Taekwondo-Meister abgeschoben

Vom Flughafen Wien-Schwechat aus wurde Dienstag der mehrfache Sieger der österreichischen Taekwondo-Meisterschaft, der Tschetschene Junadi Sugaipov, abgeschoben. In seinem Wohnort Bad Hofgastein (Pongau) herrscht Bestürzung.

Der 25-jährige Sugaipov lebte seit Jahren in Bad Hofgastein und war dort laut vielen Einheimischen auch bestens integriert. Für den Gasteiner Taekwondo-Verein erkämpfte er 2012 den ersten von zwei österreichischen Meistertiteln. Zudem gab er dort auch selbst Taekwondo-Unterricht. Der Verein setzte sich schon damals dafür ein, dass Junadi Sugaipov bleiben darf. 2013 wurde bei der Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau das humanitäre Bleiberecht beantragt.

Junadi Sugaipov beim Taekwondo Training

ORF

Junadi Sugaipov lebte seit Jahren in Bad Hofgastein

„Vorbildlich“ integriert

Der Sportler habe sich auch in einem De-Radikalisierungs-Projekt engagiert, schildert der Politikwissenschafter Thomas Schmidinger: „Er ist als erfolgreicher Kampfsportler natürlich ein sehr positives Identifikationsmodell für junge Burschen.“ Sugaipov habe sich „vorbildlich“ integriert und gehöre mittlerweile zum Ort: „Er kann nahezu perfekt Deutsch und ist in das Dorfleben integriert. Es setzen sich alle möglichen Leute für ihn ein - vom Bürgermeister bis zum Vereinsobmann.“

Kritik gibt es auch daran, dass die Abschiebung zwei Tage vor der Entscheidung über das humanitäre Bleiberecht stattfindet, sagt Christoph Riedl, Flüchtlingsexperte der Diakonie: „Was wir derzeit erleben, das ist eine nie dagewesene Verachtung der Menschenrechte, die auch in Österreich Geltung haben und sogar im Verfassungsrang stehen.“

Ministerium kommentiert keine Einzelfälle

Unterstützer gehen davon aus, dass am Dienstag mehr als 20 Tschetschenen als russische Staatsbürger nach Moskau abgeschoben wurden. Aus dem Innenministerium heißt es dazu, dass es zu Einzelfällen keine Auskunft gebe.

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