Altersheime: Wartelisten seit Pflegeregress-Aus

Seit der Abschaffung des Pflegeregresses werden die Wartelisten bei den Seniorenheimen in Salzburg immer länger: Es werden immer mehr Anträge auf einen Heimplatz gestellt, seitdem nicht mehr auf das Vermögen zugriffen werden darf.

Wer ins Seniorenheim zieht, darf seine Wohnung, sein Haus oder das Sparbuch behalten. Das gilt seit Jahresanfang - und macht sich schon bemerkbar: Durch den größere Zahl der Anmeldungen werden in den Seniorenheimen die Plätze knapp. Ein Beispiel dafür ist das Seniorenwohnhaus in Zell am See (Pinzgau): „Es werden sehr viele Anträge auf Aufnahme ins Haus gestellt werden“, sagt Seniorenheimleiter Ulrich Eger. „Das hat speziell im Herbst und im Dezember 2017 sehr stark zugenommen.“

Bewohner in Seniorenheim geht am Arm einer Pflegerin

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„Alle Häuser in der Region haben Wartelisten“

Dieser Trend zeige sich im gesamten Pinzgau, ergänzt Eger - denn: „Der zweite Aspekt ist auch, dass wir uns innerhalb des Pinzgaus gegenseitig nicht mehr aushelfen können mit freien Betten, weil auch die anderen Häuser voll belegt sind. Es haben jetzt alle Häuser in der Region Wartelisten.“ Für die kommenden Jahre seien im Bezirk dringend Lösungen gefragt, so der Zeller Seniorenheimleiter: „Bei uns ist jetzt der Druck, wie wir mit diesen vielen Wartenden umgehen. Es wird vielleicht darauf hinauslaufen, dass wir mitelfristig Bettenkapazitäten erhöhen werden müssen.“

Deutlich gestiegen sind die Anmeldungen zum Beispiel auch in den Seniorenheimen in Hof bei Salzburg (Flachgau), in Altenmarkt und Bischofshofen (beide Pongau). Oberndorf und Bürmoos (beide Flachgau) verzeichneten schon im vergangenen Dezember ein stark steigendes Interesse. Auch in Abtenau (Tennengau) ist derzeit kein Heimplatz frei. Die Stadt Salzburg dagegen sagt, dass bei ihr ein stärkerer Andrang auf die Seniorenheime derzeit noch nicht spürbar sei.

Fast alle Heimbewohner stellen Sozialhilfe-Antrag

Durch die Abschaffung des Pflegeregresses beantragen auch immer mehr Seniorenheimbewohner Sozialhilfe, um ihren Heimplatz zu bezahlen. Alleine in Zell am See sind es 30 Bewohner, die keine Selbstzahler mehr sein wollen. Sie müssen ihr Vermögen nicht mehr einsetzen, um den Heimplatz zu finanzieren. Einer der Bewohner in Zell, der den Antrag auf Sozialhilfe gestellt hat, ist Albin Bleiweis: „Weil wenn du ein bisschen Geld auf der Seite gehabt hast, hast du es für’s Heim hernehmen müssen. Das fällt jetzt weg.“ Für das Land und die Stadtgemeinde Zell am See bedeuten alleine die 30 neuen Anträge in Zell rund 90.000 Euro an zusätzlichen Kosten pro Monat.

Seniorenwohnhaus in Zell am See (Pinzgau) im Schnee

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Alleine im Seniorenheim in Zell am See stellten seit dem Pflegeregress-Aus 30 Bewohner einen Antrag auf Sozialhilfe

Auch in Abtenau ist die Lage ähnlich: Bisher übernahmen das Land und die Gemeinde dort die Kosten für 87 Prozent der Bewohner: „Seit Anfang des Jahres ist es so, dass auch die restlichen 13 Prozent jetzt einen Sozialhilfeantrag gestellt haben“, weiß die Abtenauer Seniorenheimleiterin Angela Kirchgatterer. „Das sind Familien, wo einfach das Haus nicht übergeben war, wo noch ein wirtschaftliches Vermögen da ist. Und das wird jetzt nicht mehr angegriffen - und somit haben sie jetzt auch einen Antrag gestellt.“

Pflegeregess-Aus macht sich bemerkbar

Nach dem Pflegeregress-Aus sind die Anmeldungen bei den Heimen deutlich gestiegen. Auch die Sozialhilfe-Anträge wachsen.

Sozialhilfe-Anträge versiebenfacht

Im ganzen Land Salzburg haben heuer bislang knapp 970 Menschen beantragt, dass der Staat die Kosten für ihre Pflege übernimmt. Das sind sieben Mal so viele Anträge wie im selben Zeitraum des Vorjahres. Dieser Schritt beruhige die alten Menschen - sie machen sich danach viel weniger Sorgen um die Finanzierung ihrer Heimplätze, sagen die Pflegekräfte.

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