Großer Andrang in Wärmestube Lehen

Kurz vor Weihnachten wird die Wärmestube Salzburg-Lehen von Bedürftigen regelrecht überrannt. Im Vergleich zum Vorjahr kommen um die Hälfte mehr Menschen, um sich aufzuwärmen, eine warme Mahlzeit zu essen und zu duschen.

„Ab und zu komme ich hierher, wenn ich gerade einmal nicht weiß, wohin“, sagt einer der Obdachlosen in der Wärmestube, „Da ist man unter Seinesgleichen. Draußen ist man nur ein ‚Sandler‘. Die einen geben einem was, die anderen sagen ‚Schleich dich‘. Daran muss man sich gewöhnen.“ Er ist 60 Jahre alt und gelernter Fleischermeister. Die Scheidung hat ihn in die Krise gestürzt, deshalb lebt er sei vier Jahren auf der Straße.

„Niemand, mit dem du reden kannst“

Bei Linda Rieger vom Verein „Salzburger Wärmestube“ findet er Wärme in vieler Hinsicht: „Ich bin selber im Heim aufgewachsen“, schildert Rieger, „Ich weiß, wie das ist, wenn du eigentlich niemanden hast, mit dem du reden und deine Sorgen und Probleme besprechen kannst. Wir können ihnen zwar oft gar nicht helfen, aber man kann ihnen Trost geben und sagen: Dort kannst du dich hinwenden.“

Die Obdachlosen bekommen Essen und Tee in der Thermoskanne „für die Nacht“, schildert Rieger, „Das nimmt einen schon mit, wenn man denkt: Du gehst jetzt nach Hause, brauchst nur den Heizkörper aufzudrehen oder haust dich in die heiße Badewanne, wenn dir zu kalt ist. Und das haben die Leute nicht.“

Obdachlose beim Essen

ORF

Obdachlose beim Essen

100 bis 120 Essen pro Öffnungstag

„Es muss ein jeder froh sein, dass es so eine Anlaufstelle gibt“, sagt einer der Besucher der Wärmestube, „Ich lebe alleine, das Geld habe ich auch nicht, weil ich Sozialhilfe-Empfänger bin. Die Zeit, die offen ist, gehe ich halt her.“

100 bis 120 Essen werden in der Wärmestube pro Tag gekocht und ausgegeben - immer donnerstags, an den Wochenenden und an jedem Feiertag. Es sind 48 Prozent mehr Bedürftige als im Vorjahr. Immer mehr Menschen können sich das Essen nicht mehr leisten, es kommen mehr Jugendliche und auch mehr Frauen.

Gekocht wird von Haimo Auer, von Beruf Reifenmonteur: „So kann ich erstens für die Bedürftigen etwas machen, was einen Sinn hat. Zweitens koche ich gerne - und ich habe bisher noch keine Klagen gehabt.“

Städtisches Obdachlosenheim gefordert

Klagen kommen nur über den sozialen Stellenwert, den die Obdachlosen und Bedürftigen in unserer Stadt haben. Der Obmann der Salzburger Wärmestube, Ernst Flatscher, fordert deshalb ein von der Stadt Salzburg geführtes Obdachlosenheim und eine tägliche Armenküche: „Wir sollten einen Stolz haben, dass wir ein ausgeglichenes Stadtbudgt haben - tolle Leistung, finde ich gut. Aber wir sollten wissen, wo wir noch zu wenig tun. Und das ist eindeutig die Armut.“

Sendungshinweis

„Guten Morgen Salzburg“, Sendung vom 20. Dezember 2011

Sach- und Geldspenden sind beim Verein „Salzburger Wärmestube“ jederzeit willkommen. Eine Möglichkeit zur Unterstützung gibt es auch am Donnerstag auf der Salzburger Schranne: Da werden Wärmestube-Kekse verkauft - bei einem Stand zwischen Andräkirche und der Busstation Mirabellplatz. Mit dem Geld, das eingenommen wird, wird wieder Essen gekauft.

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