Bürgermeisterkandidat: Johann Padutsch

Der Dauerläufer der Stadtpolitik wirkte zwischendurch etwas amtsmüde. Der seit 35 Jahren politisch aktive Johann Padutsch (Bürgerliste) will nun mit Schwung der neue Bürgermeister werden. Ein Gespräch mit ORF-Redakteur Karl Kern ...

Karl Kern: Herr Padutsch, sind Sie jemals Marathon gelaufen?

Johann Padutsch: Marathon bin ich nicht gelaufen. Die längste Strecke war von Hagenau nach Oberndorf, also ungefähr 16 Kilometer.

K: Ein bisschen erinnert Ihre politische Karriere an einen Marathonläufer. Seit 35 Jahren in der Politik, seit knapp 25 Jahren in der Salzburger Stadtregierung. Sie sind 62 Jahre alt. Da gehen andere in die Rente. Und Sie wollen ins Bürgermeisterbüro. Warum?

Johann Padutsch im Interview mit Karl Kern

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Johann Padutsch im Gespräch mit Karl kern

P: Ja, ich bin so etwas wie ein Dauerläufer. Habe aber in dieser Zeit schon auch bewiesen, dass ich in der Lage bin, Projekte umzusetzen. Ich bin 62 Jahre alt. Der Kollege Preuner meinte, er sei im Vergleich mit mir ein Jungspund. Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich deutlich jünger wirke als er. Und ich will tatsächlich Bürgermeister werden, weil ich glaube, dass ich bei dieser Auswahl die beste Wahl bin.

K: Haben Sie noch das Feuer? Die Zeitung „Die Presse“ hat zum Beispiel geschrieben, sie seien längst mehr ein pragmatischer Verwalter des Erreichten als ein visionärer Gestalter. Ist das mit ein Grund, warum sie als Gralshüter der Bürgerliste jetzt noch einmal ran müssen?

P: Ich will nochmal ran. Es ist richtig, ich hatte auch meine Durchhänger, keine Frage. Das ist in so einer langen Zeit nicht wirklich überraschend. Es gab auch Phasen, wo man mir übel mitgespielt hat. Das geht auch nicht spurlos an einem vorbei. Aber ich bin für diese Wahl wieder sehr motiviert. Ich bin sicher ein Pragmatiker, das ist richtig. Aber der muss ich auch sein, wenn ich mit sechs von 40 Stimmen in dieser Stadt etwas weiterbringen möchte, dann brauche ich Mehrheiten. Dazu braucht es einen gesunden Pragmatismus. Das heißt aber nicht, dass die Zukunftsbilder und Visionen komplett verloren gehen. Natürlich habe ich die in meinem Hinterkopf. Natürlich weiß ich, dass die Stadt Salzburg eine kompakte Stadt werden muss, wenn wir unsere Grünland-Deklaration erhalten wollen, und die Landschaften weiter schützen wollen. Und dass es urbanes Leben braucht, um ein positives Lebensgefühl in dieser Stadt zu erreichen. Und der Verkehr muss mit Sicherheit ein anderer werden, als er derzeit ist.

K: Ein Thema ist das leistbare Wohnen. Was würden Sie als Bürgermeister konkret machen in diesem Bereich?

P: Ich habe bisher schon viel in diesem Bereich erreicht. Wir sichern bei jedem Widmungsverfahren den größten Teil von 75 Prozent für den geförderten Mietwohnungsbau, also für den leistbaren Wohnbau. Wir haben mittlerweile bei Aufzonungen von Bebauungsplänen Verträge mit privaten Bauträgern.

K: Aber warum haben wir dann mit Innsbruck zusammen die höchsten Wohnungspreise von ganz Österreich?

P: Ich sage ja nur, wo wir schon erfolgreich unterwegs sind. Dass das nicht reicht, ist eine andere Frage, und dass es mehr braucht. Ich bin auch darauf angewiesen, dass das Land da mitgeht, wenn wir über den Leerstand von Wohnungen reden. Es geht nicht darum, dass man Zweitwohnungen verbietet. Man sollte aber ein Hauptwohnsitzgebiet einführen gesetzlich, dass die Wohnungen tatsächlich auch zum Wohnen verwendet werden, wenn sie gebaut werden.

Johann Padutsch Bürgerliste

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Padutsch

K: Sie sind seit vielen Jahren der Gottseibeiuns der Autofahrer. Wenn Sie Bürgermeister wären, was würden Sie noch gegen den Individualverkehr und das Verkehrschaos draufsetzen?

P: Es gibt zwei Aspekte. Der Bürgermeister ist natürlich wegen seines Amtes einflussreicher und hat rechtlich mehr Möglichkeiten. Das Zweite ist, dass es mit mir als Bürgermeister einen neuen Ressortleiter für den Verkehr geben müsste, von welcher Partei der auch immer ist. Und der kann gar nicht anders, als sich nach den Fakten zu richten. Insofern kann es eine starke Achse geben, die mehr als bisher zu entsprechenden Mehrheiten im Gemeinderat führt.“

K: Sie waren immer ein verlässlicher Partner von Heinz Schaden. Es gab zwar zwischendurch immer auch Krisen wie in einer guten Ehe. Fühlen Sie sich nach dem Rücktritt von Heinz Schaden im Schloss Mirabell nun so ein wenig wie „Kevin allein zu Hause“?

P: Lacht. Der Rücktritt von Heinz Schaden ist sehr schmerzhaft. Das hat er sich schlicht und einfach nicht verdient. Wir haben gemeinsam viele große Projekte umgesetzt. Er war über weite Strecken ein verlässlicher Partner. Ich habe aber die Hoffnung, dass die SPÖ in der jetzigen Zusammensetzung ein Partner sein kann. Wir haben in den meisten Bereichen wie beim leistbaren Wohnraum und bei den Maßnahmen für den Verkehr viele Überschneidungen. Ich bemerke auch bei der ÖVP gewisse Bewegung gerade auch im Verkehrsbereich. Also ich bin guter Dinge, dass ich als Bürgermeister mit dem entsprechenden Geschick durchaus Mehrheiten erreichen könnte.“

„Wenn ich Bürgermeister werde ...“

Eigentlich hatte der grüne Verkehrs- und Planungsstadtrat schon länger gesagt, dass mit Ende der laufenden Funktionsperiode Schluss sei mit der Politik. Jetzt wird relativiert: „Wenn ich Bürgermeister werde, dann werde ich 2019 noch einmal antreten. Es liegt in der Natur der Sache, dass man mit dem Amtsbonus im Rücken nach eineinhalb Jahren nicht schon wieder geht. Wenn ich nicht Bürgermeister werde, dann gilt das, was ich angekündigt habe. Ich diene diese Funktionsperiode zu Ende und trete 2019 nicht mehr als Spitzenkandidat der Bürgerliste an.“

Reguläre Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen finden in etwa eineinhalb Jahren statt. Die Bürgermeister-Direktwahl am kommenden Sonntag wird durch den Rücktritt von Heinz Schaden notwendig.

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Vorwahlinterview mit Padutsch

ORF-Redakteur Karl Kern hat mit Stadtrat Johann Padutsch dieses längere TV-Interview geführt.

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