100 Häuser bei Stadtbrand zerstört

Eine Ausstellung und ein neues Buch schildern, wie vor genau 200 Jahren die Salzburger Altstadt rechts der Salzach abbrannte. 1818 gab es dabei zwölf Tote. 1.100 Salzburger verloren nahezu alles, was sie besaßen.

Salzburger Stadtbrand von 1818 - neues Buch vom Stadtarchiv

ORF

Auch im heutigen Stadtteil Schallmoos nördlich des Kapuzinerberges wütete das Feuer

Die neue Ausstellung „Stadt in Flammen“ ist im Panorama Museum des Salzburg Museums beim Residenzplatz zu sehen. Die dort nun mit vielerei medialen Möglichkeiten erzählte Katastrophe des Frühlings 1818 löste letztlich auch die Entstehung gut organisierter, strukturiert ausgebildeter und einsatzbereiter Feuerwehren in Stadt und Land Salzburg aus.

Der große Stadtbrand begann am 30. April zu Mittag. Er dauerte vier Tage und Nächte. Johann Michael Sattler, der berühmte Maler des Salzburg-Panoramas, hat dieses Inferno in dramatischer Darstellung auf Leinwand verewigt. Auch andere Künstler dieser Zeit nahmen sich des Themas an.

Fettexplosion in der Bratpfanne

In der Dreifaltigkeitsgasse war vor genau 200 Jahren beim Kochen eine Pfanne mit Fett in Brand geraten, erzählt Werner Friepesz vom Salzburg Museum: „Wenn man da in einer Angstreaktion mit Wasser zu löschen versucht, dann kommt es ganz sicher zu einer Fettexplosion. Wir haben so etwas von der Salzburger Berufsfeuerwehr nachstellen lassen und zeigen das in der neuen Ausstellung auch in einem kurzen Video.“

Bildergalerie:

Föhn trug Brandteilchen bis Laufen

Wegen des starken Föhns konnten sich die Flammen an diesem Tag rasch ausbreiten. Nach wenigen Minuten brannten die Türme der Dreifaltigkeitskirche. Und innerhalb einer Stunde standen fast alle mit Holzschindeln gedeckten Gebäude der rechten Altstadt in Flammen, so der Historiker: „Verkohlte und glühende Reste der Schindeln wurden durch den Föhn bis Anthering, Laufen und Oberndorf getragen. Da kann man sich vorstellen, wie damals durch Funkenflug auch noch weit entfernte Häuser mit Holzdächern von einer Brandkatastrophe in einer Stadt betroffen sein konnten.“

Menschenketten mit Kübeln

Auch der barocke Prachtbau des Schlosses Mirabell bekam einiges ab. Der Turm wurde zerstört, ebenso das Schrannengebäude und das Loreto-Kloster: „Es waren damals hauptsächlich Soldaten zur Brandbekämpfung eingesetzt. Und man hat das genommen, was man hatte. Es gab schon Brandspritzen, aber auch mit Menschenketten und Löschkübeln wurde intensiv gearbeitet.“

Neues Buch erhältlich

Nicht nur in der Landeshauptstadt gab es seit dem Mittelalter immer wieder verheerende Brände. Auch Oberndorf, Obertrum (beide Flachgau) und St. Johann (Pongau) wurden heimgesucht. Die aktuellsten Forschungsergebnisse kann man nun in einem neu erschienen Buch nachlesen. Es wurde Donnerstag im Salzburger Stadtarchiv präsentiert.

Viele Ansichten und Perspektiven

Ein Teil der Ausstellung zeigt zeitgenössische Bilder des großen Stadtbrandes, die von verschiedenen Standorten auf das Feuer schauen. Es gibt dazu historische Stiche, Aquarelle, ein Stadtmodell von 1799 sowie Fotos späterer Zeiten und Videos zum Thema Stadtbrand zu sehen.

Ein weiterer Teil der Schau dokumentiert Feuerkatastrophen in Salzburger Landgemeinden. Durch die dichter werdende Besiedlung und Bebauung im 18. und 19. Jahrhundert - und die daraus resultierenden großflächigen Brände, mussten immer mehr ehrenamtliche Feuerwehren ins Leben gerufen werden.

Neue Zeiten erforderten Ehrenamtler

Auf anderen sozialen Ebenen galt später Ähnliches für die Bergwelt. Wegen des dauernd zunehmenden Alpentourismus in der Romantik musste es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neue Überlegungen auch aus christlicher Sicht geben, wie man verunglückte oder vermisste Wanderer wieder ins Tal holen konnte - tot oder lebendig, je nach ihrem Gesundheitszustand. So entstand der ehrenamtliche Bergrettungsdienst, mit seinen frühesten Methodiken und Anfängen auf höheren Bergen Niederösterreichs in der Nähe der habsburgischen Reichsmetropole Wien. Dort war die Schar potenzieller „Klienten“ besonders groß. Ähnliches entwickelte sich später in Stadtnähe von Salzburg und Innsbruck, bevor kleine Bergdörfer in Westösterreich folgten, als die Touristen auch dort immer mehr wurden.

Auch der Entstehung der ersten ehrenamtlichen Feuerwehr-Vereine und ihrer kulturellen Bedeutung sind Bereiche der neuen Ausstellung über den Salzburger Stadtbrand von 1818 gewidmet. Wohl auch deshalb dürften viele Feuerwehrleute aus Landgemeinden Salzburgs den Weg ins Panorama Museum beim Residenzplatz finden.

Renate Lachinger, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Der große Stadtbrand von 1818 war Ausgangspunkt für Salzburgs Weg in die Moderne, was Prävention und Feuerschutz in dichter verbauten Gebieten betrifft.

Links: