Neue Methode: Erforschung des Todeszeitpunkts
ORF
Bisher konnten Gerichtsmediziner nur ungefähre Todeszeitpunkte feststellen – ganz kurz danach oder sehr spät danach. Mit der neuen Methode kann nun die fragliche Zeit viel genauer eingegrenzt werden. In fiktiven Kriminalfilmen wird der Todeszeitpunkt laut Drehbüchern innerhalb kürzester Zeit ganz genau ermittelt.
Zerfall von Proteinen als Maßstab
Die Wirklichkeit bei der gerichtsmedizinischen Forschung sei eine andere, sagt Fabio Monticelli, Leiter der Salzburger Gerichtsmedizin. Ein Todeszeitpunkt könne bestenfalls näher eingegrenzt werden – und auch das nicht immer.
Gemeinsam mit dem Zellbiologen Stefan Pittner von der Uni Salzburg und südkoreanischen Kollegen hat er die neue Methode entwickelt. Sie orientiert sich am Zerfall von Eiweißen in den Skelettmuskeln: „Über die Abbaumuster können wir auf den Todeszeitpunkt rückschließen.“
Premiere bei zweifachem Leichenfund
Die Methode sei schon bei einem doppeltenm Leichenfund im Traunsee eingesetzt worden, schildert Monticelli: „Es gab da zwei Tote, wo man nicht wusste, ob es ein Doppelmord oder ein Mord mit Suizid sein könnte. Wir haben da erstmals diese Methode angewendet. Sie hat uns gezeigt, dass eine Leiche deutlich länger tot war als die andere. Dadurch konnten wir den Ermittlern entscheidende Hinweise geben, die zur Klärung des Falles geführt haben.“
Die neue Protein-Methode sei aber nur eine von vielen in der Gerichtsmedizin. Man müsse immer die jeweils zu den Umständen passende finden. Je mehr Möglichkeiten man habe, umso besser, sagt der Leiter der Salzburger Gerichtsmedizin.