Ganze Gemeinde kämpft gegen Abschiebungen

Gemeinde und Bürger in Leogang (Pinzgau) werden jetzt gegen negative Asylbescheide für zwei Asylwerber in dem Ort aktiv. Sie sammeln Geld, um Anwälte zu bezahlen, die die Entscheidungen juristisch bekämpfen sollen.

Betroffen sind zwei von vier jungen Männer aus dem Irak, die seit Jahren in der 3.300-Einwohner-Gemeinde Leogang leben. Die Asylwerber arbeiten ehrenamtlich und fanden etliche Freunde. Zwei bekamen jetzt einen negativen Asylbescheid. Die Männer müssen also ausreisen oder werden abgeschoben, wenn ihre Berufung keine Änderung der amtlichen Entscheidung bringen sollte. Doch das wollen die zwei Männer und auch die Leoganger nicht hinnehmen.

Iraker begeistert über Solidarität im Ort

Von vielen Menschen des Ortes kommt Unterstützung für die Iraker - zu sehen an Solidaritätsfotos, die Freunde und Mitbürger aus Leogang machten. Sie stellten sich in Herzform zusammen - im Skigebiet, am Fußballplatz, beim Christkindlmarkt und in der Leoganger Kirche.

Im Irak waren die beiden Brüderpaare in großer Gefahr. Fünf Verwandte von ihnen seien aus politischen Gründen getötet worden, sagen die vier Asylwerber. Der Zuspruch, den sie in Österreich erhalten, macht die Iraker glücklich: „Wenn so viele Menschen auf einmal kommen und uns helfen wollen, dann ist das super“, sagt Mohammed Al Fregi, einer der vier. „Was soll ich sagen? Ich habe so ein schönes Gefühl.“

Christine Sojer, eine Nachbarin, dachte sich die Aktion aus. Gleichzeitig mit den Herzbildern werden Spenden gesammelt, um den Anwalt für die Berufung gegen die negativen Asylbescheide bezahlen zu können: „Ich denke, dass die Menschen das jetzt einfach weitertragen“, sagt Christine Sojer. „Wir stehen hinter den Burschen. Wir stehen auch hinter anderen Ausländern - hinter Menschen, die einfach Hilfe brauchen. Ich denke mir, das wird wachsen.“

Vier junge Iraker mit Christine Sojer, Initiatorin der Solidaritätsaktion

ORF

Christine Sojer startete die Solidaritätsaktion für die vier jungen Iraker

Gemeinde unterstützt Aktion

Auch die Gemeinde Leogang half mit und finanzierte eine Postwurfsendung mit 1.000 Stück Auflage. Ein Spendenkonto ist eingerichtet und eine Spendenkugel wurde aufgestellt. Die Abschiebung einer armenischen Flüchtlingsfamilie Ende November, die seit Jahren bestens integriert in Bruck an der Glocknerstraße lebte, bedrückt auch in Leogang viele Menschen. Sie wollen erreichen, dass die Iraker im Ort bleiben können.

„Genauso, wie das bei uns gemacht wird, muss Integration funktionieren“, sagt Bürgermeister Josef Grießner (ÖVP). „Die Burschen leisten ihren Beitrag und wir werden unseren Beitrag leisten. Ich hoffe, dass das am Ende vielleicht gut ausgeht. Das würde uns riesig freuen - und wäre ein kleines Christkindl für uns alle zusammen.“

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Leogang kämpft gegen Abschiebungen

In Leogang sammelt der ganze Ort gegen die drohende Abschiebung von zwei jungen Irakern. Es geht um Spenden für die Berufung.

Lernen und Arbeit trotz Ungewissheit

Trotz der Ungewissheit, ob sie bleiben dürfen, lernen und arbeiten die vier jungen Flüchtlinge weiter. Yahya Al Fregi macht seit fünf Monaten eine Kochlehre im Biohotel Rupertus in Leogang. Dessen Juniorchefin Nadja Blumenkamp: „Sein Name heißt ja - ins Deutsche übersetzt - ‚Hannes‘. Und so möchte er bei uns genannt werden - wird auch so genannt. Ich kann nur sagen, dass er ein sehr höflicher junger Mann ist, sehr interessiert, pünktlich - und er will einfach diesen Beruf lernen. Umso mehr wäre es schade, wenn wir ihn verlieren würden.“

Mit ihrem Einsatz für die vier jungen Iraker wollen die Leoganger ein Zeichen setzen und auch andere ermutigen, gegen Abschiebungen zu kämpfen.

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