Letzte Saison für legendäre Sonnblick-Seilbahn

Beim Wetterobservatorium auf dem Rauriser Sonnblick (Pinzgau) geht heuer eine Ära zu Ende. Das legendäre „Kisterl“, die schwindelerregende Seilbahn, mit der Material und Forscher auf 3.106 Meter transportiert wurden, wird ersetzt.

Meteorologen und Forscher verabschieden die mehr als 60 Jahre alte Materialseilbahn mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Die Fahrten bis ganz hinauf waren nur bei optimalen Windbedingungen möglich - und nichts für schwache Nerven. Schließlich legt die alte Seilbahn vom Talschluss in Kolm-Saigurn knapp 1.500 Höhenmeter in steiler Bergfahrt zurück.

Das „Kisterl“ habe sich seinen Spitznamen redlich verdient, sagt Elke Ludewig, Leiterin des Sonnblick-Observatoriums der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): „Es ist eine Stahlkonstruktion mit Holzboden, auf dem auch man sitzt. Man hat keine geschlossenen Wände rechts und links - ohne guten Windschutz. Wir haben ein Blechdach, um ein bisschen vor Regen und Wetter geschützt zu sein - aber es ist sehr, sehr freizügig.“

Neue Kabinenbahn ersetzt Holz- und Stahl-„Kisterl“

Mit der Seilbahn fahren Forscher, Mitarbeiter des Observatoriums und der Wirt des Zittelhauses auf den Berggipfel. Das „Kisterl“ transportiert auch Forschungsmaterial und Lebensmittel für die ganzjährig besetzte Station.

„Wir können nur bei geringen Windgeschwindigkeiten fahren - 30, 32 km/h“, so Ludewig: „Danach wird es einfach zu gefährlich. Wir haben einen Seilbahnkalender, wo man sich eintragen kann. Und wenn man dann das Okay bekommt, dass Wind und Wetter passen, muss man sich einen Klettergurt anziehen, hängt sich dann in das Kisterl ein, setzt sich in Bobfahrerstellung mit Blick Richtung Tal hinein und pendelt dann 20 Minuten hinauf zum Sonnblick.“

Bis heuer im Oktober wird das alte „Kisterl“ durch eine neue Seilbahn ersetzt - eine Kabinenbahn für bis zu sechs Personen mit doppeltem Tragseil, die doppelt so schnell unterwegs ist.

„Arbeitsweg wird um fünf bis acht Stunden länger“

Doch die Bauarbeiten werden schwierig. Zurzeit müssen die Vorräte für den Bausommer auf den Gipfel gebracht werden - denn das „Kisterl“ soll am 6. Juni seine letzte Fahrt antreten. Danach sei der Gipfel vier Monate lang nur noch zu Fuß erreichbar, betont Ludewig: „Die Herausforderung wird sein, dass das ganze Personal dann zu Fuß gehen muss. Wir haben auch beschlossen, dass wir Hubschraubertransporte reduzieren. Dem Nationalpark Hohe Tauern zuliebe wird der Arbeitsweg rund fünf bis acht Stunden länger werden.“

Auch für die Forschungskampagnen im Observatorium bedeutet der Baustellensommer einige Einschränkungen: „Die ganzen Proben müssen eingefroren werden, weswegen wir schon eine weitere Gefriertruhe oben installiert haben“, so Ludewig: „Es ist ein völlig anderer Betrieb.“

3,8 Mio. Euro für Umbau

Gebaut werden muss dann übrigens im Eiltempo. In mehr als 3.000 Metern Höhe ist das Zeitfenster für Bauarbeiten auf ein paar Wochen im August und im September beschränkt. Auch die Tal- und die Bergstation der Seilbahn müssen umgebaut werden. Die Gesamtkosten liegen bei 3,8 Millionen Euro. Die Finanzierung teilen sich das Ministerium für Bildung Wissenschaft und Forschung, Land Salzburg, private Spender und der Sonnblickverein, der Besitzer des Observatoriums. Das Wissenschaftsministerium hat in den vergangenen Jahren insgesamt 3,85 Millionen Euro für die Infrastruktursanierung des Observatoriums aufgebracht.

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