Salzburger Physiker in Kanada erfolgreich

Der Salzburger Physiker Alexander Rauscher erhält in Kanada von der Regierung eine hohe Auszeichnung. Für seine Hirnforschung mit Magnet-Resonanz-Tomografen bekommt er einen Lehrstuhl in Vancouver und 380.000 Euro für sein Team. Die Bildungspolitik zu Hause sieht er kritisch.

Der 42-jährige Alexander Rauscher stammt aus Wals (Flachgau), ist erfahrener Alpinist und Skitourengeher und als promovierter Physiker seit 2007 an der Universität Vancouver in British Columbia angestellt, dem gebirgigen Westen Kanadas an der Pazifikküste.

Alexander Rauscher

Archiv Rauscher

Skitouren und Powdern: Der Salzburger bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen in Kanada - neben der Arbeit als Physiker

„Geistfeindliches Klima daheim“

Nun bekommt er einen eigenen Lehrstuhl und zusätzliches Forschungsgeld: „Zuerst war es der Lockruf eines Professors nach Thüringen und dann meine kanadische Freundin. Und natürlich zieht es uns Gebirgler immer auch dorthin, wo es besonders schön ist“, begründet Rauscher seine Auswanderung vor zwölf Jahren - zuerst nach Jena, dann nach Vancouver: „2003 war noch eine Regierung in Österreich am Werk, der die Förderung junger Wissenschafter nicht gerade am Herzen lag, um es sanft auszudrücken. Ich sehe auch eine anhaltende Geistesfeindlichkeit daheim, was die Bildungs- und Wissenschaftspolitik betrifft.“

Jährlich würden von der kanadischen Regierung in Ottawa dagegen umgerechnet rund 200 Mio. Euro investiert, um vielversprechende Wissenschafter im Land zu halten bzw. zu holen, sagt Rauscher. Er leitet bei seinem Projekt ein Team von Physikern und Ärzten.

Alexander Rauscher Physiker in Kanada

Archiv Rauscher

Eigentlich Nichtraucher, ab und zu eine gute Zigarre

MRT ohne Röntgen, Schwerpunkt Kinder

Sein Forschungsfeld ist die „quantitative Magnetresonanztomographie“ (MRT). Dabei werden Eigenschaften von Körpergewebe bzw. des Gehirns gemessen und mit speziellen Computerprogrammen ausgewertet. „Herkömmliches MRT erzeugt qualitative Bilder, die zeigen, wie krankhafte Gewebeveränderungen oder Verletzungen aussehen. Wir versuchen neue Methoden zu entwickeln, die noch genauer zeigen, wie groß die Schäden im Gewebe sind. Und was die Ursachen sein können.“

Die Arbeit seines Teams sei wichtig für die Entwicklung neuer Therapien, sagt der Salzburger. Künftig will man sich noch stärker auf Untersuchungen chronisch oder bisher unheilbar kranker Kinder konzentrieren: „Wir schauen praktisch unseren Patienten sehr genau und immer genauer ins Gehirn. Das ist in einem Satz zusammengefasst, worum es geht. MRT kommt dazu noch komplett ohne Röntgenstrahlung aus, ist besonders schonend und kann deshalb oft angewendet werden.“

Alexander Rauscher Physiker in Kanada

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Rauscher in den Coast Mountains von British Columbia

Über Jena nach Vancouver

Fast 8.500 Kilometer Luftlinie sind es von seiner Heimatgemeinde Wals nach Vancouver. Nach seinem Studium in Wien und dem Doktorrat wechselte Alexander Rauscher zuerst an die Universität von Jena in Thüringen. Weil seine Freundin aus Kanada stammt, sah er sich um einen Job in Übersee um und übersiedelte 2009 nach Vancouver. Dort liebt er im Hinterland auch die langen Ketten der Küstenberge am Pazifik: „Es gibt hier sehr viel Schnee, auch das ist mir besonders wichtig. Und sehr guten Schnee zum Skifahren und Skibergsteigen.“

Weite Räume, Gefahren, Skitouren

Während viele Bergsteiger in Europa von Nordamerikas Gebirgen träumen, sieht Alexander Rauscher das auch zwiespältig. Er muss in Kanada meistens sehr weit fahren, um in der menschenleeren Wildnis die Gipfel anzusteuern: „Diese Lebensqualität von Salzburg fehlt mir schon. Du hast nach nur 45 Minuten Fahrzeit außerhalb der Stadt die prächtigsten Skitouren, zum Beispiel in den Berchtesgadener Alpen oder in den Osterhornbergen. Und man denke an diese große Vielfalt von Touren auf kleinem Raum zu Hause, auch wenn man beispielsweise im Pinzgau wohnt. Hier in Kanada sind die Räume sehr sehr groß und menschenleer. Das ist ein völlig anderes Bergsteigen.“

Wichtig sei, sagt Rauscher, dass in Kanada eine wesentlich genauere Tourenplanung gemacht werden muss, um gesund nach Hause zu kommen: „Neben der Einsamkeit sind die Wetterwechsel hier oft extrem. Dazu kommt, dass du in den meisten Gebirgen keinerlei Mobilfunk-Empfang hast. Und ohne gute Ausrüstung geht gar nichts. Mit Vollkasko-Mentalität und blindem Vertrauen auf den Rettungshubschrauber kommst du hier nicht weit.“

Fan der vielen Kulturen Kanadas

Es gibt auch andere Dinge, die ihm in Übersee fehlen: „Ich mag den österreichischen Schmäh. Obwohl ich viel Englisch spreche, Vorträge halte und auch in Englisch publiziere, so gibt es in Kanada ganz andere Arten von Humor. Unsere österreichischen Schmähs, die mir auch hier zu verschiedenen Dingen einfallen, kann ich da nicht so gut rüberbringen. Es gibt immer gewisse sprachliche und kulturelle Barrieren, die du wohl nur nach Jahrzehnten überwinden kannst. Andererseits ist Vancouver eine Zwei-Millionen-Stadt, wo jedes Jahr 30.000 neue Bürger aus allen Teilen der Welt dazukommen, ihre Kulturen, Sprachen, Rezepte, Speisen und Musikstile mitbringen. Ich liebe das.“

Immobilien extrem teuer

Eine Schattenseite sei die dauernd zunehmende Immobilienspekulation, weil Investoren aus aller Welt ihr Geld in der Region Vancouver anlegen würden, sagt Alexander Rauscher. Der Physiker aus Wals ist seit kurzem Vater einer kleinen Tochter. Seine kanadische Freundin ist Kriminologin. Die Drei reisen in Ferienzeiten oft nach Europa und Salzburg.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg