Pflegeregress-Wegfall: Private Heime in Geldnot

Nach dem Wegfall des Pflegeregresses hat sich heuer die finanzielle Situation privater Pflegeheime in Salzburg zum Teil dramatisch verschärft. Das Land will jetzt mit einer Anhebung des Pflegetarifs gegensteuern.

Durch den Wegfall des Pflegeregresses haben sich mittlerweile rund zwei Drittel der ehemaligen Selbstzahler in Pflegeheimen bei der Sozialhilfe angemeldet. Im Jänner war in Salzburg eine Versiebenfachung der Erst-Anträge auf Sozialhilfe zu verzeichnen. Der Ansturm führt zu einem Bearbeitungsrückstau in der Verwaltung - und in weiterer Folge zur verspäteten Auszahlung der Sozialhilfe an die Heimbetreiber.

Senioren am Tisch in Seniorenheim (Herz Jesu Heim in Salzburg)

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Die Folge: Der ohnehin schon herrschende Geldmangel habe sich massiv verschärft. Denn die Einnahmen aus der Sozialhilfe seien geringer als die Erträge durch Selbstzahler, sagt Margit Klein, Geschäftsführerin des Herz-Jesu-Heims in der Stadt Salzburg: „Wir haben einen Investitionsrückstau. Wir haben sehr viele Dinge, die jetzt 20 Jahre alt sind. Wir müssen bei jedem Pflegebett nachdenken: Können wir uns das leisten? Und: Wir können für das Haus de facto keine Miete bezahlen. Hätten wir nicht so einen großzügigen Träger wie die Barmherzigen Schwestern, die uns das Haus quasi gratis zur Verfügung stellen, wären wir schon lange untergegangen.“

Acht bis zehn Euro fehlen pro Bewohner und Tag

Im Fall des Herz-Jesu-Heims belaufen sich die Mindereinnahmen alleine heuer auf bis zu 180.000 Euro. In den letzten Jahren musste man bereits 24 Betten abbauen. Denn pro Bewohner und Tag fehlen zwischen acht und zehn Euro beim Pflegetarif, der vom Land bezahlt wird.

Dieser Pflegetarif des Landes wurde heuer um knapp ein Prozent angehoben, doch alleine die Gehälter stiegen um 2,3 Prozent. Diese Schere geht seit Jahren immer weiter auf. Im Bundesländervergleich ist Salzburg Schlusslicht, was die Höhe des Pflegegeldes angeht, dazu kommen nun noch weniger Einnahmen durch den Wegfall des Pflegeregress.

Land plant Anhebung des Tarifs

Gerade für private Heimbetreiber eine wirtschaftlich bedrohliche Situation. Nun will man auch von Seiten des Landes gegensteuern, sagt Noch-Soziallandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne): „Wir planen jetzt eine Anhebung des Tarifes und sind jetzt an der Arbeit - auch in Gesprächen mit Gemeindeverband und Städtebund -, wie hoch die ausfallen kann. Aber eine Erhöhung des Tarifes ist ununmgänglich. Da sind wir uns auch in der Regierung einig.“

Im Juli soll die Verordnung des Landes kommen. Wie weit der Pflegetarif angehoben wird, ist derzeit noch Gegenstand der Verhandlungen.

Seniorenpension am Schlossberg in Salzburg-Parsch

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Lage für Heimbetreiber „existenzbedrohend“

Für Andreas Gruber, Geschäftsführer der Seniorenpension am Schlossberg in Salzburg-Parsch, könnte Juli aber schon zu spät sein: „Wir haben über die letzten Jahre schon Schwierigkeiten in der Finanzierung gehabt. Jetzt ist es seit 1.1.2018 besonders dramatisch geworden. Und wenn eine Anpassung erst mit 1. Juli 2018 passieren soll, könnte das wirklich zu spät sein. Das ist für ein Familienunternehmen, wo kein großer Betreiber dahintersteht, ansolut eine existenzbedrohende Situation.“

Alleine in der Seniorenpension von Andreas Gruber stehen 60 Pflegebetten und 40 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

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Kleine Heime in Geldnot

Durch die Abschaffung des Pflegeregresses haben vor allem kleine Heime privater Betreiber mittlerweile Geldprobleme.

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