Salzburger Frauenhaus fehlt Platz und Geld

Das Frauenhaus in der Stadt Salzburg platzt aus allen Nähten. Mehr als 100 Frauen, die vor ihren gewaltätigen Männern Schutz gesucht hatten, mussten 2017 abgewiesen werden. Außerdem fehlen im Budget für 2018 150.000 Euro.

Die Auslastung im Salzburger Frauenhaus liegt ganzjährig bei knapp 100 Prozent. 2017 mussten mehr als 100 Frauen abgewiesen werden, sagte Birgit Thaler-Haag, die Direktorin des Frauenhaus Salzburg. „Das heißt zu dem Zeitpunkt, wo sie bei uns um einen Platz angefragt haben, waren wir voll und konnten leider kein Zimmer anbieten. Wir schauen dann, ob Frauen in anderen Frauenhäusern unterkommen können oder wir Beratung anbieten können, damit sie sicher sind.“

Frauenhaus Salzburg

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Hinter hohen Mauern samt Videoüberwachung und Fingerabdruck als Zugangskontrolle verbirgt sich das Frauenhaus der Stadt Salzburg

150.000 Euro fehlen, um Personalstand zu halten

Insgesamt gibt es Platz für 19 Frauen und 19 Kinder. Die Kriseninterventionsarbeit ist personalintensiv, 18 Angestellte arbeiten im Frauenhaus. Finanziell wird es ab 2019 eng, denn „die Lücke liegt bei 150.000 Euro, damit ich den Personalstand halten kann, denn ich jetzt habe“, so die Direktorin. Das sind knapp 20 Prozent des Budgets, die dem Frauenhaus für 2019 abgehen.

Landesrätin: „Bekommen 2018 zusätzlich Geld“

Das weder Platz noch Geld im Frauenhaus ausreichen, ist beim Land bekannt und soll heuer bereits berücksichtig werden, sagte die zuständige Landesrätin Martina Berthold (Grüne): „Es sind jetzt vermehrt Nachfolge-Wohnungen den Frauenhäusern angeboten worden, damit dieser Engpass vermieden werden kann. Im Jahr 2018 werden auch die Frauenhäuser über die normale jährliche Erhöhung noch zusätzliches Geld bekommen“, sagte Berthold. Laut Frauenhaus sind das 7.000 Euro mehr für 2018.

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Frauenhaus voll ausgelastet

Mehr als 100 Frauen, die vor ihren gewaltätigen Männern Schutz gesucht hatten, mussten im vergangenen Jahr abgewiesen werden.

Gewalt gegen Frauen zugenommen

Die Gewalt gegen Frauen nahm 2017 in Salzburg zu. Ein Indiz sind die knapp 500 verhängten Betretungsverbote der Polizei, ein Plus von 15 Prozent. Knapp 200 Fälle häuslicher Gewalt führten zu Gerichtsverfahren. Maßnahmen zur Gewaltprävention werden in diesen Fällen seitens der Justiz allerdings nur selten eingesetzt. „Ich glaube, dass die Sensibilisierung bei Gericht noch nicht so gut ist. Ich wünsche mir, dass da Schulungen bei der Justiz gemacht werden, damit die Sensibilität für dieses Thema erhöht werden kann. Dass es die Möglichkeit gibt, Täter auch in Anti-Gewalt-Programme zu verweisen“, so Thaler-Haag.

Gewalt gegen Frauen - gestellte Szene

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Die Gewalt gegen Frauen nahm in Salzburg zu

„Bei Anti-Gewalt-Programmen Nachholbedarf“

Laut dem Verein Neustart wird das Instrument Gewaltprävention im Zuge der Bewährungshilfe sehr wohl genutzt, allerdings nur bei allgemeinen Delikten wie Körperverletzung oder Raub.

Bei häuslicher Gewalt habe Salzburg Nachholbedarf. „Österreichweit haben wir da sehr gute Erfahrungen gemacht. In Salzburg haben wir da nur sehr wenige Zuweisungen. Meine Vermutung ist, dass das Instrument der Bewährungshilfe, das mit dem Anti-Gewalt-Training verbunden ist, nicht für dieses Tätergruppe als das Richtige gesehen wird“, erklärte Johannes Bernegger, Leiter von Neustart Salzburg. Packt man die Ursache der Gewalt nicht bei der Wurzel können auch die hohen Mauern des Frauenhauses nur bedingt schützen.

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