Gesundheitslexikon: S wie Sudeck

Diffuse Schmerzen mit Schwellungen oder Rötungen am Handgelenk, am Sprunggelenk oder an der Schulter mit unklarer Herkunft könnte ein Hinweis auf eine Sudeck-Erkrankung sein.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 19.9.2014

Ähnlich wie Alois Alzheimer die nach ihm benannte Demenzerkrankung um das Jahr 1900 entdeckte, so beschrieb um dieselbe Zeit der Hamburger Chirurg Paul Sudeck folgendes Beschwerdebild, das später nach ihm benannt werden sollte: die Patienten leiden unter schmerzhaften Schwellungen an den Fußknöchel, am Handgelenk oder der Schulter. Die betroffenen Stellen sind häufig gerötet, überwärmt, die Beweglichkeit des Gelenks ist eingeschränkt.

Geschwollenes Fussgelenk

ORF

Geschwollene schmerzende Gelenke sind das Beschwerdebild einer Sudeck-Erkrankung.

Herkunft unklar

Doch die Patienten sind sich keiner Verletzung an der betroffenen Stelle bewusst, es finden sich auch keine erhöhten Entzündungswerte im Blut. Die Herkunft der Beschwerden ist unklar. Durch die Arbeiten Paul Sudecks und der nachfolgenden Forscher weiß man, dass die ursächlichen Probleme an anderen Stellen im Körper lokalisiert sind, dass zum Beispiel Verletzungen ganz woanders passiert sind. „Als Folgereaktion kann es dann zu einer Fehlreaktion des sympathischen Nervensystems kommen. Der Sympathikus reagiert sozusagen zu viel. Wodurch es zu einer Zweiterkrankung kommen kann“, so Renato Kasseroller, Arzt für Allgemeinmedizin an der Privatklinik in Bad Vigaun. Diese Zweiterkrankung tritt immer an der Peripherie, also in gewisser Entfernung zum Erstschaden auf.

Dr. Renato Kasseroller

Wolfgang Bauer

Renato Kasseroller, Arzt für Allgemeinmedizin an der Privatklinik in Bad Vigaun

Schulterschmerzen durch verletztes Gehirn

Renato Kasseroller nennt als Beispiel Schulterschmerzen in Folge eines Schlaganfalls. Dabei ist die zentrale Schädigung im Gehirn lokalisiert. Doch als Fehlreaktion des sympathischen Nervensystems kann sich die Schulter schmerzhaft verändern, sozusagen als Zweitschaden, bedingt durch eine verminderte Durchblutung und durch Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe (Ödem).

Ob es sich um eine Sudeck – Erkrankung handelt, kann durch eine Magnetresonanztomographie (MRI) festgestellt werden.

Sudeck ist heilbar

Was die Behandlung betrifft, so ist die Schmerzbekämpfung die Therapie der ersten Wahl. Zusätzlich hilft auch Ergotherapie, um die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks wieder zu verbessern. Ebenfalls hilfreich: die Ödemtherapie, also die Entstauung des geschwollenen Gewebes, etwa durch Kompressionsbandagen oder Kompressionsstrümpfe. Auch eine manuelle Lymphdrainage – also eine spezielle Streichmassage – kann das Abschwellen erleichtern. „Jedenfalls ist die Sudeck-Erkrankung heilbar“, so Experte Kasseroller, „man muss von ärztlicher Seite nur bei einem derartig unklaren Beschwerdebild an die Möglichkeit eines Sudecks denken“.

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