NS-Debatte: Heftiger Streit um FPÖ-Kandidaten Rebhandl

Vor der Salzburger Landtagswahl holt den FPÖ-Kandidaten Reinhard Rebhandl die Vergangenheit ein. Montag warf ihm ein SPÖ-Gewerkschafter vor, er habe noch 2010 eine Fahne mit Aufschrift im NS-Jargon getragen. Rebhandl widerspricht den Vorwürfen.

Marlene Svazek mit Reinhard Rebhandel bei Pressegespräch

ORF

Rebhandl mit Svazek bei einem Pressegespräch der Salzburger FPÖ im Februar 2018

Nun wurde dieser Vorfall mit einer Turnvereinsfahne mit der Aufschrift „Rassereinheit“ aus dem Jahr 2010 bekannt. Diesen Eklat soll es damals bei einem Aufmarsch in Golling (Tennengau) gegeben haben.

Bei der aktuellen Debatte um diesen Salzburger FPÖ-Kandidaten hat möglicherweise Parteichefin und Spitzenkandidatin Marlene Svazek selbst den Stein ins Rollen gebracht. Sie holte den Tennengauer Rebhandl Mitte Februar bei der Listen-Vorstellung ganz bewusst aufs öffentliche Podium, weil zu dieser Zeit die Diskussionen über Burschenschaften voll im Gang waren und Rebhandl Mitglied der Verbindung „Gothia Salzburg“ ist.

Svazek: „Gute Mischung, beste Leute“

Svazek wollte damit zeigen, dass die Burschenschaften in Salzburg nicht das Sagen hätten, es aber auch keine „Menschenjagd“ auf sie geben dürfe. „Es geht nicht darum, ob jemand Burschenschafter ist, sondern um eine gute Mischung und die besten Leute“, sagte die Parteichefin damals.

Vater seit langem öffentlich bekannt

Der Name Rebhandl ist in Salzburg aber kein unbekannter, und so wurden sofort von verschiedenen Seiten Recherchen angestellt. Denn der Vater des jetzigen Landtagskandidaten, Friedrich Rebhandl, war Mitglied der Waffen-SS und Salzburger Landesleiter der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten und behördlich aufgelöst wurde. Rebhandl war auch Herausgeber des „Volkstreuen“. Er stand auch wegen NS-Wiederbetätigung vor Gericht.

„Völlig anderer Meinung als der Vater“

Als erstes wurde ein Nachruf bekannt, den Reinhard Rebhandl gemeinsam mit seinen Brüdern im „Volkstreuen“ 2006 auf den Vater publiziert hatte. Darin wird laut einer Tageszeitung die Verurteilung des Vaters wegen Wiederbetätigung wörtlich als „politische Verfolgung“ bezeichnet. Dann tauchte die Information auf, dass der FPÖ-Kandidat 1983 beim Begräbnis von Oberst Hans-Ulrich Rudel (dem höchstdekorierten NS-Fliegersoldaten) und ein Jahr später beim Bundesparteitag der NDP einen Zapfenstreich mit der Trompete gespielt haben soll. Auf die Vorwürfe antwortete der Gollinger FPÖ-Obmann, dass er schon in jungen Jahren mit seinem Vater gebrochen habe und politisch völlig anderer Meinung sei. Und auch Svazek stellte sich schützend hinter ihn und meinte, das Ganze grenze an „Sippenhaftung“.

Turnfahne mit Aufschrift „Rassereinheit“

Montag machte Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees und Bundesgeschäftsführer der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter, schließlich in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass Rebhandl 2010 als Obmann des ÖTB-Turnvereins Golling eine Turnfahne mit der Aufschrift „Rassereinheit“ gezeigt habe: „Dabei hatte der ÖTB-Bundesturnrat schon 1996 beschlossen, Fahnen wie diese nicht mehr zu verwenden, weil sie ‚den Leitsätzen des ÖTB und der österreichischen Verfassung widersprechen‘“.

Laut Rebhandl handelte es sich um die 100-Jahr-Feier des Turnvereins. Es sei die einzige Fahne des Vereins und stamme aus dem Jahr 1923. „Sie wurde beim Totengedenken nicht aufgehängt, sie war einfach dabei “, sagte Rebhandl am Montag zur APA. Sie sei nicht einmal ausgerollt und nach dem Festakt sofort wieder verräumt worden: „Die Turnvereine distanzieren sich seit Langem von all dem. Es hat keinerlei inhaltliche Bedeutung gehabt. Es ist eine reine Traditionspflege gewesen, um die Dauer des Vereins zu untermauern.“

Turnvereine als deutschnationale „Elite“

Auf die Frage, wie man auf diese Dauer hinweisen könne, wenn man die Aufschrift der Fahne mit der Jahreszahl gar nicht zeige, sagte Rebhandl: „Ein Verein, der sonst nichts mehr hat aus seiner Geschichte, warum sollte der nicht zeigen, dass es 1923 in Golling schon einen Turnverein gab, der 1910 gegründet wurde. Die Tatsache, dass diese Fahne nie in Verwendung stand und steht, zeigt, dass es nur die Absicht war, die Dauer des Vereins zu zeigen.“

FPÖ-Chefin steht weiter hinter dem Kandidaten

Parteichefin Svazek stellte sich heute erneut hinter Rebhandl und sprach von „Vorwahlaktionismus“. „Was man jetzt versucht, ist mit zweifelhaften Methoden einen unserer Kandidaten zu beschädigen.“ Die beim Jubiläum „präsente Fahne ... stand in keinster Weise in Verwendung und wurde ausschließlich zum Zwecke der Traditionspflege beim 100-Jahr-Jubiläum als Teil der Geschichte des Vereines für das Totengedenken verwendet. Die Fahne steht auch heute nicht in Verwendung“, so Svazek.

Rebhandl: „Mehr als unfair“

Zur Häufung der Vorwürfe gegen ihn sagte Rebhandl am Montag der APA: „Ich habe über 30 Jahre lang ein wirklich ordentliches und anständiges Leben geführt im Dienste des Gemeinwohls, berufliche Karriere gemacht und meine Familie aufgebaut. Ich habe mich nach der Matura mehr oder weniger von meinen Eltern getrennt und mein Leben auf völlig neue Beine gestellt. Das ist jetzt die Rechnung, die ich bekomme, und das ist mehr als unfair.“