2018: Internationale Projekte für „Stille Nacht“
Verlag Karl Dietrich / Laufen / Oberbayern
Millionen Christen singen das Lied weltweit in Dutzenden Sprachen. Sogar im konfuzianisch beeinflussten Asien hat es seinen Weg zu vielen chinesischen Weihnachtsfans gemacht. Aus der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte von "Stille Nacht“ soll in der Region um Oberndorf (Flachgau) nun auch ganzjährig mehr touristischer und wirtschaftlicher Nutzen gezogen werden.
Von Oberndorf in die weite Welt
Bisher konzentrierte sich der Kult um das Lied alljährlich auf den Advent und die Weihnachtsfeiertage. 80.000 Besucher zählt man durchschnittlich in diesen wenigen Wochen allein in Oberndorf – hier wurde „Stille Nacht“ im Jahr 1818 zum ersten Mal aufgeführt. Der spirituelle Kern des Liedes sollte neben der touristischen Vermarktung nicht vergessen werden, sagt Peter Schröder, Bürgermeister von Oberndorf (SPÖ): „Wir haben immer den höchsten Wert auf die Friedensbotschaft gelegt. Wenn sie daneben auch eine touristische Nutzung bringt, dann ist es uns auch recht. Wir möchten natürlich eine Ganzjahresnutzung haben.“
ORF
Neuer Friedensweg bis Lamprechtshausen
Gemeinsam mit der Nachbargemeinde Lamprechtshausen planen die Oberndorfer auch einen neuen „Stille-Nacht-Friedensweg“. Er soll der Besinnung und inneren Einkehr dienen, sagt Bürgermeisterin Andrea Pabinger aus Lamprechtshausen: „Man könnte den Friedensweg nicht nur zu Weihnachten oder im Advent gehen, sondern das ganze Jahr über.“
Das Geld für die zahlreichen Projekte ist allerdings noch nicht gesichert. Die Hälfte der 200.000 Euro könnte laut Vorschlägen und über Ersuchen der Gemeinden das Land Salzburg bezahlen. Verbindliche Vereinbarungen gebe es aber noch nicht, heißt es aus dem Flachgau. Und wenn kein Fördergeld fließen sollte, dann wolle man einzelne Projekte abspecken - und manche überhaupt streichen.
Leopold Kohr: Lied gegen Hitler
Ein bisher kaum bekanntes Faktum betrifft die politische Funktion des Weihnachtsliedes aus Salzburg im Zweiten Weltkrieg.
Gerald Lehner
Auch diese soll beim Jubiläum zur Sprache kommen. Bis zum Kriegsende 1945 spielte „Stille Nacht“ auch im Kampf der USA, Kanadas und Großbritanniens gegen Hitlerdeutschland eine Rolle. Der 1939 nach Frankreich und wenig später nach Nordamerika geflüchtete Oberndorfer Leopold Kohr - der später international bekannte Philosoph und Ökonom - warb als junger Journalist und Kommentator in Übersee mit der Entstehungsgeschichte. Er hatte dabei die Befreiung Österreichs aus der Herrschaft der Nationalsozialisten als Fernziel, das jahrelang unerreichbar zu sein schien. Seine Artikel erschienen in führenden Zeitungen der USA und Kanadas.
American Red Cross / Lilian Neuner / Repro: Gerald Lehner
Auch US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premier Winston Churchill sangen das Lied 1941 im Garten des Weißen Hauses gemeinsam mit Bürgern von Washington D.C. Der junge Salzburger Kohr war auch dort und sang mit – mehr dazu in salzburg.ORF.at (6.12.2014)
Karl Kern, Gerald Lehner - ORF Salzburg
Links:
- Christbaum des Papstes auf Durchreise (salzburg.ORF.at; 17.10.2017)
- „Stille Nacht“: Land Salzburg lädt Papst ein (salzburg.ORF.at; 19.5.2017)
- Zu viel Kommerz? Landestheater wehrt sich (salzburg.ORF.at; 9.5.2017)
- Hollywood-Musical über „Stille Nacht“ (salzburg.ORF.at; 8.5.2017)
- Streit in ARGE „Stille Nacht“ beigelegt (salzburg.ORF.at; 31.8.2016)