Gesundheitslexikon: D wie Diskusprolaps

Ein Diskusprolaps oder Bandscheibenvorfall tritt vor allem bei Menschen mittleren Alters auf. Eine ganze Reihe an Maßnahmen schafft Abhilfe, in manchen Fällen muss allerdings operiert werden.

Sendungshinweis

„Salzburg heute“, 4.4.2014

Zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule sorgen 23 Bandscheiben als elastische und mit einer Flüssigkeit gefüllte Stoßdämpfer dafür, dass die Wirbel nicht gegeneinander reiben. Wenn das Innere der Bandscheibe – ein weicher flüssiger Kern – durch den sie umgebenden Faserring nach außen dringt, handelt es sich um einen Bandscheibenvorfall oder Diskusprolaps. Trifft die ausgetretene Masse dabei auf Nerven oder auf das Rückenmark, kann es zu sehr starken Schmerzen kommen, die bis in die Arme oder Beine ausstrahlen.

Röntgenbild eines Bandscheibenvorfalls

Wolfgang Bauer

Meistens ist die Lendenwirbelsäule von einem Bandscheibenvorfall betroffen.

Hals- und Lendenwirbelsäule sind betroffen

Die meisten Bandscheibenvorfälle, nämlich an die 90 Prozent, treten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, das ist der untere Abschnitt der Wirbelsäule, bestehend aus fünf Wirbeln. Der Rest entfällt fast zur Gänze auf die ebenfalls sehr bewegliche Halswirbelsäule, das sind die sieben Wirbel am oberen Abschnitt der Wirbelsäule. An den 12 Wirbeln der relativ starren Brustwirbelsäule treten sie nur äußerst selten auf, weil sie durch den Brustkorb gut geschützt sind.

Bandscheibenvorfälle an der Halswirbelsäule können sich sowohl auf Nerven als auch auf das Rückenmark auswirken, wenn der ausgetretene Kern der Bandscheibe Druck auf diese Komponenten ausübt. Schmerzen bis in die Arme und Hände, die bei bestimmten Bewegungen auftreten, sind dafür typisch.

Ein Diskusprolaps an der Lendenwirbelsäule führt zu Schmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen können, weil dabei die nach unten führenden Nerven unter Druck geraten. In manchen Fällen treten auch Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen in den Beinen, aber auch im Bereich der Genitalien auf. Weil diese Lähmungen auch den Darm und die Blase betreffen und zu Inkontinenz führen können, ist bei solchen Beschwerden häufig ein operativer Eingriff nötig.

Dr. Heinz Kollmann, Neurochirurg an der Privatklinik Bad Vigaun

Wolfgang Bauer

Heinz Kollmann, Facharzt für Neurochirurgie an der Privatklinik Bad Vigaun

Wer davon betroffen ist

„Es sind vor allem Menschen um die 40 oder 50 Jahre, die einen Diskusprolaps erleiden“, so Heinz Kollmann, Facharzt für Neurochirurgie an der Privatklinik Bad Vigaun. Einem Vorfall gehen häufig jahrelange Abnützungen der Bandscheiben voraus. Kommt dann eine falsche Bewegung dazu, wie etwa bei Haus- und Gartenarbeiten, dann kann aus der vorgeschädigten Bandscheibe der Kern in den Wirbelkanal austreten und die erwähnten Beschwerden verursachen. Besonders groß wird der Druck auf die Bandscheiben beim Heben schwerer Lasten mit gleichzeitiger Drehbewegung. Bei entsprechender Vorschädigung genügt manchmal bereits eine Bagatellbewegung, die zu einem Bandscheibenvorfall führt – wie eine Drehbewegung beim morgendlichen Aufstehen oder beim Duschen.

Richtiges Heben

ORF

Das Heben schwerer Lasten in Verbindung mit einer Drehbewegung erhöht den Druck auf die Bandscheiben.

Für die ärztliche Diagnose sind zum einen die von den Betroffenen geschilderten Beschwerden wichtig. Zum anderen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie oder Kernspintomographie Klarheit über das Vorliegen oder das Ausmaß eines Diskusprolapses schaffen.

Die Behandlungsmöglichkeiten

Etwa zwei Drittel aller Bandscheibenvorfälle können konservativ – also ohne Operation – behandelt werden, zum Beispiel mit vorübergehender Schonung und durch Verabreichung von Schmerzmittel bis zum Abklingen der Beschwerden. Erst danach kann man physiotherapeutische Maßnahmen anwenden. Ein operativer Eingriff ist zumeist dann nötig, wenn Lähmungserscheinungen oder Gefühlsstörungen vorliegen.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Vorbeugung

Um Bandscheibenvorfällen vorzubeugen, ist eine ausgebildete Rücken- und Bauchmuskulatur nötig. Muskeln haben vor allem im Lendenwirbelbereich eine wichtige Schutzfunktion. Welche Übungen man für den Aufbau der Muskulatur durchführen soll, vermitteln zum Beispiel Physiotherapeuten. Sie haben auch entsprechende Tipps für das Heben und Tragen von Lasten bzw. für einen rückenfreundlichen Lebensstil.