Streit über Subventionen für Zirkusschule

In der Stadt Salzburg gibt es heftigen politischen Streit über die geplante Zirkusschule. SPÖ und Grüne fördern das Projekt mit mehr als 600.000 Euro. Die anderen Stadtparteien sind vehement gegen diese Summe für „Kinderturnen de luxe“.

Die neue Zirkusschule für Kinder und Jugendliche soll im Stadtteil Gnigl entstehen. Ab November will man im einstigen Winterfestzelt eine fixe Heimat haben, um die Jugend an alle Facetten eines modernen Zirkus heranzuführen.

Rot und Grün dafür, alle anderen dagegen

Rund eine halbe Million Euro hat die Stadt dem Projekt bisher schon als Subvention beigesteuert. Der schon bald zurücktretende Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) will, dass nun noch weitere 106.000 Euro überwiesen werden. Wolfgang Neumayer vom Verein „Motorik, Tanz, Akrobatik“ bestätigt die Pläne und sagt, es seien Investitionen auch für die Sicherheit nötig: „Wenn man auf dem Großtrampolin trainiert, dann ist es ein großer Unterschied, ob ich von neun Metern runterfalle – oder von sieben oder vier Metern.“

Zirkusschule

ORF

Einradtraining der Mädchen

„Halbe Million für einzelnen Verein“

Im Gemeinderat ist die Stimmung über die finanzielle Fallhöhe geteilt. SPÖ und grüne Bürgerliste sind sehr dafür, alle anderen strikt dagegen. FPÖ-Gemeinderat Erwin Enzinger sagt, für 125 Vereine gebe die Stadt Salzburg eine Million Euro aus: „Und hier soll ein Verein insgesamt eine halbe Million bekommen. Dabei weiß noch niemand, wie hoch die Betriebs- und Folgekosten sind."

Und die ÖVP-Mandatarin Karoline Tanzer, Vorsitzende des Kulturausschusses: „Man muss sich nur die Kosten anschauen, die ein Trainingskind bezahlen muss. Es ist Kinderturnen de luxe.“

„Stadt zahlt einigen ein teures Hobby“

Auch NEOS-Gemeinderat Christoph Starzer hat mit dem Projekt ein Hühnchen zu rupfen: „„Woanders fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Anstatt private Zirkusschulen großzügig zu alimentieren, sollte sich die Stadt auf Kernaufgaben konzentrieren – die Erhaltung von städtischen Schulen statt neu geschaffene private Einrichtungen für einen kleinen Teilnehmerkreis zu unterstützen. Die Bürger der Stadt finanzieren hier einigen ein teures Hobby. Die Zirkusschule ist ein Paradebeispiel der Willkür bei städtischen Förderungen.“

Betreiberin: „Damit umgehen lernen“

Derzeit wird der Jugend eine Zirkusausbildung in fünf verschiedenen Turnhallen in und um Salzburg angeboten - eine davon in Anthering (Flachgau). In Gnigl soll die zentrale Schule für alle Altersklassen entstehen - um viel Geld. Evelyn Daxner-Ehgartner vom Verein „Zirkusschulen“ weist die Kritik der Gegner zurück: „Wir wollen das erste Mal so etwas umsetzen. Mit diesen Problemen muss man dann umgehen lernen.“

In Salzburg-Gnigl haben die Arbeiten für die neue Zirkusschule jedenfalls schon begonnen. Das winter- und wetterfeste Zelt soll dort in den nächsten Wochen aufgebaut werden. Wegen der rot-grünen Mehrheit im Stadtparlament ist die Zukunft des Projekts vorerst gesichert.

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Viele Akteure, gegensätzliche Meinungen

ORF-Redakteur Karl Kern hat sich die heftige Debatte über die geplante „Zirkusschule“ angehört.