Orchester können Musiker krank machen

Wer in einem Orchester spielt, hat ein großes Risiko, irreparable Ohrenschäden und andere Gesundheitsprobleme zu bekommen. Bei Proben wird regelmäßig auch die Lärmbelastung gemessen - zum Schutz der Künstler.

Zudem muss laut EU-Verordnung alle fünf Jahre das Gehör der Musiker untersucht werden. Beim Salzburger Mozarteumorchester sind spezielle Schall- und Gehörschutzgeräte im Einsatz. Wer zum Beispiel vor dem Schlagwerk sitzt, schützt seine Ohren mit einem Schild aus Plexiglas - auch wenn es bei Mozart noch nicht wirklich laut wird. Es gibt neben Hörschäden auch vielerlei Verspannungen, Wirbelsäulen-, Arm- und Fingerprobleme, große Stressbelastung und nicht selten Schmerzen, die chronisch werden können.

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Nicht nur die Ohren, auch Knochengerüst und Muskeln sind bei Musikern großen Belastungen ausgesetzt

„Plötzlich Töne wie in der Industriehalle“

Die Ohren professioneller Musiker sind nicht nur aus künstlerischer Sicht besonders empfindlich. Überlastung der Nervenbahnen kann sich schnell entwickeln. Viele haben Erfahrungen mit Tinnitus, also mit unkontrollierbaren und unangenehmen Ohrgeräuschen. Der Bratschist Roman Paluch sagt, er habe während eines Kammerkonzertes plötzlich den Lärm einer ganzen Fabrik gehört: „Töne wie von schweren Maschinen, und ich hörte sie die ganze Zeit. Furchtbar!“

Die meisten Orchestermusiker benützen Gehörschutz, der für ihre Ohren ganz persönlich angepasst wird. Der Hornist Rob van de Laar betont, wenn man Schostakowitsch spiele, dann sei das Instrument des Solohornisten auf gleicher Höhe seiner Ohren: „Das kann echt weh tun, und wenn dann noch eine Es-Klarinette hinter dir ist, dann ist es manchmal viel zu laut.“

Schädelknochen leiten Vibrationen weiter

Und Konzertmeister Markus Tomasi verweist auf Geige und Bratsche, die am Kinn gespielt werden: „Da gibt es diese Reizauslösung über die Knochen im Kopf direkt. Das kann bis in den Gehörgang hinauf zu schweren Beeinträchtigungen führen.“

Auch der Bewegungsapparat der Musiker ist harten Belastungen ausgesetzt. Vor allem bei den Geigern hat die einseitige Haltung mitunter schwere Folgen, so Tomasi: „Wir haben starken Leistungsdruck, müssen und wollen funktionieren. Und man spricht zu spät verschiedene Probleme an, die sich vielleicht im Vorfeld lösen ließen, wenn es insgesamt nicht doch ein unangenehmes Thema wäre.“

Physiotherapie und Ausgleichssport sehr wichtig

Zu den Proben und Aufführungen kommt über Jahre und Jahrzehnte nahezu tägliches Üben, um klanglich und technisch voll in Schuss zu bleiben. Ohne Physiotherapie oder viel Ausgleichssport lässt sich der Beruf eines Orchestermusikers auf Dauer nicht ausüben.

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Risiko für Profimusiker

ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich bei Orchestermusikern erkundigt, was ihre Gesundheit schädigen kann.