Kerns Wahlkampfstart: Zuckerl für Ehrenamtler?

Ehrenamtler bei Einsatzkräften sollten vom Staat drei Urlaubstage aus dem Brotberuf bezahlt bekommen, wenn sie diese für Hilfsfunktionen opfern, sagte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) bei seinem Wahlkampfstart in Großarl (Pongau).

In Großarl wird nach der großen Flut noch immer aufgeräumt. Bundeskanzler Kern bezeichnete dort bei seinem Besuch am Freitag die vielen Helfer als „Vorbilder für ganz Österreich“. Die Teams hatten an der freigeräumten Straße auf den Regierungschef gewartet: Feuerwehrleute, Polizisten, Bergretter und viele andere Freiwillige. Dann kam der Tourbus des sozialdemokratischen Wahlkämpfers. Die noch immer laufenden Aufräumungsarbeiten ruhten kurz. Der Bundeskanzler dankte den Akteuren für Solidarität, gegenseitige Hilfe und „selbstloses Engagement“ in ihrem Ehrenamt zum Wohl der Bevölkerung.

Christian Kern bei Wahlkampfstart in Großarl

ORF

Kern mit Feuerwehrleuten in Großarl

Der Großarler Bürgermeister Johann Rohrmoser (ÖVP) sagte, dass die Arbeiten nach der großen Flut sicher noch zwei Wochen dauern werden: „Unsere Einsatzkräfte, die Wildbachverbauung und der Katastrophenfonds machen perfekte Arbeit. Wir haben mindestens zwei Drittel schon aufgeräumt und sind gut im Rennen.“

Kern schlägt Urlaubsvergütung vor

Dann kam der Bundeskanzler ins Großarler Ortszentrum. Zu den Klängen der Trachtenmusikkapelle gab es den üblichen Schnaps. Der prominente Gast betonte noch einmal, wie beeindruckt Österreich von der gegenseitigen Hilfe der Großarler sei. Er wiederholte vor der ORF-Kamera seine Forderung, wonach freiwillige Helfer mehr Anerkennung verdienen würden: „Für mich ist am beeindruckendsten, dass die Leute da nicht fragen: Hilft mir das? Oder habe ich einen Vorteil? Sie sind einfach da, wenn sie gebraucht werden. Wir als Gemeinschaft sollten das anerkennen und ihnen zumindest drei Urlaubstage bezahlen. Die Leute haben sogar materiellen Nachteil, wenn sie helfen. Dass nämlich ihre Urlaubstage weg sind. Und sie tun es trotzdem. Wir ändern das in der nächsten Regierung.“

Die Großarlerin Maria Gruber sagt, wenn der Bundeskanzler solche Aussagen ernst meine, dann wäre das sehr wichtig, wenn es politisch in die Tat umgesetzt würde: „Man sollte nicht nur selbst schauen, was einem zusteht, wie es ja auch im Wahlslogan der SPÖ und des Herrn Bundeskanzlers heißt, sondern dass auch der Nächste neben mir gut leben kann.“

Steuerliche Vorteile fürs Ehrenamt bisher unmöglich

Mehr Anerkennung und Hilfe für Ehrenamtler, das fordern Politiker aller Parteien auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebenen immer wieder. Und im Alltag von Freiwilligen sorgt das Thema seit langer Zeit für Gesprächsstoff. Es gibt viele Vorschläge, Wünsche und Fragen an die Politik. Vor einigen Jahren bemühte sich beispielsweise der Bundesverband des Österreichischen Bergrettungsdienstes (ÖBRD) um konkrete steuerliche Erleichterungen bzw. Abschreibungsmöglichkeiten für Ehrenamtler, wenn sie sich Ausrüstung und Einsatzkleidung selbst kaufen müssen. Fast alle E-Mails an Abgeordnete der Parlamentsparteien in diesem Zusammenhang brachten damals Absagen oder zumindest keine konkreten Zusagen, dass man sich bei der Gesetzgebung im Nationalrat konkret dafür engagieren werde.

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Viel Lob für Ehrenamtler

ORF-Redakteur Jörg Eisenberger hat sich den SPÖ-Wahlkampfstart in Großarl angesehen.

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