Land stellt Aktionsplan gegen Wölfe vor

Mehr als 20 Weidetiere sind seit Ende April in Salzburg getötet worden. Nachdem zwei Fälle nun per DNA-Analyse eindeutig zugeordnet wurden, reagiert Agrarlandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) mit einem Herdenschutzaktionsplan.

Angriffe von Wölfen auf Weidetiere hat es in Salzburg zwar in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. „Problematisch ist, dass sich die jüngsten Vorfälle in unmittelbarer Hofnähe ereignet haben, teilweise nur 150 Meter entfernt“, sagte Schwaiger bei einem Pressegespräch am Freitag. Es sei davon auszugehen, dass zwischen einem und bis zu fünf Wölfe derzeit in Salzburg unterwegs sind, so Schwaiger. Die Landwirte seien gerade jetzt zu Beginn der Almsaison stark verunsichert.

Schwaiger fürchtet, dass der Wolf oder die Wölfe - Experten gehen aufgrund der geringen Distanzen zwischen einigen Attacken derzeit von mehr als einem Tier aus - in Salzburg verbleiben könnten. Die Stimmung bei den Bauern in den betroffenen Regionen sei aufgeheizt, so Schwaiger.

Wölfe würden „Gesicht des Landes verändern“

Neben den getöteten Schafen, Lämmern, Widdern und Ziegen wurden noch einmal so viele Weidetiere verletzt oder gelten als vermisst. „Das Gesicht des Landes würde sich durch den Wolf ändern“, warnte Schwaiger. Mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe werden in Salzburg im Nebenerwerb geführt, manche könnten wegen des Wolfsproblems das Handtuch werfen.

Für umfassende Herdenschutzmaßnahmen sei das Land wenig geeignet. Vergleiche mit der Schweiz oder Niedersachsen, wo sich elektrische Schutzzäune und Hirtenhunde gegen Wolfsangriffe bewährt haben, würden hinken. „Die Almwirtschaft in Salzburg ist viel kleiner strukturiert. Wir haben nicht so große Herden auf einem Fleck“, sagte Schwaiger. „Wir können die 1.800 bewirtschafteten Almen im Land nicht einfach einzäunen. Das wäre ein massiver Eingriff in das Ökosystem.“

Fünfpunkteaktionsplan gegen Wölfe beschlossen

Schwaiger hat daher einen fünf Punkte umfassenden Aktionsplan vorgestellt: Das Land soll sich etwa für eine Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene einsetzen und eine klare Antwort auf die Frage im Umgang mit „Problemwölfen“ finden.

Wenn die Vergrämung des Wolfs mit Schüssen oder Licht nicht funktioniere, soll das Tier auch abgeschossen werden können. „Wann ein Wolf zum Problemwolf wird, muss noch definiert werden. Wenn aber ein Wolf Schutzzäune überspringt oder in Hofnähe zuschlägt, wäre das für mich erfüllt“, so Schwaiger. Die entsprechende Definition soll in den nächsten Wochen freilich eine Expertengruppe finden.

Wolfsbeauftragter und unkomplizierte Entschädigung

Zugleich wird das Land den Ausbau von Herdenschutzmaßnahmen mit Informationen und Beratung, aber auch finanziell unterstützen. Erlittene Schäden der Viehhalter sollen rasch und unbürokratisch abgegolten werden. Derzeit zahlt das Land für ein totes Schaf 220 Euro, für ein totes Lamm 110 Euro - Beträge, die in Zukunft auch aufgestockt werden könnten.

Das Land setzt außerdem einen eigenen Wolfsbeauftragten ein. Hubert Stock, selbst Biobauer, Jäger und Anfang Mai von einer Wolfsattacke auf seinen Betrieb betroffen, soll ab sofort Ansprechpartner für Betroffene und Interessierte sein.

Warnung vor allzu polarisierender Debatte

Stock warnte am Freitag auch vor einer zu polarisierenden Diskussion um den Wolf - und sprach betroffenen Landwirten Mut zu. „Der Wolf ist sicher nicht das auslösende Element, seinen Betrieb zu schließen, aber möglicherweise das Tüpferl auf dem ’i’. Resignieren ist aber der falsche Weg.“

Der WWF Österreich hat am Freitag das Salzburger Aktionsprogramm zum Umgang mit Wölfen positiv bewertet. Man begrüße die Schritte in Richtung eines professionellen Wolfsmanagements, teilte die Natur- und Umweltschutzorganisation per Aussendung mit. „Mit mehr Herdenschutz und Aufklärung ist Salzburg in die richtige Richtung unterwegs“, sagte WWF-Wolfsexperte Christian Pichler.

Tierschützer fordern höhere Entschädigungen

Entscheidend sei aber die tatsächliche Umsetzung in der Praxis. Herdenschutz habe in Österreich bisher entweder gar nicht oder nur auf Sparflamme stattgefunden. Parallel dazu brauche es höhere Entschädigungszahlungen für betroffene Landwirte, forderte Pichler. „Das bisherige Schwarz-Weiß-Denken mancher Interessenvertreter muss aufhören. Denn der Wolf ist weder eine reißende Bestie noch ein Kuscheltier.“

Pichler kritisierte dabei auch das Schlechtreden von EU-Naturschutz-Vorgaben. Für Wölfe gelte ein besonderer Schutz, von dem nur in bestimmten gut begründeten Einzelfällen abgewichen werden dürfe. „Daher muss auch der Umgang mit Problemwölfen rechtlich und naturschutzfachlich korrekt ablaufen.“

Link: