Erzbischof mit 15 Kindern

Im Domquartier erfahren Besucher Neues über den 15-fachen Vater und Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Vor 430 Jahren wurde er Staatschef von Salzburg. Sein Tod als Gefangener seines Neffen auf der Festung jährt sich heuer zum 400. Mal.

Salzburger Dom

Gerald Lehner

Salzburger Dom

Erzbischof Wolf Dietrich, der mit seiner Geliebten Salome Alt mehr als ein Dutzend Kinder zeugte, war auch ein großer Kunstsammler.

„Rom des Nordens“

Er ließ die mittelalterliche Bausubstanz großflächig abtragen bzw. zerstören und führte mit Hilfe italienischer Architekten den Barockstil in Salzburg ein. So wurde die Stadt zum „Rom des Nordens“ umgestaltet. Theologisch soll er - auch im Kampf gegen das Luthertum - konservativ gewesen sein, während er seine Sexualität alles andere als verdrängte. Zur Rechtfertigung des Lebensstils hieß es später mit einer gewissen Doppelmoral, in dieser Epoche habe es schon rege Debatten über die Abschaffung des katholischen Zölibats gegeben. Faktum bleibt, dass sich Wolf Dietrich hier als Vorreiter betätigte. Sein Verhältnis mit Salome Alt war weitum bekannt. Sie speiste auch am Hof mit ihm, seinen offiziellen Staatsgästen und den heimischen Würdenträgern.

Wolf Dietrich von Raitenau Erzbischof

ORF

Der Raitenauer galt als innovative, schwierige und vielschichtige Persönlichkeit

Wolf Dietrich hatte auch eine Vorliebe für Luxustextilien. 92 gold- und silberdurchwirkte Wandteppiche soll er für sich selbst zur privaten Erbauung erworben haben. Auch bei den Verzierungen der großen Bronzeleuchter im Dom, die der Salzburger Staatschef für die Eucharistiefeier in Auftrag gab, wurde nicht gespart.

„Prunk und Selbstinszenierung“

Thomas Habersatter ist nun Ausstellungskurator im Domquartier: „Er hatte eine starke Tendenz zu Prunk und Selbstinszenierung. Die hat er bei seinem Onkel in Rom kennengelernt. Der war auch mit dem Papst eng befreundet. Dadurch hat Wolf Dietrich auch die Inszenierung der Päpste in Rom kennengelernt. Ähnliches hat er hier versucht in kleinerem Rahmen umzusetzen.“

Porträts zeigen Wolf Dietrich als jungen Fürsterzbischof, daneben ist seine Freundin Salome Alt zu sehen. Die Schau zeigt auch Gemälde, die der lustvoll lebende Kirchenfürst in Auftrag gegeben hatte. Sie stammen von Hofmaler Kaspar Memberger dem Älteren. Dieser beschäftigte sich viel mit der Bibelgeschichte rund um die Arche Noah.

Kunstwerke aus Wien zurückgefordert

Es sind Kunstwerke, die bei den Auseinandersetzungen um das Vermögen zwischen Bund und Land Salzburg in die Residenzgalerie zurückgeholt werden konnten, erzählt Landeshaupt Wilfried Haslauer (ÖVP): „Es ist unsere Geschichte. Und wir sollten schon drauf achten, dass die Kunst in ihren wesentlichen Sammlungen wieder im Eigentum des Landes Salzburg steht. Das ist glücklicherweise zu einem Teil zumindest nun geglückt.“

Aus Gold, Silber und Edelsteinen besteht die Hostienmonstranz von Wolf Dietrich. Auch die Waffen seiner Leibgarde sind Ausstellungsobjekte. Und auf der Fassade der Residenz ist der helle Original-Farbton zu sehen, den der Fürsterzbischof für seinen Stadtpalast selbst ausgesucht hatte.

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Kirchenfürst und vielfacher Vater

ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich die neue Schau im Domquartier angesehen.

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