Häusliche Gewalt: Kaum Täter suchen Hilfe

Während immer mehr Frauen in Salzburg pro Jahr Hilfe im Gewaltschutzzentrum suchen, nehmen gewalttätige Männer das Angebot zur Beratung kaum in Anspruch. Das beklagen Sozialarbeiter.

Mehr als 1.000 Frauen in Salzburg suchen pro Jahr das Gewaltschutzzentrum auf. Fast immer geht es dabei um häusliche Gewalt durch Männer. Die Täter selbst finden allerdings kaum zu den Angeboten für die Gewaltprävention, sagen Sozialarbeiter. Der Verein „Neustart“ will gewaltbereiten Männern jetzt helfen, die Hemmschwelle auf dem Weg um Hilfe zu überwinden.

Im Jahr 2017 hat die Polizei im Bundesland Salzburg knapp 500 Betretungsverbote verhängt - gut 15 Prozent mehr als im Jahr davor. Dies wird als Indiz dafür gewertet, dass häusliche Gewaltdelikte zugenommen haben. Die meisten Gewalttäter sind dabei Männer. Ein Betretungsverbot ist allerdings noch keine Verurteilung, weshalb die potentiellen Gewalttäter auch nicht zur Gewaltprävention geschickt werden. Diese müssten sie freiwillig aufsuchen.

„Mit nötigen Daten könnten wir Betroffenen helfen“

Um den Männern den Weg zu diesen Anti-Gewalt-Angeboten zu erleichtern, hat der Verein „Neustart“ beim Innenministerium ein Konzept vorgelegt, sagt der Leiter des Vereins in Salzburg, Johannes Bernegger.

„Wenn wir von der Polizei die nötigen Informationen und Kontaktdaten erhalten, dann können wir nach Verhängung eines Betretungsverbots betroffene Menschen kontaktieren, ihnen unsere Angebote machen und sie einladen, mit uns darüber zu reden. So können wir sie unterstützen und weitere Eskalationen wahrscheinlich verhindern oder zumindest mithelfen, sie zu vermeiden.“

Kritik an Justiz

Kritik übt Bernegger an der Justiz in Salzburg. Bei allgemeinen Gewaltdelikten wie Körperverletzung würden die Täter jedenfalls zur Bewährungshilfe und damit gerichtlich verordnet auch zur Gewaltpräventition geschickt. Im Fall einer Verurteilung wegen häuslicher Gewalt würden die Gerichte den Tätern aber kaum zu ein Anti-Gewalt-Programm verordnen, bemängelt Bernegger.

Links:

• Familiäre Gewalt noch immer Tabuthema (salzburg.ORF.at; 25.2.2017)
• Tausende Kinder leiden noch unter Gewalt (salzburg.ORF.at; 21.2.2017)
• Opfer-Notruf vor allem von Frauen genutzt (salzburg.ORF.at; 19.4.2015)