Schicksalsort Getreidegasse

Die Salzburger Getreidegasse gehört zu den meistfrequentierten Touristenmeilen in Österreich. Doch sie hat eine wechselhafte Geschichte, die im „Österreich Bild“ am Sonntag, dem 9. September um 18.25 Uhr in ORF 2 dokumentiert wird.

Kaum ein Salzburg-Besucher, der die Getreidegasse nicht beschreitet. Mozarts Geburtshaus ist vermutlich eines der am meisten fotografierten Sujets überhaupt in unserem Land. Doch die Getreidegasse ist mehr als das - sie ist auch ein Schicksalsort, vor allem für das Salzburger Bürgertum.

Die Getreidegasse in der Salzburger Altstadt

ORF

Mehr als eine Flaniermeile: Die Getreidegasse in der Stadt Salzburg

Da wäre zum Beispiel das Rathaus, wo die aufstrebenden Händler und Kaufleute vor 500 Jahren stolz einen Turm bauten - ihre politischen Rechte wurden ihnen allerdings kurz davor vom Fürsterzbischof per Handstreich entrissen. Heuer wurde das Rathaus saniert und erstmals, ganz zeitgemäß, ein Durchgang für die Bürger geöffnet – Transparenz und Durchlässigkeit lautet inzwischen die Parole.

Aufregung um Haus führte zu Bürgerlisten-Gründung

Da wäre die vor 600 Jahre erstmals erwähnte Adresse Getreidegasse 24, die oft die dramatische Geschichte der Gasse und ihrer Bewohner besonders gut zeigt: Im Besitz eines jüdischen Kaufmanns, wurde das Haus in der Nazi-Zeit arisiert und war dann Standort eines lokalen Modehauses, wurde abgerissen und neu aufgebaut und löste so mit anderen Fällen das strenge Altstadtschutz-Gesetz aus.

Ähnliche Skandale in der Nachbarschaft führten zu einem Bürgeraufstand und letztlich zur Gründung der Bürgerliste.

Haben Ketten die Macht übernommen?

Heute wird das Haus – auch das nicht untypisch – von einem spanischen Modekonzern genutzt. Haben die internationalen Ketten nun die Macht übernommen? Besteht die Zukunft der Gasse aus den drei großen F - Fast Food, Fetzen und Fassade? Nicht ganz, denn nach wie vor halten sich heimische Traditionsbetriebe, von denen elegante Mode geschneidert, Schirme von Hand gedrechselt werden und Schlosser heizen im Hof die alte Esse an, um historische Bauteile nachzuschmieden.

Sendungshinweis

„Österreich Bild“, 9.9.2012

Bis heute spiegelt sich auf diesem kurzen Stück Straße das Schicksal der Salzburger Altstadt – zwischen „Disneyland“ und lebendigem Herz der Region.

Gestalter: Michael Mair
Kamera: Alexander Proschek
Schnitt: Eberhard Zwink
Kontakt: Kurt Liewehr