Klettern: Warnung vor „Sauschwänzen“

Zum Start der Klettersaison warnen Berg-Profis vor „Sauschwänzen“. Das sind Umlenkhaken für die Seilsicherung, die eigentlich für gesicherte Klettergärten konstruiert wurden. Sie werden seit Jahren auch als Abseilhaken bei längeren Touren im Gebirge verwendet.

Nach einigen Unfällen gibt es nun die dringende Warnung von Bergrettern und Bergführern, dass Sauschwänze beim Abseilen sehr gefährlich sein können.

Kein Abseilen an Sauschwänzen mehr Sauschwanz

Bergrettung / Peter Veider

Ursprünglich nur für Verwendung in Klettergärten über eine Seillänge konstruiert - nicht für Mehrseillängen- und Alpintouren

Kein Abseilen bei Mehrseillängen

Dieser Sicherungshaken sieht mit seinen aufgebogenen Stahlhörnern ein wenig aus wie ein kleiner Widderkopf. Oder wie das doppelte Schwänzchen eines Hausschweins. Und Günther Karnutsch, Obmann des Salzburger Bergführer-Verbandes, erklärt die Funktion: „Der Sauschwanz erleichtert als technische Einrichtung das Einhängen des Seils. Beim klassischen Ringhaken zum Abseilen muss man sich extra selbst sichern, am Klettergurt dann aus dem Seil ausbinden, dieses durch den Ring fädeln und wieder am Gurt einbinden. Beim Sauschwanz erspart man sich das und legt das Seil direkt ein - mit einem Handgriff.“

Kein Abseilen an Sauschwänzen mehr Sauschwanz

Bergrettung / Peter Veider

Sauschwanz an Sportkletterroute

Günter Karnutsch - Chef des Salzburger Bergführerverbandes Bergführer Bergsportführer Klettern Sportklettern Alpinklettern Bergsport Kletterei Kletterer Abseilen

Gerald Lehner

Karnutsch in der Falkensteinwand beim Wolfgangsee

Für Klettergärten konstruiert

Profi-Bergführer Karnutsch ist auch ehrenamtlicher Bergretter. Er betont, dass die Sauschwänze eigentlich eine recht sinnvolle Sache waren, ursprünglich für Klettergärten im Tal gedacht, wo nicht über mehrere Seillängen geklettert wird. Seit Jahren wurden sie aber auch in hunderten härteren Routen im Hochgebirge verwendet: „Dafür waren sie ursprünglich nicht gedacht. Sie sind für Klettergärten gemacht, damit der Vorsteiger beim Sportklettern am Umlenkpunkt ganz oben das Seil schnell einlegen kann, um dann passiv abgelassen zu werden. Bei dieser Methodik bleibt das Seil ständig unter starkem Zug und kann zu 99,9 Prozent nicht heraushüpfen.“

Für lange Abseilstrecken ungeeignet

Wenn man sich stattdessen im Hochgebirge über weite Strecken abseilt, müssen Kletterer sich hin und wieder hinstellen, das elastische Seil entlasten und schauen, wo es nach unten weitergeht. Oder sie müssen seitlich den Seilverlauf durch ruckartige Bewegungen korrigieren. Und das vertragen die Sauschwänze oft gar nicht. Das Seil kann leicht heraushüpfen.

Kein Abseilen an Sauschwänzen mehr Sauschwanz

Bergrettung / Peter Veider

Schnelle Umrüstung nicht möglich

Nun haben die Tiroler Bergrettung und das Kuratorium für alpine Sicherheit (KURASI) nach Analysen einiger Unfälle und Materialtests nun die dringende Warnung herausgegeben: Nicht mehr an Seilschwänzen abseilen! Der Salzburger Bergführer Günter Karnutsch unterstützt den Aufruf: „Man wird aber in manchen Routen in die Situation kommen, dass nichts Anderes zur Verfügung steht. Deshalb muss man hier große Sorgfalt walten lassen. Es werden nämlich nicht alle Routen schnell umrüsten.“

Rückbesinnung auf klassische Ringhaken

Bergretter und Bergführer empfehlen dringend, dass alle Sauschwänze in alpinen Kletterrouten mittelfristig durch die klassischen und hochfesten Ringhaken ersetzt werden. Bei diesen kann kein Seil mehr herausspringen, weil es vor dem Abseilen ja durchgefädelt werden muss.

ORF Radio Salzburg nachhören (MP3, Bericht von Gerald Lehner):

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