Züchter wollen Kitzfleisch besser vermarkten
Besonders Ziegenkäse und Topfen werden immer beliebter. Für die heimischen Züchter ergibt sich daraus ein Problem: Damit Ziegen Milch geben, müssen sie Junge geboren haben. Viele Ziegenbauern wussten bisher aber nicht so recht, wohin mit dem Kitzfleisch, wenn gerade nicht Ostern ist.
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Züchter suchen nach Vermarktungslösungen
Auf dem Bauernhof der Familie Wallinger in Annaberg (Tennengau) sind 100 Milchziegen zu Hause. Sie liefern mit der Ziegenmilch den Rohstoff für prämierte Ziegenkäseprodukte, aber auch 150 Kitze im Jahr. Nur ein Teil dieser Kitze wird weiter für die Zucht eingesetzt, die übrigen werden geschlachtet.
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Weil Kitzfleisch aber nur zu Ostern nachgefragt ist, hat man auf diesem Hof nach Lösungen gesucht: „Wir haben uns intensiv damit beschäftigt. Meine Frau hat viele Produkte entwickelt, die wir jetzt vermarkten wollen“. Johanna Wallinger hat lange in ihrer Küche an Kreationen getüftelt und dafür auch bereits so manche Auszeichnung erhalten: „ Aus Kitzfleisch kann man eigentlich alles zubereiten. Man kann es mit allen Gewürzen und Zutaten verfeinern. Das gelingt mit Garantie“.
Kitzfleisch als Raubtierfutter
Ideen für den Absatz von Kitzfleisch sind gefragt, denn die Nachfrage nach Ziegenmilch und den Produkten daraus wird weiter steigen, sagt Ziegenzüchter Sepp Wesenauer aus Faistenau (Flachgau): „Es sind auch etliche Bauern, die sich überlegen, auf Ziegenhaltung umzusteigen. Aber solange der Absatz von Kitzfleisch nicht auf das ganze Jahr ausgeweitet wird, haben wir Schwierigkeiten, die anfallenden Tiere zu vermarkten“.
Metzger: „Junges, cholesterinarmes Fleisch“
Bislang ist die Qualität des hochwertigen Kitzfleisches den Konsumenten offenbar zu wenig bewusst. Und so bleiben vermarktungstechnisch manchmal nur Notlösungen, sagt Wesenauer: „ Das Kitzfleisch wird dem Tiergarten als Raubtierfutter geliefert. Außerdem wird es zu Hundefutter verarbeitet, wenn die Kitze nicht das gewünschte Gewicht erreichen. Und es wird in die Gastronomie geliefert. Aber das ist bisher der kleinste Anteil“.
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In manchen Gastronomiebetrieben versucht man jedoch mittlerweile, das Kitzfleisch populär zu machen, indem man vielfältige Delikatessen anbietet. Hier werden nicht nur die Edelteile verwertet, sondern das gesamte Kitz. Aus den Knochen wird Kitzessenz gemacht. Aus dem Fleisch etwa faschierte Laibchen. Metzgermeister Stephan Fuchs aus Grödig (Flachgau) betont die Vorzüge von Kitzfleisch: „Es ist ein sehr junges Fleisch, nicht stark durchzogen. Es ist sehr cholesterinarm und hat alles, was die Kunden sich von Fleisch wünschen“.
Auch beim Lammfleisch hat es rund 30 Jahre gedauert, bis sich ein florierender Absatzmarkt entwickelt hat. So muss wohl auch bei den Ziegen der Konsument erkennen, dass diese Tiere nicht nur bekömmliche Milch- und Käseprodukte liefern, sondern auch hochwertiges Fleisch.
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Vermarktung von Kitzfleisch
Damit Ziegen Milch geben, müssen sie Junge geboren haben. Jetzt versuchen die Züchter, die Jungtiere ganzjährig zu vermarkten.