Die vielen Facetten des Untersberges

Der Untersberg bei Grödig (Flachgau) zwischen Salzburg und Bayern ist ein riesiger Plateauberg mit 70 Quadratkilometern und einem Hochplateau von 17 Quadratkilometern. Seine Geschichte und Sagenwelt sind vielschichtig und reichen bis in die Antike zurück.

Untersberg Salzachtal Hallein Berchtesgadener Hochthron Salzburger Hochthron Tennengau

Gerald Lehner

Untersberg von Süden mit Salzachtal und Hallein

Die höchsten Erhebungen des Untersberg-Massivs sind der Berchtesgadener Hochthron (1.973 Meter) und der Salzburger Hochthron (1.853). Der gesamte Berg ist vielfältig geschützt - seit 1990 als Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Berchtesgadener Land und in Salzburg seit 1981 Landschafts- und Pflanzenschutzgebiet.

Ein Teilbereich bei Großgmain ist seit 1983 als Naturpark und bei Grödig (beide Flachgau) als Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Ein Großteil der Stadt Salzburg bezieht sein Trinkwasser vom Untersberg.

Untersberg Flugbild Berchtesgadener Hochthron Salzburger Hochthron

Gerald Lehner

Riesiger Plateauberg von Südwesten mit Stadt Salzburg, aufgenommen aus 7.000 Metern Flughöhe über dem Steinernen Meer

Sehr langes, tiefes Höhlensystem

Derzeit sind im Untersberg an die 350 Höhlen bekannt, die insgesamt ein 100 Kilometer langes Netz aus Höhlengängen und Schächten bilden. Mit einer Gesamtlänge von 36,5 Kilometern und einer Tiefe von 1.124 Metern ist das Gamslöcher-Kolowrat-System derzeit das längste und tiefste seiner Art. Von historischer Bedeutung ist die Eishalle der Kolowrathöhle – eine Touristenattraktion Salzburgs im 19. Jahrhundert, in der Feste mit Eislaufen und bengalischem Feuer gefeiert wurden. Die Schellenberger Eishöhle wird als größte Eishöhle Deutschlands als Schauhöhle geführt.

Untersberg Uberg

TVB Grödig

Berühmte Geier

Der eindrucksvollste Vertreter der Tierwelt ist der Gänse- oder Weißkopfgeier mit einer Flügelspannweite von 2,8 Metern und einem Gewicht von acht Kilogramm. Die Gänsegeier stammen aus dem zirka vier Kilometer entfernten Tiergarten Hellbrunn, wo seit 1961 zehn bis 19 Vögel im Freiflug gehalten werden. 1982 kam es zur ersten erfolgreichen Brut auf dem Untersberg. Touristisch ist der Untersberg mit zahlreichen Wanderwegen und Schutzhütten bestens erschlossen. Eine Seilbahn führt von Grödig-St. Leonhard auf das 1.806 Meter hohe Geiereck.

Wunderberg

Der Untersberg ist einer der sagenreichsten Berge des deutschen Sprachraumes. Die Kaisersage – Kaiser Karl im Untersberg – ist eine typische Wandersage aus dem Hochmittelalter, wonach Helden oder große Kaiser nicht sterben, sondern in die geheimnisvolle Reiche markanter Berge entrücken, bis sie einst wiederkommen und neue glückliche Reiche gründen.

Sendungshinweis:
Salzburg heute, 21.5.2015

Es wird überliefert wenn sein Bart drei Mal um seinen Marmortisch gewachsen ist, und die „Raben“ (Dohlen) nicht mehr um die Gipfel fliegen, dann wird der Kaiser erwachen und in der Salzburger Ebene beim Walser Birnbaum die letzte Schlacht der Menschheit zwischen Gut und Böse schlagen – dem Jüngsten Gericht im biblischen Sinne. Nach dem Sieg werde der Kaiser seinen Schild an den Baum hängen und das Goldene Zeitalter – ohne Hunger, Krankheit und Tod – werde anbrechen.

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Heiliger Berg für SS-Rassenfanatiker

Diese Geschichten mit Kaiser und „Deutschtum“ spielten in etwas abgewandelter Form auch für die Nationalsozialisten eine zentrale Rolle in ihrem Rassenwahn bzw. verbrecherischen Kampf gegen das Judentum. Für Esoteriker der SS und Heinrich Himmler selbst - der dem Okkultismus verfallen war - bildete der Untersberg mit dem Kailash in Tibet eine „energetische“ und geologische Verbindung bzw. Achse. Und der chilenische Faschist Miguel Serrano - der sich als „esoterischen Hitleristen“ bezeichnet und darüber in Lateinamerika viel publiziert hat - stuft den Salzburger Untersberg als besonders heilig ein. Serranos Literatur ist in Deutschland und Österreich verboten - wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung.

