von „Henry am Zug“ „wesentlich verbessert“. Es seien nur „ca. 17 Prozent aller Arbeitnehmer“ nach ungarischem Kollektivvertrag angestellt. „Ungarische Arbeitnehmer werden auf Zügen eingesetzt, die in Ungarn ihren Ursprung haben und/oder ebendort enden“, so die Erklärung des Caterers. „Henry am Zug“ zahle den ungarischen Arbeitnehmern „mehr als den doppelten gesetzlichen Lohn“.

Hinsichtlich der Arbeitsbedingungen hielt der ÖBB-Caterer fest, dass gesetzliche Arbeitszeiten sowie Ruhepausen eingehalten würden. Auch „Tageszimmer“ und „Ruheräume“ stünden zur Verfügung. Auch die Vorwürfe betreffend Kleidervorschriften bezeichnet das Unternehmen als „unwahr“.

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