Buch über Salzburgs Sport in der NS-Zeit

Als erstes Bundesland Österreichs hat Salzburg jetzt seine Sportgeschichte im Nationalsozialismus aufgearbeitet. „Siegen für den Führer“ war nach 1938 auch das Motto im Sport.

Die Landessportorganisation, das Landesarchiv und die Universität Salzburg haben dazu nun ein 400 Seiten starkes Buch mit dem Titel „Salzburgs Sport in der NS-Zeit“ herausgegeben. Mit dem „Anschluss“ an Nazi-Deutschland wurden nicht nur Österreichs Politik und Gesellschaft komplett verändert. Auch das Sportwesen wurde quasi auf den Kopf gestellt.

Buch über Sport in der NS-Zeit

ORF

„Die Vereine wurden zum Teil aufgelöst oder in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen, den späteren Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen, eingegliedert. Viele Personen wurden daraufhin auch verfolgt oder aus dem Sportbetrieb ausgeschlossen“, schildert Andreas Praher, Historiker an der Universität Salzburg. „Das waren natürlich vor allem Juden, aber auch andere Menschen mit Migrationshintergrund wie zum Beispiel Roma oder Ausländer ganz allgemein. Sie alle wurden ausgegrenzt“, ergänzt Minas Dimitrou, Sportwissenschaftler an der Universität Salzburg.

„Ziel war, Nachwuchs für den Krieg zu schaffen“

Das und noch viel mehr ist im neuen Buch dokumentiert. Erstmals in Österreich hat sich ein Bundesland mit dem Sport in der NS-Zeit beschäftigt, betont Dimitrou. „Der Sport war ein probates Mittel, die Ideale der nationalsozialistischen Diktatur zu präsentieren. Der kräftige Körper rückte in den Vordergrund.“

: Vorbeimarsch der Hitlerjugend auf dem Residenzplatz im Rahmen des HJ-Gebietssportfest 1940.

Salzburger Landesarchiv

Vorbeimarsch der Hitlerjugend auf dem Residenzplatz im Rahmen des HJ-Gebietssportfests 1940

Buchhinweis

Minas Dimitriou, Oskar Dohle, Walter Pfaller, Andreas Praher (Hg.): Salzburgs Sport in der NS-Zeit. Zwischen Staat und Diktatur. Salzburger Landesarchiv, 435 Seiten, 27 Euro.

„Das Ziel war, einen militärischen Nachwuchs für den Krieg zu schaffen. Es ging darum, die männliche Jugend darauf hin zu trimmen, fit zu sein für den Russland-Feldzug und für die Eroberungen der Deutschen Wehrmacht im Osten“, erläutert Praher.

Alpine Sportarten hochstilisiert

Geradezu hochstilisiert wurden von den Nazis alle alpinen Sportarten - das mit dem Ziel einer Überhöhung der eigenen Stärke, ergänzt Praher. „Bei Sepp Bradl, dem legendären Skispringer, war es zum Beispiel so, dass er im Jahr 1937 ganz freiwillig in die SA eingetreten ist. Danach kam er in Untersuchungshaft, wurde aber nach ein paar Monaten wieder freigesprochen. Somit konnte er wieder starten.“

Abordnung der Hitlerjugend bei einem HJ-Skilehrgang in Obertauern

Salzburger Landesarchiv

Abordnung der Hitlerjugend bei einem HJ-Skilehrgang in Obertauern

Die Herausgeber sehen ihr Buch aber nicht nur als Blick zurück. „Was man daraus lernen kann, ist einfach, diese Vorzeichen zu sehen und verstehen zu können, wie die Mechanismen der Ausgrenzung funktionieren“, sagt Praher. Somit ist „Salzburgs Sport in der NS-Zeit“ wohl auch ein Buch für Gegenwart und Zukunft geworden.

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Buch über Salzburgs Sport in der NS-Zeit

Als erstes Bundesland Österreichs hat Salzburg jetzt seine Sportgeschichte im Nationalsozialismus aufgearbeitet. „Siegen für den Führer“ war nach 1938 auch das Motto im Sport.

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