Klassische Sagenwelt

Unter den klassischen Sagen des Untersberges stechen die Geisterzüge hervor - vor allem die „Wilde Jagd“, die in das regionale Perchtenbrauchtum der Rauhnächte um Weihnachten einging und seit den 1980er-Jahren im traditionellen Sinne wiederbelebt wurde. Es wird jedoch nicht bekanntgegeben, wo die jährliche stattfindende „Wilde Jagd“um den Untersberg erscheinen wird. Zu ihren typischen Gestalten gehören Vorpercht, der Tod, der Rabe, Moosweiberl, Baumpercht, Hahnengickerl, der Riese Abfalter, der Bär und als Bärentreiber die Hexe, die Habergeiß und der Saurüssel.

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Untersberger Marmor

Der Untersberger Marmor ist eines der bedeutendsten Bildhauer- und Dekorgesteine Mitteleuropas und wird seit der Römerzeit (ca. erstes Jahrhundert n. Chr.) bis heute am Nordabhang des Untersberges, bei Fürstenbrunn, südlich der Stadt Salzburg abgebaut.

Das bis zu 40 Meter mächtige Vorkommen am Nordfuß des Untersberges wird heute im Fürsten- oder Kieferbruch (ehemaliger Hofbruch) von der Fa. Marmor Industrie Kiefer und in den Mayr-Melnhof-Brüchen von der Fa. Marmorwerk Steindl abgebaut. Während der Abbau im 19. Jahrhundert mit bis zu 400 Steinhauern manuell erfolgte, wird dieser heute im Ausmaß von 2.000 bis 3.000 Kubikmetern/Jahr mit Maschinen und Diamantsägen von nur zwei Arbeitern bewältigt.

Prunkbauten bis München

In der Renaissance und im Barock nimmt die Verwendung vor allem für Repräsentationsbauten der Erzbischöfe in Salzburg (Schloss Mirabell – Raphael Donner Stiege, Neue Residenz mit Residenzbrunnen, Fassade des Doms zu Salzburg etc.) sprunghaft zu und wird im Barock weit über die Grenzen Salzburgs hinaus zum Statuenmarmor schlechthin. Viele namhafte Bildhauer wie Paul Strudl (Pestsäule Wien), Giovanni Guiliani (Schloss Lichtenstein Prag), Giovanni Antonio Dario (Dombögen Salzburg), Raffael Donner (Schloss Mirabell Salzburg) und Baltasar Permoser (Zwinger Dresden) suchten sich die Marmorblöcke in den Steinbrüchen persönlich aus.

Im 19. Jahrhundert bezog vor allem Bayern den Marmor für den Ausbau der Residenzstadt München, für Schlösser und Monumente. Herausragende Beispiele in München sind Wittelsbacher Brunnen, Glyptothek, Pinakothek, Propyläen, Nationaltheater, Ruhmeshalle und einige andere. Heute wird der Marmor für moderne Fassadengestaltung sowie die Innenausstattung von Repräsentationsgebäuden verwendet. Beispiele sind Festspielhaus Bregenz, Naturwissenschaftliche Universität Salzburg, Museum der Moderne und Kongresshaus in Salzburg, Linzer Musiktheater und Haus für Mozart Salzburg. Im Fürstenbruch findet jährlich das Steinbildhauersymposion der Internationalen Salzburger Sommerakademie für Bildende Kunst statt.

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Erzbischöfliche Quellen

Der Untersberg ist der Wasserspeicher Grödigs und der Stadt Salzburg. Die Quellen und Brunnen am Fuße des Berges liefern ca. 90 Prozent des Wasserbedarfs der Landeshauptstadt.

Almkanal aus dem Frühmittealter

Dieser für das brocke Salzburg so wichtige Kanal entstand bereits im achten Jahrhundert und beginnt in Grödig an der Königsseeache. Die Entstehungsgeschichte der Wasseranlage ist mit ihrem durch den Berg geschlagenen Wasserleitungsstollen einzigartig für das frühmittelalterliche Mitteleuropa.

Erreichbarkeit

Der Untersberg ist leicht und nahezu aus allen Richtungen leicht zu erreichen. Von der Stadt Salzburg über Moosstraße, Berchtesgadener Straße und Alpenstraße. Von Süden über die Halleiner Landesstraße und von der Tauernautobahn über die Abfahrt Grödig.

Parken & Gastronomie

Der Untersberg ist ein „Ganzjahresberg“. Die Gondelbahn hat Sommer- und Winterbetrieb. Auch die Gastronomie gibt es auf dem Berg ganzjährig. Er ist hochalpines Gelände: Gute Ausrüstung, festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind notwendig, sobald man das Areal rund um die Bergstation der Gondelbahn verlässt. Im Winter ist der Untersberg auch ein beliebtes Skigebiet für Pistenfahrer und Tourengeher.

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