Schwerverletzter ging ins Tal, brach zusammen

Mit schweren Knöchelverletzungen hat ein Bergsportler versucht, selbst vom Hochstaufen ins Tal zu gehen. Nach längerem Abstieg kollabierte er wegen der Schmerzen. Bergretter und private Wanderer brachten ihn in Sicherheit.

Hochstaufen bei Bad Reichenhall

Gerald Lehner

Hochstaufen von Südwesten

Der 58-jährige Traunsteiner war über den so genannten Jagersteig zum Reichenhaller Haus auf den Hochstaufen gegangen. Beim Abstieg über die Bartlmahd knickte er unterhalb des Mittelstaufens in rund 1.500 Metern Höhe so unglücklich um, dass er sich das linke Sprunggelenk brach. Er erlitt zusätzlich eine Luxation dieses Gelenkes.

„Er biss die Zähne zusammen“

So hatte er zwei Verletzungen, von denen jede für sich als schwer und sehr schmerzhaft gilt. Dennoch biss er die Zähne zusammen und konnte das ausgekugelte Sprunggelenk sogar selbst wieder in die richtige Stellung bringen. Trotz des zusätzlichen Knochenbruches schleppte er sich noch über knapp 300 Höhenmeter weiter hinunter, ehe ihm schmerzbedingt der Kreislauf massive Probleme bereitete. Der Wanderer brach zusammen. Andere leisteten Erste Hilfe und verständigten über Mobiltelefon die Einsatzkräfte.

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Der Rettungshubschrauber konnte nicht eingesetzt werden, weil der Verletzte im dichten Bergwald lag. So stiegen Bergretter auf und versorgten den 58-jährigen Traunsteiner. Der Hochstaufen ist auch bei Wanderern aus dem Salzburger Zentralraum sehr beliebt.

Viele Passanten boten Hilfe an

Mit geschientem Bein und einer Universaltrage wurde der Verletzte mühsam – unter tatkräftiger Mithilfe anderer Wanderer - bis zu einem Holzlagerplatz an einer Forststraße gebracht. Dort wurde er in ein Bergrettungsauto umgeladen. Weiter unten übernahm das Rote Kreuz und brachte ihn mit einem Notarztwagen ins Spital.

Laut Einsatzkräften hatten viele Wanderer ihre Mithilfe angeboten - noch vor und auch nach dem Eintreffen der Bergretter. Das sei äußerst positiv. Nicht immer und nicht überall im zeitgenössischen Alpinsport sei so viel Hilfsbereitschaft zu beobachten, hieß es. Andererseits gab es im unteren Teil des Verletztentransportes massive Verkehrsprobeme, weil die Zufahrt zur Jausenstation Padinger Alm von privaten Autobesitzern fast zugeparkt gewesen sei.

„Verletzter wolle keine Umstände machen“

Der Traunsteiner habe den ehrenamtlichen Helfern aus Reichenhall und Freilassing keine Umstände machen und deshalb noch selbst absteigen wollen, sagt Markus Leitner vom Roten Kreuz im Berchtesgadener Land, zu dem auch die Bergwacht gehört: „Diese Zurückhaltung war sicher nett gemeint. Bei so schweren Verletzungen sollte aber - wenn möglich - auf jeden Fall direkt und rasch alarmiert werden. Zudem hätten wir dann direkt mit dem Rettungshubschrauber anfliegen können. Dort oben wäre das Gelände ideal, weil ohne Wald.“

Parkende Autos behindern Zufahrt

Der Abtransport im untersten Teil des Berges hätte auch noch recht schwierig werden können, schildert Leitner: „Bei der Padinger Alm parkten sehr viele private Autos auf beiden Seiten der Zufahrtsstraße - auch einige aus Salzburg. Die beiden Bergrettungsautos kamen gerade noch durch. Als später der deutlich breitere Notarztwagen nachgefordert wurde, hatte sich die Lage glücklicherweise entspannt. Viele andere Wanderer waren schon vom Staufen abgestiegen und nach Hause gefahren. Der Rotkreuzwagen wäre sonst nicht durchgekommen“, so der Sprecher der Einsatzkräfte.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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